Von: mk
Bozen/Meran – In Südtirols deutschen Schulen fehlt eine zentrale Information, die für erfolgreichen Unterricht entscheidend ist: die Sprache der Kinder. Dies betont die Süd-Tiroler Freiheit in einer Aussendung.
Lehrkräfte würden demnach vielfach erst am ersten Schultag erfahren, ob ihre Schüler überhaupt über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Denn bei der Einschreibung sei die Angabe der Muttersprache nicht verpflichtend.
„Die Lehrer tappen vollkommen im Dunkeln“, warnt Sven Knoll, Landtagsabgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit. „Lehrer müssen auf gut Glück hoffen, dass ein Kind Deutsch versteht – weil die Landesregierung es nicht für notwendig hält, diese Information zu erheben. Das ist verantwortungslos!“
Besonders drastisch zeige sich das Problem an der Grundschule „Albert Schweitzer“ in Meran, wo es laut Aussage betroffener Eltern bereits Klassen gebe, in denen kein einziges Kind deutscher Muttersprache sei. Wie die Landesregierung auf eine entsprechende Anfrage der Süd-Tiroler Freiheit hin bestätigte, würden weder Muttersprache, Familiensprache noch weitere Sprachkenntnisse systematisch erfasst. Auch über die Sprachkenntnisse der Eltern gebe es keinerlei Daten. „Die Folgen sind fehlende Planungssicherheit, überforderte Lehrpersonen und ein gefährdeter Bildungserfolg – insbesondere in der frühen Schulbildung“, so die Süd-Tiroler Freiheit.
„Die deutsche Schule wurde eingerichtet, um die sprachliche Identität unserer Minderheit zu schützen“, betont Knoll. „Wenn aber niemand mehr weiß, ob in einer deutschen Schule überhaupt noch Deutsch gesprochen wird, wird das gesamte System ad absurdum geführt.“
Die Süd-Tiroler Freiheit hat daher für die Juli-Sitzung einen Beschlussantrag in den Landtag eingebracht, der unter anderem fordert:
• Die verpflichtende Angabe der Muttersprache(n) jedes Kindes bei der Einschreibung,
• die Erhebung weiterer gesprochener Sprachen,
• die Angabe der Sprachkenntnisse der Eltern.
Nur so könne von Anfang an realistisch eingeschätzt werden, womit die Schule im kommenden Schuljahr konfrontiert sei und welche Maßnahmen zur Sprachförderung nötig seien, erklärt die Bewegung.
„Wenn Schulen mit wachsender sprachlicher Vielfalt zu kämpfen haben, braucht es nicht mehr Wegsehen, sondern endlich Klarheit – und das bereits vor dem Schuleintritt“, unterstreicht Sven Knoll abschließend. „Diese Ignoranz gefährdet den Unterricht und eine der wichtigsten Säulen unserer Autonomie, die deutschsprachige Bildung in Südtirol und damit auch den Fortbestand unserer Volksgruppe.“
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