Kompatscher zeigte sich zuversichtlich hinsichtlich der Autonomie

Kompatscher geht von Autonomie-Reformtext noch heuer aus

Sonntag, 24. November 2024 | 05:02 Uhr

Von: apa

Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) sieht die angestrebte Reform des Südtiroler Autonomiestatuts mit der Wiederherstellung verloren gegangener Kompetenzen trotz Verzögerung weiter auf Schiene. “Es ist realistisch, dass der Text für den Verfassungsgesetzesentwurf noch heuer fertig ist”, sagte Kompatscher im APA-Interview. Indes ließ der Landeshauptmann weiter offen, ob er bis zum Ende seiner nunmehr letzten Periode im Jahr 2028 im Amt bleiben werde.

Erfolge wie angestrebt Anfang kommendes Jahres der Beschluss im Ministerrat durch die Rechtsregierung Giorgia Melonis, rechnete Kompatscher wie bisher mit ein bis zwei Jahren, bis das Verfassungsgesetz beide Kammern des Parlaments passiert haben wird. Somit sollte man die Causa – wie bisher avisiert – “zeitgerecht in dieser Periode” über die Bühne gebracht haben, spielte der Landeshauptmann auf die nächste planmäßige Parlamentswahl in Italien an, die im Jahr 2027 ansteht. Wichtig sei aber, dass man sich “nicht mehr ewig Zeit lässt”, machte Kompatscher etwas Druck. So hatte es zuletzt Verzögerungen gegeben. Eigentlich sollte der Entwurf schon im Sommer vorliegen. Zuletzt hatten einige Ministerien in Rom entsprechende Gutachten nicht geliefert, was wiederum zu einer kleinen Verzögerung führte. Für kommende Woche stand die nächste “technische Arbeitssitzung” im Ministerium für Regionen an.

“Erfreulich und legitim” wäre es, wenn das Südtiroler Bestreben auch in einem kurzen Passus Eingang in ein künftiges Koalitionsabkommen der neuen Bundesregierung in Österreich, der “Schutzmacht” Südtirols, finden würde, sagte der Landeshauptmann: “Es wäre positiv, wenn unsere aktuelle Arbeit dort begleitet würde.” Es stehe ihm aber nicht zu, Forderungen Richtung Wien zu erheben, betonte Kompatscher. Das sei auch gar nicht notwendig, denn: Er sei mit Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und weiteren Verantwortlichen in ständigem, guten Kontakt. Auch abseits der laufenden Verhandlungen mit Rom über die Autonomie wäre es “positiv”, wenn es – wie es bisher “immer gute Tradition” war – wieder zu einem “Südtirol-Passus” im Regierungsprogramm kommen würde. Zu den nunmehr angelaufenen Regierungsverhandlungen in Österreich an sich wollte sich der Südtiroler Landeshauptmann – auch dies hat “gute Tradition” – nicht weiter äußern.

Mit Reform würden beträchtliche Befugnisse nach Südtirol wandern

Südtirol will durch die Autonomie-Reform verloren gegangene Kompetenzen zurückerlangen. Dabei geht es um die Wiederherstellung der Standards, die 1992 zur Streitbeilegung vor den Vereinten Nationen (UNO) geführt hatten und durch die italienische Verfassungsreform bzw. Urteile des Verfassungsgerichts über die Jahre immer wieder ausgehöhlt worden waren. Ministerpräsidentin Meloni (Fratelli d’Italia) hatte sich in ihrer Regierungserklärung zu Beginn ihrer Amtszeit im Jahr 2022 dezidiert dafür ausgesprochen.

Gelingt die angestrebte Reform (eine solche betrifft auch das Trentino, Anm.), wären damit jedenfalls beträchtliche Befugnisse im Bereich der Gesetzgebung verbunden, die zu einer wesentlichen Stärkung der Südtirol-Autonomie beitragen und die Menschen in Südtirol auch in ihrem Alltag positiv spüren würden, betonte der Landeshauptmann. “Alle Bereiche wäre davon betroffen”, verdeutlichte Kompatscher. Denn seit der Verfassungsreform 2001 müsse man in der autonomen Provinz “in vielen Bereichen staatliche Bestimmungen abschreiben” und uns “an staatliche Standards halten”. Würde dies geändert, werde man es spüren: “Wir können dann freier gesetzgebungsmäßig tätig werden.” Dies betreffe etwa auch die gesamte Umwelt- und Klimapolitik – auch diese Bereiche wären von einer “Wiederherstellung” umfasst.

Gesetzesentwurf soll Österreich übermittelt werden

“Man merkt: Ministerpräsidentin Meloni will das”, zeigte sich Kompatscher weiter zuversichtlich. Schließlich habe die Regierungschefin zuletzt auch selbst dahingehend einen “Termin” genannt, dass innerhalb des Novembers der Textentwurf finalisiert werden sollte, was sich nunmehr nicht auszugehen scheint. Man beginne nun eben in den Ministerien auch “kritisch zu beachten”, was da von Südtiroler Seite an konkreten Vorstellungen vorgelegt wurde, sah der Landeshauptmann ein ganz normales Prozedere: “Seitens der Regierungsvertreter heißt es zuweilen: ‘Diese Formulierung geht aber über eine reine Wiederherstellung hinaus’. Dieses zähe Feilschen ist ein Beleg dafür, dass man von einer anschließenden tatsächlichen Umsetzung ausgeht und die Verhandlungen deshalb sehr ernst nimmt. Wir kommen jetzt in die Phase, wo man ‘Ja oder Nein’ sagt.”

Auch Österreich werde in dem Prozess eine Rolle spielen. Südtirol fordere, dass – sobald der Gesetzesentwurf dem Parlament vorliegen wird – dieser neben dem Landtag in Bozen auch Wien übermittelt wird, so Kompatscher. Das Parlament würde laut innerstaatlichem Recht dadurch zwar nicht gebunden, aber: “Dann noch was zu ändern, wäre ein völkerrechtlicher Fauxpas.”

Das Autonomie-Thema war ein zentraler Baustein bei der Bildung der Mitte-Rechts-Fünferkoalition aus Südtiroler Volkspartei, den Südtiroler Freiheitlichen, der Meloni-Partei Fratelli d’Italia, Lega und La Civica nach der Landtagswahl im vergangenen Oktober gewesen. Die Koalition, von Kompatscher stets als “Zweckbündnis” tituliert, war aufgrund des schlechten SVP-Wahlergebnisses mehr aus der Not geboren. Dass sich einige Koalitionspartner in Rom und Bozen nunmehr aber quasi “überschneiden”, sollte der angestrebten Autonomie-Reform nicht abträglich sein.

Die Bildung der Koalition brachte Kompatscher und der SVP heftigen Gegenwind ein, Teile der Zivilgesellschaft protestierten gegen den “Pakt mit Faschisten”. Mittlerweile hätten sich die Gemüter aber weitgehend beruhigt, so Kompatscher. Man verfolge schließlich ein “liberales, auf europäischen Grundwerten aufbauendes, weltoffenes, pluralistisches Programm”, das in wesentlichen Teilen die Handschrift der SVP trage. Die Sammelpartei vertrete zudem ein “christlich humanistisches Weltbild”, das eine Distanz zu “reaktionären Welt- und Menschenbildern” aufweise. Die Arbeit in einer Fünferkoalition sei logischerweise “komplizierter”, die Mehrheit im Landtag knapp, räumte Kompatscher ein, aber: “Wir sind vieles angegangen und haben bereits im ersten Jahr vieles umgesetzt.”

Kompatscher schließt Abgang vor 2028 nicht aus

Nicht festlegen lassen wollte sich der 53-Jährige, der Südtirol seit 2014 regiert, auf einen Verbleib bis zum Ende seiner letzten Legislaturperiode. “Ich habe einen Auftrag bis zum letzten Tag. Alles andere werden wir sehen. Was vorher stattfindet, was parteipolitisch vereinbart wird, was eventuell sinnvoll und nützlich erscheint.” “Ich schließe in Bezug auf die Zukunft grundsätzlich nichts aus. Nicht dass es dann heißt, er hat es ausgeschlossen”, meinte Kompatscher etwas kryptisch auf die Frage, ob es zu einer vorzeitigen Übergabe an einen Nachfolger kommen könnte.

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

23 Kommentare auf "Kompatscher geht von Autonomie-Reformtext noch heuer aus"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
krokodilstraene
10 Tage 14 h

zuerst Juni, dann November, jetzt bis Ende des Jahres…
ist er sich bewusst, dass er die Südtiroler jedesmal pflanzt?
was hat er gesagt? bis November oder die Koalition platzt…

mir platzt auch so einiges…

Sag mal
Sag mal
Kinig
10 Tage 11 h

@krokodilstraene Sie lassen Sich aber auch immer immer u. Immer wieder “pflanzn”. Die Wahlen zeigen es jedesmal. Also weiter wie gehabt!

Doolin
Doolin
Kinig
10 Tage 9 h

…der LH sollte umgehend, wenn er seriös ist, diese unselige Koalition mit wortbrüchigen Postfaschisten beenden oder, sofort zurück treten…

N. G.
N. G.
Kinig
10 Tage 8 h

@Sag mal Hätten wir ne bessere Autonomie wenn ne STF an der Macht gewesen wäre oder jetzt verhandeln würde?

Sag mal
Sag mal
Kinig
10 Tage 5 h

@N. G. Auf so eine d…….. Frage kann ich mir die Antwort wohl sparen!

krokodilstraene
9 Tage 13 h

@Sag mal
bei den Wahlen habe ich mich nicht pflanzen lassen und entsprechend angekreuzt, schon seit vielen Jahren!
ich kann leider nicht für die anderen Wähler…

gutergeist
gutergeist
Superredner
10 Tage 12 h

Er ist zuversichtlich?!?! Ich war auch zuversichtlich bei seinem Antreten als Landeshauptmann. Aber, er hat den damaligen Rentenskandal über sich ergehen lassen und viele weitere. Dazu Vorschriften, Zettelwirtschaft, und, und, und,….einfach zu vieles um der Bevölkerung das Leben zu erleichtern. Zuversicht, schönes Wort, die Tatsachen sprechen leider eine andere Sprache.

So ist das
10 Tage 12 h

Na ja die Löhne und Renten der Politiker wurden ja erhöht. 😂😂😂

Dagobert
Dagobert
Kinig
10 Tage 11 h

@guter Geist
Jo gell, ins Südtiroler gehts schun brutal letz 🤦‍♂️

Sag mal
Sag mal
Kinig
10 Tage 5 h

@Dagobert Menschen Die nicht einer geregelten Arbeit nachgehen können weil Sie nicht gesund sind geht’s nicht gerade gut.

Homelander
10 Tage 13 h

Mein Opa Alois fragt, welche Autonomie?😅

Blitz
Blitz
Kinig
10 Tage 10 h

Wer glaubt wird seelig, aber nicht mit Kompatscher !

ghostbiker
ghostbiker
Universalgelehrter
10 Tage 15 h

wieso wiederherstellen…hobn sich die superschlauen Politiker hinters Ohr hauen lossen?

Savonarola
9 Tage 23 h

@ ghostbiker

20 Jahre lang haben sie bestritten, dass die Autonomie gestutzt worden sei. Es wurde immer gebetsmühlenartig wiederholt, mit der von ihren Parlamentariern erarbeiteten Vorbehaltsklausel sei man geschützt. Dann haben sie kleinlaut begonnen in den Raum zu stellen, dass das Gegenteil der Fall ist.

Savonarola
10 Tage 7 h

Kompatscher möchte wohl als größter Landeshauptmann aller Zeiten in die Geschichte Südtirols eingehen, als Meilenstein in der Autonomiegeschichte, als Durchbruch in Rom.

N. G.
N. G.
Kinig
10 Tage 6 h

Wärs besser wenn er nichts täte?

magg
magg
Universalgelehrter
10 Tage 14 h

Da ist er aber recht optimistisch!
Für heuer wird es wohl kaum, da die Regierung auf Zeit setzt und ob es dann so kommt, wie es in der Agenda von Kompatscher und Co. steht…

Galantis
Galantis
Superredner
10 Tage 11 h

..der LH und die Fratellis retten unsere Autonomie!

NICKL2
NICKL2
Grünschnabel
10 Tage 2 h

Noch heuer war ein guter Witz ist ja nur noch ein Monat.Wers glaubt naja ….
Kompatscher glaubt auch noch an Autonomie obwohl er die Marionette ist.

Bissgure
Bissgure
Superredner
10 Tage 14 h

san mo nua dechto , wido di beschtn !!!!

Savonarola
9 Tage 23 h

was soll man von einen LH halten, der Weltoffenheit, Tolleranz, Nachhaltigkeit predigt, und sich dann mit den fratellis ins Bett legt und eine Seilbahn nach der anderen baut? Der bei Selbstbeweihräucherungsevents und bei den Gratulationen an Sinner und andere Südtiroler Sportler stets in der ersten Reihe sitzt und bei den unangenehmen Sachen seine Landesräte und Direktoren sprechen lässt?

Doolin
Doolin
Kinig
9 Tage 13 h

ein Südtiroler LH, fer mit Postfaschisten Koalition macht, ist schon ein starkes Stück…

lumbumba
lumbumba
Tratscher
9 Tage 14 h

DER ZAHNLOSESTE LANDEHAUPTMANN….. EVER…..KEINEN PLAN ;KEINEN ERFOLG;KEIN PROFIL;KEINEN WEITBLICK;KEINE AHNUNG VON RICHTIGER ARBEIT;…….EIN ANWALT HALD…..

wpDiscuz