Von: luk
Meran/Rom – Auch Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat sich am Dienstagabend mit deutlichen Worten zur umstrittenen Geste der neuen Bürgermeisterin von Meran, Katharina Zeller, geäußert. Ohne Zeller namentlich zu nennen, veröffentlichte Meloni auf Facebook ein klares Bekenntnis zum italienischen Staatssymbol: „Die Trikolore ist kein Ornament. Er ist das lebendige Symbol der nationalen Einheit, unserer Geschichte und der grundlegenden Werte der Republik“, so die Premierministerin.
Anlass für die Stellungnahme war Zellers Verhalten bei der offiziellen Amtsübernahme am Montag: Nachdem ihr Vorgänger Dario Dal Medico ihr die Trikolore-Schärpe überreicht hatte, legte Zeller diese kurz darauf ab und hielt stattdessen demonstrativ den Stadtschlüssel in die Höhe. Besonders in den italienischen Medien sorgte dies für Kritik – man sprach von einem Affront gegenüber dem Staatssymbol und warf der neuen Bürgermeisterin mangelnden Respekt vor.
Meloni betonte in ihrem Beitrag weiter, das Tragen der Trikolore bedeute, „die Heimat mit Respekt, Hingabe und Stolz zu ehren – immer“. Ihre Worte wurden von vielen als indirekte Rüge an Zeller verstanden, auch wenn sie sich einer direkten Konfrontation enthielt.
“Habe auf Verhalten meines Vorgängers reagiert”
Zeller äußerte sich zuvor in einer Pressekonferenz zu dem Vorfall. „Leider wurde ein völlig falsches Signal gesendet“, so die Bürgermeisterin. Sie habe nicht die Trikolore an sich ablehnen wollen, sondern auf das Verhalten von Dal Medico reagiert. „Ich hatte – wie es üblich ist – die Amtskette gewählt, die für unser Land und alle Sprachgruppen steht. Ich habe ihn mehrmals gebeten, mir die Schärpe in die Hand zu geben, aber er bestand darauf, sie mir aufzulegen, mit einem Ton, den ich als übergriffig empfand.“
Sie habe in diesem Moment instinktiv gehandelt, räumte Zeller ein. „Vielleicht hätte ich souveräner reagieren sollen, aber die Situation hat mich emotional überrumpelt. Ich bedaure sehr, dass daraus ein politisch-ideologischer Streit geworden ist. Unser Projekt in Meran will verbinden, nicht spalten.“
Unterstützung von Landeshauptmann Kompatscher
Unterstützung erhielt sie teilweise von Landeshauptmann Arno Kompatscher, der zur Mäßigung aufrief und erklärte, man solle den Vorfall nicht ideologisch oder ethnisch aufladen. Vielmehr habe das angespannte Verhältnis zwischen Zeller und ihrem Vorgänger eine Rolle gespielt. „Sie fühlte sich bevormundet“, so Kompatscher. Zeller sei eine gebildete, weltoffene Frau, die „Bürgermeisterin aller Meranerinnen und Meraner“ sein wolle.
Auch andere Südtiroler Bürgermeister deutscher Muttersprache übten milde Kritik: Man sprach von einer unbedachten, vielleicht naiven Reaktion. Dennoch wäre es angebracht gewesen, die Trikolore zumindest für die Dauer der offiziellen Fotos zu tragen, hieß es von einigen Seiten
Der Vorfall hat jedenfalls eine überregionale Debatte über Symbole, Identität und das Verhältnis zwischen Staat und Autonomie ausgelöst und wird gerade in Meran wohl noch länger in Erinnerung bleiben.
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