Angriffe auf zivile Einrichtungen gehen weiter

Laute Rufe nach Waffen mit größerer Reichweite für Kiew

Mittwoch, 03. Januar 2024 | 19:27 Uhr

Wegen der massiven russischen Angriffswelle auf zivile Ziele in der Ukraine zum Jahreswechsel mehren sich die Rufe nach der Lieferung von Waffen mit größerer Reichweite für Kiew. “Wir sollten auf die jüngsten Angriffe auf die Ukraine in einer Sprache antworten, die Putin versteht”, forderte etwa Polens Außenminister Radoslaw Sikorski am Mittwoch im Online-Dienst X.

Sikorski forderte die Verschärfung von Sanktionen gegen Russland und die Bereitstellung von “Raketen mit größerer Reichweite”, die es der ukrainischen Regierung “ermöglichen, Abschussanlagen und Kommandozentren auszuschalten”.

Polen gehört trotz eines Handelskonflikts zu den größten Unterstützern der Ukraine innerhalb Europas. Bei seinem Antrittsbesuch in Kiew hatte Sikorski an die Europäische Union und die USA appelliert, ihre Wirtschaft und Produktionsmöglichkeiten zu “mobilisieren”, um die Ukraine mit Waffen auszustatten.

Auch die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová forderte, der Ukraine mehr Mittel zur Verfügung zu stellen. “Der beste Weg, um sicherzustellen, dass Moskaus Aggression nicht ein weiteres Jahr andauert, besteht darin, der Ukraine die Mittel an die Hand zu geben, die sie braucht, um sich selbst zu verteidigen”, schrieb Čaputová auf X.

In Deutschland kritisierte der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen die Regierung dafür, dass sie sich der Lieferung von Waffensystemen mit langer Reichweite an die Ukraine verschließt. In Deutschland wird seit langem die Frage einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Kiew diskutiert. Röttgen forderte für das Jahr 2024 einen Politikwechsel der Bundesregierung von der “Halbherzigkeit zur Unterstützung mit dem, was da ist”. Ansonsten werde das “Ausbluten”, “Zerstören” und “Zermürben” der Ukraine weitergehen, sagte Röttgen.

Europa und die USA müssten Kiew “anders, mehr, wirkungsvoller” unterstützen. Taurus sei “hochwirksam”, argumentierte der CDU-Politiker. Taurus-Marschflugkörper haben eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern und würden der ukrainischen Armee damit Angriffe auf Waffendepots und Versorgungslinien auf russischem Staatsgebiet erleichtern.

Russland hatte nach Weihnachten eine der größten Angriffswellen seit Kriegsbeginn gegen die ukrainische Hauptstadt Kiew und weitere Städte gestartet. Dabei wurden mehr als 40 Menschen getötet.

Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj feuerten die russischen Streitkräfte allein seit dem 29. Dezember fast 300 Raketen und mehr als 200 Drohnen auf die Ukraine ab. Selenskyj sprach von “vollkommen vorsätzlichem Terror” durch Russland.

Die Ukraine reagierte über das Wochenende mit Raketenangriffen auf die russische Grenzregion Belgorod, bei denen 25 Menschen getötet wurden. Russland meldete am Mittwoch erneute Angriffe auf die von Moskau annektierte Halbinsel Krim sowie Grenzregionen in Russland. Die russische Luftabwehr teilte mit, sie habe sechs Raketen über Belgorod abgefangen.

In der nördlich von Belgorod gelegenen Region Kursk beschädigte ein Luftangriff Gouverneur Roman Starowojt zufolge Infrastruktur und führte zu Stromausfällen. Der Gouverneur der Stadt Sewastopol auf der Krim erklärte, eine Rakete sei nahe der Stadt abgeschossen worden.

Die Führung in Kiew forderte ihrerseits ihre westlichen Verbündeten auf, die Lieferung von Luftabwehrwaffen, Kampfdrohnen und Waffen mit großer Reichweite zu beschleunigen. Selenskyjs Stabschef Andrij Jermak gab an, die jüngste Angriffswelle mit dem Nationalen Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, besprochen zu haben. Beide seien sich einig über “die Bedeutung einer Stärkung der ukrainischen Luftabwehr” gewesen, erklärte Jermak.

Nach mehreren Monaten Pause haben die Ukraine und Russland am Mittwoch wieder Gefangene ausgetauscht. “Unsere sind zu Hause”, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj in sozialen Netzwerken. Der zuständige Koordinierungsstab sprach vom größten Gefangenenaustausch seit dem russischen Einmarsch vor über 22 Monaten. Demnach seien 230 Männer und Frauen freigelassen worden. Nach Moskauer Angaben kehrten 248 Russen aus ukrainischer Gefangenschaft zurück.

Laut Selenskyj handelte es sich im Zivilisten und Soldaten. Unter den Soldaten seien auch Verteidiger der Hafenstadt Mariupol und der Schlangeninsel gewesen. An der Organisation des Austausches waren demnach die Vereinigten Arabischen Emirate und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz beteiligt. Zuletzt hatte es im Juli vergangenen Jahres einen Austausch gegeben. Nach ukrainischen Angaben sollen sich über 4000 Ukrainer noch in russischer Gefangenschaft befinden.

Von: APA/AFP/Ukrinform/dpa

Kommentare
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faif
faif
Superredner
4 Monate 14 Tage

…manchmal frage ich mich ob die sanktionen gegen russland überhaupt etwas nützen….da wäre sicherlich noch mehr zu tun, auch “helfer und freundestaaten” von putin müssten viel mehr sanktioniert werden….

ebbi
ebbi
Kinig
4 Monate 14 Tage

Nö, nutzen nix.

jack
jack
Universalgelehrter
4 Monate 14 Tage

ok Wasserpistolen

Mico
Mico
Universalgelehrter
4 Monate 13 Tage

russland eine Weltmacht seit Jahrzehnten kann nie in die knie gezwungen werden… schon gar nicht von einem lächerlichen europa welches selber mehr mit sich selber zu schaffen hat.

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