Von: luk
Meran – Für Aufsehen sorgte am Montag die neu gewählte Bürgermeisterin von Meran, Katharina Zeller, bei der offiziellen Amtsübergabe: Als ihr Vorgänger Dario Dal Medico ihr die italienische Trikolore-Schärpe umlegte, legte Zeller diese kurz darauf wieder ab und hob stattdessen symbolisch den Stadtschlüssel in die Höhe. Besonders in italienischen Medien löste das Video Empörung aus – der Vorwurf: mangelnder Respekt gegenüber einem Staatssymbol.
Zeller äußerte sich nun in einer Pressekonferenz zu dem Vorfall. „Leider wurde ein völlig falsches Signal gesendet“, so die Bürgermeisterin. Sie habe nicht die Trikolore an sich ablehnen wollen, sondern auf das Verhalten von Dal Medico reagiert. „Ich hatte – wie es üblich ist – die Amtskette gewählt, die für unser Land und alle Sprachgruppen steht. Ich habe ihn mehrmals gebeten, mir die Schärpe in die Hand zu geben, aber er bestand darauf, sie mir aufzulegen, mit einem Ton, den ich als übergriffig empfand.“
Sie habe in diesem Moment instinktiv gehandelt, räumte Zeller ein. „Vielleicht hätte ich souveräner reagieren sollen, aber die Situation hat mich emotional überrumpelt. Ich bedaure sehr, dass daraus ein politisch-ideologischer Streit geworden ist. Unser Projekt in Meran will verbinden, nicht spalten.“ Der Ex-Bürgermeister habe Öl in ein Feuer gegossen, das wir alle erloschen sehen wollen.
Unterstützung erhielt Zeller vom Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher. Es sei falsch, ihr eine anti-italienische Haltung zu unterstellen. „Sie hat sich über den dominanten Ton eines Mannes geärgert, der sie zuvor bereits im Wahlkampf scharf attackiert hatte. Der Vorfall sollte nicht ideologisch aufgeladen werden.“
Auch Alessandro Urzì, Regionalkoordinator der Fratelli d’Italia, erklärte, man nehme Zellers Entschuldigung zur Kenntnis, wenn auch mit einem „Schleier der Bitterkeit“. Wichtig sei, dass der Respekt vor nationalen Symbolen gewahrt werde. „Die Trikolore steht für die Verfassung und für den Schutz der Minderheiten – und damit auch für die Autonomie Südtirols.“
Weniger verständnisvoll zeigte sich der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner. Im Radiointerview sagte er: „Mir hat das nicht gefallen. Wir sind italienische Staatsbürger. Vielleicht wollte sie ein Zeichen setzen, aber mir hat das nichts gesagt.“
Der Amtsantritt von Bürgermeisterin Zeller bleibt damit Gesprächsthema weit über Meran hinaus.
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