Kongress-Anhörung sorgt für Aufsehen

Kontroverse in den USA: Pentagon bestreitet Ufo-Programm

Dienstag, 01. August 2023 | 11:06 Uhr

In den USA ist eine neue Ufo-Kontroverse entbrannt: Der ehemalige Geheimdienstoffizier David Grusch, der zuvor in einem Interview mit dem Branchenportal „The Debrief“ mit Aussagen über außerirdische Fluggeräte im Besitz der Vereinigten Staaten für Aufsehen gesorgt hat, löste eine Anhörung im Repräsentantenhaus aus. Nun folgt das Dementi des Pentagon.

Sean Kirkpatrick, Leiter des kürzlich eingerichteten Pentagon-Büros AARO (All-Domain Anomaly Resolution Office), das für die Untersuchung von Ufo-Vorfällen zuständig ist, hat mit scharfen Worten von den Aussagen des hochrangigen Ex-Militärs reagiert. Die Behauptungen seien „beleidigend“ für all jene, die sich mit den Sichtungen von ungeklärten Phänomenen beschäftigten, schrieb Kirkpatrick in einem privaten Memo laut einem Bericht von „Politico“. Kirkpatrick bestätigte dem US-Magazin die Echtheit des Schreibens, das zuvor in sozialen Netzwerken kursierte. Er sei „zutiefst enttäuscht“ von Gruschs Aussagen.

Eigenes Ufo-Programm?

Grusch hatte in der Anhörung vor dem Kongress seine Behauptungen über ein angeblich geheimes Bergungsprogramm für Ufos bestätigt. Die USA seien bei Forschungsarbeiten auf nicht menschliche Überreste, vermutlich von Aliens, gestoßen und hätten jahrzehntelang ein eigenes UFO-Programm betrieben, erklärte der Whistleblower während der Anhörung.

Vor dem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses berichtete Grush von Sichtungen unidentifizierter Flugobjekte und deren Analysen. Er habe mit Beamten gesprochen, die aus erster Hand Erkenntnisse über solche Flugobjekte hätten. Gefunden wurden laut Grusch nicht nur Flugobjekte, sondern auch die „biologische“ Überreste der außerirdischen Piloten, wie der Ex-Geheimdienstler bei einer Anhörung im Kongress behauptete. Selbst habe er dies allerdings nicht gesehen.

Im Rahmen seiner Tätigkeit im Verteidigungsministerium sei er darüber informiert worden, dass ein mehrere Jahrzehnte laufendes Forschungsprogramm zur Beobachtung von Ufo-Abstürzen und zur Rekonstruktion von Ufos existiert. Ihm selbst sei der Zugang zu diesem Programm allerdings verwehrt worden, erklärte Grusch auf Nachfrage des Kongresses.

Stattdessen hätte er untersuchen sollen, was Militär, Verteidigungsministerium und andere Nachrichtendienste über die Existenz von Aliens und Alien-Fahrzeuge wissen würden.

Internationales Aufsehen

Weil er bei der Anhörung jedoch nicht alle spektakulären Details seines Interviews wiederholt hat, ist Grush allerdings auch der Kritik ausgesetzt. Trotzdem sorgten seine Behauptungen international für viel Aufsehen. Grush ist der erste Ex-Regierungsmitarbeiter, der die Existenz eines UFO-Programms unter Eid in einer offiziellen Anhörung bestätigt hat. Er hatte US-Medien zufolge 14 Jahre lang als Geheimdienstoffizier unter anderem bei der US-Luftwaffe gearbeitet und gehörte von 2019 bis 2021 zu einer Arbeitsgruppe für nicht identifizierte ungewöhnliche Phänomene.

Kirkpatrick weist Gruschs Aussagen nun allerdings entschieden zurück. „Um es klar zu sagen: AARO hat noch keine glaubwürdigen Beweise gefunden, die die Behauptungen eines Reverse-Engineering-Programms für nicht menschliche Technologie stützen“, heißt es in dem Memo weiter. „Die zentrale Quelle dieser Anschuldigungen“ habe sich zudem geweigert, mit dem AARO zu sprechen – damit dürfte wohl Grusch selbst gemeint sein.

Ohne Erklärung

In den vergangenen Jahren hatte das US-Verteidigungsministerium Berichte vorgelegt, wonach sich Dutzende Himmelserscheinungen aus den vorigen zwei Jahrzehnten bislang nicht erklären ließen. Allerdings würden auch auch keine Hinweise auf geheime Technik anderer Länder oder auf außerirdisches Leben vorliegen, hieß es weiter.

Im Juni hatte eine Expertengruppe der US-Raumfahrtbehörde Nasa ein öffentliches Treffen abgehalten und für mehr und bessere Daten zu Beobachtungen von ungewöhnlichen Phänomenen plädiert.

“Tic-Tac”-Phänomen

Zu solchen Erscheinungen zählt wohl auch das sogenannte “Tic-Tac”-Phänomen – ein ovales weißes Objekt, das zum ersten Mal 2004 in ruhigen Gewässern vor der Küste von Kalifornien unter anderem von Kampfpilot David Fravor gesichtet wurde. Favor war damals Kapitän einer Flugstaffel und machte sogar eine Videoaufnahme, die mittlerweile öffentlich ist.

Jahrelang seien diese Sichtungen totgeschwiegen und ignoriert worden, erklärte Fravor, der ebenfalls vor dem Kongress ausgesagt: „Diese Technologie war allem weit überlegen, was wir haben. Wir reden über etwas, das hoch ins All und zurück kann, in nur wenigen Sekunden. Und es gibt nichts, was wir dagegen tun können.“ Er betrachtet solche Objekte als Gefahr die nationale Sicherheit.

Ex-Kampfpilot Ryan Graves beobachtete 2014 ebenfalls bislang unerklärte Phänomene: „Diese Sichtungen sind keine raren Einzelfälle, sie sind Routine. Militärangehörige und zivile Piloten, also Menschen deren Leben von akkuraten Informationen abhängt, machen häufig solche Beobachtungen.“ Graves fordert weniger Geheimhaltung und eine zentrale Stelle, wo alle Sichtungen von UAPs (Unidentified Aerial Phenomenon) erfasst, aufgearbeitet und immer ernst genommen werden.

Gesetzgebung angekündigt

In seinen abschließenden Bemerkungen nannte der republikanische Kongressabgeordnete Glenn Grothman die Anhörung als „erhellend“.

Grothman ist Vorsitzender des Unterausschusses des Repräsentantenhauses für nationale Sicherheit und auswärtige Angelegenheiten. Zudem sagte er: „Ich denke, einige von uns werden sich darauf freuen, in einem vertraulicheren Rahmen Antworten zu erhalten.“ Gleichzeitig kündigte er an, dass eine Gesetzgebung folgen werde.

Von: mk