Liste Rösch/Grüne wehrt sich gegen Vorwürfe der SVP

Meran: Polemik um Ost-West-Club/Bersaglio-Gebäude

Freitag, 28. Dezember 2018 | 19:51 Uhr
Update
Ex-Bersaglio-Meran

Meran – Die Liste Rösch/Grüne bedauert die Polemik von Seiten der SVP, die eine Lösung für die Unterbringung des Ost-West-Clubs im Bersaglio-Gebäude nur erschwert. “Weniger Polemik und mehr konstruktive Lösungsversuche wären angebracht”, so die Grüne Cristina Kury in einer Aussendung.

Chronologie der Polemik um das Bersaglio-Gebäude

Die Fakten seien laut Kury, dass das Bersaglio-Gebäude vom Ex-Landeshauptmann Durnwalder an den Sportclub Meran mit der Auflage geschenkt worden sei, dort auch dem italienischen Sportclub (ASM) eine adäquate Unterbringung zur Verfügung zu stellen. Der ASM bestehe nun darauf, diesen Anteil (30 Prozent) als Eigentum übertragen zu bekommen. Der Sportclub Meran wiederum beharre aufgrund eines Rechtsgutachtens darauf, dass dies nicht möglich sei, da „Schenkungen“ nicht weiter geschenkt werden dürften.

So hätten sich die Fronten zwischen den beiden Kontrahenten inzwischen verhärtet. Der Bürgermeister, der die Unterbringung des Ost-West-Clubs in diesem Gebäude anstrebe und mitfinanzieren wolle, könne in diesem Streit nichts anderes tun, als eine Vermittlung zu versuchen und die Kontrahenten zur Räson zu rufen. “Dies bislang leider erfolglos”, bedauert Kury.

Merans Grüne bieten mehrere Lösungsvorschläge

“Ein Lösungsvorschlag, den ich kürzlich auch dem Präsidenten des Sportclubs unterbreitet habe, ist: Der Sportclub überlässt dem ASM eine adäquate Immobilie, die nicht von der Schenkung betroffen ist. Dies könnte zum Beispiel der derzeitige Sitz des Sportclubs sein, der in Zukunft nicht mehr gebraucht wird. Dies natürlich nach einer entsprechenden Schätzung und möglicher Ausgleichszahlung. Dabei gäbe es keine juridischen Probleme und der Sportclub hätte dem ASM gegenüber keine Verpflichtungen mehr im Bersaglio-Gebäude”, so Kury. Aber dazu scheint der Sportclub aus verschiedenen Gründen nicht bereit zu sein.

“Ein weiterer Weg wäre, wenn der Sportclub klar und deutlich dem ASM ein 99 Jahre währendes Nutzungsrecht des dem ASM zustehenden Anteils im Bersaglio-Gebäude anbieten würde. Wenn dieses Angebot in der nötigen Klarheit gemacht würde, gibt es die Hoffnung, dass der ASM einlenkt”, erklärt Kury den zweiten Vorschlag.

“Drüberfahren” nicht stilvoll: Appell an alle Kontrahenten zur Einigung

“Auf alle Fälle geht unser Appell an alle Kontrahenten, sich um eine Einigung zu bemühen, statt Sündenböcke zu suchen. Der Appell von Seiten der SVP an den Bürgermeister, er möge den Deal „mit Schneid“ durchziehen, ist unverständlich. Rät die SVP allen Ernstes dem Bürgermeister, ein oder zwei Koalitionspartner einfach zu überstimmen und dann im Gemeinderat mit neuen Mehrheiten und einer ethnischen Spaltung das Projekt zu genehmigen? Abgesehen davon, dass dabei die nötige Mehrheit nicht garantiert ist, ist diese Art, mit Koalitionspartnern umzugehen, nicht der Stil unseres Bürgermeisters und auch dem Projekt nicht förderlich”, verdeitigt die Kury die konziliante Vorgangsweise der Stadtregierung.

Deshalb wäre es laut Meraner Stadtregierung wohl weit sinnvoller, die Polemik zu begraben und alle betroffenen Parteien von der Güte des Projektes zu überzeugen: ein schönes Haus wird saniert, der deutsche und der italienische Sportclub arbeiten unter einem Dach zusammen und der beliebte Ost-West-Club hätte endlich genügend Platz, seine vielen Ideen gut umzusetzen.

Besay Mayer – ehemaliger Präsident Ost West Club in den Jahren 2011-2015 – reagiert auf Cristina Kury (Grüne/Liste Rösch)

“Bezugnehmend auf die Presseaussendung von Frau  bezüglich des Umzugs des ost west clubs und der beiden Sportvereine in das Bersaglio Gebäude möchte ich einige Dinge feststellen: In meiner Funktion als ehemaliger Präsident und Vorstandsmitglied des Ost West Clubs, habe ich die Entwicklung des Kulturvereins aus nächster Nähe für viele Jahre selbst und aus dem Innersten heraus beobachten können. In unzähligen ehrenamtlichen Stunden haben wir schon vor 7 Jahren alles Mögliche unternommen, um die nötige Unterstützung der Gemeinde Meran zu erhalten. Im Laufe dieses Prozesses ist die Anzahl der Mitglieder und der kulturellen Veranstaltungen kontinuierlich nach oben gegangen. Der Ost West Club wurde zu einem Treffpunkt für Jung und Alt und für die verschiedenen Sprachgruppen und Menschen unserer Stadt Meran. Trotz erheblicher Bemühungen von Seiten des Vorstandes, der Mitglieder und der vielen ehrenamtlichen Helfer die ordentliche Tätigkeit, samt einem funktionierenden Verwaltungsapparat (Programm, Buchhaltung usw.) auf ein stabiles und transparentes Fundament zu stellen, muss ich nun zu meiner Verwunderung feststellen, dass Ende des Jahres 2018 die Unterstützung in Bezug auf die Beitragsvergabe und die Zur-Verfügung-Stellung einer entsprechend neuen, großen Vereinsstruktur immer noch nicht realisiert werden konnte. Wenn Frau Cristina Kury, nachdem die Grünen/Liste Rösch, die nun seit fast vier Jahren Teil der Meraner Stadtregierung ist, sich anscheinend lieber immer noch in Grabenkämpfen mit der SVP bzw. dem Koalitionspartner aufreibt, anstatt mit dem entsprechenden Nachdruck eine wirklich glaubhafte Unterstützung des Ost West Clubs voranzutreiben, muss ich mich darüber schon sehr verwundert zeigen”, so Besay Mayer.

“Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass wir schon damals mehrmals bei den Grünen um einen Tausch in der Bürogemeinschaft in den Lauben gebeten hatten, diese aber immer wieder abgelehnt wurde. Mehrere Mitarbeiter des Ost West Clubs müssen, Stand Ende 2018, immer noch in einem kleinen dunklen Raum ohne Sonnenlicht tagtäglich ihrem Brotberuf nachgehen und dort mehrere Stunden verbringen, während die deutlich größere Räumlichkeit der Grünen/Liste Rösch Richtung Laubengasse sonnendurchflutet ist, aber so gut wie nie und meistens nur in den Abendstunden genutzt wird. Es wäre schon damals ein sichtbares und deutliches Zeichen der Unterstützung an den Ost West Club gewesen, die vielfältige und schweißtreibende Arbeit der Angestellten des Vereins wertzuschätzen, welcher ganz nebenbei auch die Verwaltung der Bürogemeinschaft, u.a. für die führende politische Partei der Stadt Meran abwickeln muss. Statt solche und ähnliche konkrete Unterstützungsmaßen in die Tat umzusetzen, haben sich Frau Kury und ihre Partei in der Vergangenheit und auch in letzter Zeit nur dadurch hervorgetan, den schwarzen Peter dem Koalitionspartner zuzuschieben”, so Besay Mayer weiter.

“Es enttäuscht mich außerdem über alle Massen, dass es die Gemeinde Meran immer noch nicht geschafft hat, einen angemessenen kulturellen Beitrag für die ordentliche Tätigkeit des größten Kulturvereins der Stadt mit nahezu 7000 Mitgliedern und über 250 Veranstaltungen im Jahr, zur Verfügung zu stellen. Letztlich und überhaupt konnte der rührige Verein in der Meraner Passeirergasse, lediglich aufgrund erheblicher finanzieller Bemühungen und Unterstützungen von Seiten der Provinz Bozen überleben. Und dies sage ich nicht als Mitglied der SVP, sondern vor allem und ausschließlich nur als ehemaliger Präsident und eingeschriebenes Mitglied des Ost West Clubs. Auch wenn gerade und vor allem während des Gemeinderatswahlkampfes 2015 alle möglichen Versprechungen und Verheißungen gemacht wurden und teilweise der Ost West Club zum Wahlkampfthema Nr. 1 gemacht wurde, scheint es mir als wären knapp vier Jahre später nicht sehr viele Erfolgserlebnisse verbucht worden sind und, dass wir uns knapp vier Jahre später weiterhin im Kreis drehen”, meint Besay Mayer.

“Wenn ich mir dann vor Augen halte, dass die Grünen gerade in dieser Zeit in ihrer Oppositionsrolle immer wieder die anscheinend nicht vorhandene Unterstützung des Ost West Clubs öffentlich gemacht bzw. der SVP angekreidet haben und zu jener Zeit großmundig einen „neuen Wind“ und eine substantielle Veränderung in Meran angekündigt hatten, und ich mir nun die aktuelle Situation vor Augen halte, scheint dies alles doch recht unglaubwürdig und fadenscheinig gewesen zu sein. Gerade Frau Kury, die sich in der Vergangenheit nicht unbedingt als große Unterstützerin der Jugend- und Ausgehkultur in Meran hervorgetan hat, sollte sich vielleicht nun endlich mehr damit beschäftigen, wirklich ernstzunehmende Lösungsmodelle und praktikable Unterstützungsformen zu entwickeln. Die von ihr kürzlich vorgebrachten Lösungsvorschläge in Bezug auf das ehemalige Bersaglio Gebäude wirken wenig glaubhaft und substaniell und scheinen nur ein weiterer Versuch zu sein, auf dem Rücken eines mittlerweile für große Wählerschichten in Meran interessanten Vereins Vorwahlkampf zu betreiben”, kritisiert Besay Mayer.

“Gerade jetzt und in der aktuell schwierigen Phase und nach dem erneuten Rückschlag in Bezug auf den Umzug in eine neue Struktur hätte die Gemeinde Meran nun endlich die Chance substanielle und nachhaltige Unterstützungsformen für den Ost West Club anzudenken und in der Folge zeitnahe und rasch zu realisieren. Die Meraner Gemeindepolitik lässt nach wie vor eine ernstzunehmende und wirklich spürbare Unterstützung für einen Verein vermissen, der mittlerweile über die Südtiroler Landesgrenzen hinaus zu einem Modell für die freie Jugend- und Kulturszene geworden ist. Interessanterweise ist es aber nicht nur der Ost West Club, der in seiner tagtäglichen Arbeit von der Gemeinde Meran gegängelt und ignoriert wird, sondern auch viele andere Vereine unserer Stadt müssen sich tagtäglich mit einem verstaubten Verwaltungsapparat, einer kaum handlungsfähigen Politik und einem grundsätzlichen Desinteresse für Jugendkulturthemen herumschlagen”, abschließend Besay Mayer, ehemaliger Präsident Ost West Club in den Jahren 2011-2015.

Von: mho

Bezirk: Burggrafenamt