Kompatscher wird am Donnerstag erneut zum Landeshauptmann gewählt

Mitte-Rechts-Fünferkoalition in Südtirol fix

Mittwoch, 17. Januar 2024 | 14:42 Uhr

Die angepeilte Mitte-Rechts-Fünferkoalition in Südtirol von Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) bestehend aus Südtiroler Volkspartei (SVP), Südtiroler Freiheitlichen, Fratelli d’Italia, Lega und La Civica ist fix. Nach zähen Verhandlungen einigten sich die Koalitionäre in der Nacht auf Mittwoch auch in Sachen Personal und paktierten eine Landesregierung bestehend aus elf Mitgliedern. Die italienischen Parteien Fratelli d’Italia und Lega stellen jeweils einen Landesrat.

Die kleine Bürgerliste La Civica wird indes nicht in der Landesregierung vertreten sein. Ihr Landtagsabgeordneter Angelo Gennacaro soll laut einer Aussendung der Koalitionäre Mittwoch früh für das Amt des Landtagspräsidenten vorgeschlagen werden. Und zudem auch für jenes des Regionalassessors, ausgestattet mit Zuständigkeiten für die Städte Meran und Bozen. Auch soll er der italienische Vertreter in der 6er bzw. 12er Kommission werden. Im Koalitionsausschuss würden alle Parteien paritätisch vertreten sein, hieß es.

Ein entsprechendes Dokument über die neue “11er-Regierung” wurde unterzeichnet und Landtagspräsident Josef Noggler übermittelt. Damit ist nach der bereits Anfang Jänner erfolgten Einigung auf ein Koalitionsabkommen nun alles unter Dach und Fach. Am Donnerstag wird die Wahl von Landeshauptmann Kompatscher im Landtag erfolgen. “Anbrennen” sollte nichts: Es wird offen abgestimmt, das neue Bündnis verfügt über eine komfortable Mehrheit von 19 von 35 Mandaten. Der seit dem Jahr 2014 amtierende Landeschef geht in seine letzte Amtsperiode.

Zuletzt hatte es noch einige Verhandlungsturbulenzen hinsichtlich des Personalpakets gegeben. Die Gespräche zogen sich wie ein Kaugummi. Im Raum stand sowohl eine achtköpfige Landesregierung – von Kompatscher ventiliert, aber von den “Italienern” abgelehnt – als auch eine 11er-Variante. Zuletzt zeigte sich die SVP offen für beides, spielte den Ball aber in das Feld der Italiener. Diese müssten entscheiden, wen sie in die Regierung schicken. Zudem dürfe kein italienischer Partner ausscheren, die Mehrheit von 19 Mandaten im Landtag müsse stehen. Sonst sei nur eine Regierung aus acht Personen – inklusive Landeshauptmann – möglich.

Auf italienischer Seite werden Marco Galateo von Fratelli d’Italia und Christian Bianchi von der Lega der Regierung angehören. Wer für die “Sammelpartei” SVP in die Landesregierung einziehen wird, war indes vorerst noch nicht ganz klar. Dies werde erst bekanntgegeben, nachdem der Parteiausschuss am kommenden Montag getagt habe, sagte Landessekretär Martin Pircher zur APA. Kompatscher und Parteiobmann Philipp Achammer würden in das Gremium mit einem gemeinsamen Personalvorschlag gehen. Größere Rochaden dürfte es nicht geben. Die bisherigen Landesräte Arnold Schuler (unter anderem Tourismus und Landwirtschaft) sowie Waltraud Deeg (Soziales, Wohnbau) galten zuletzt als Wackelkandidaten.

Die Freiheitlichen werden wohl die erfahrene Landtagsabgeordnete Ulli Mair entsenden. Für die Partei stelle die Regierungsbeteiligung eine wichtige Weiterentwicklung dar, meinte diese gegenüber Rai Südtirol: “Die Freiheitlichen sind immer mit dem Ziel angetreten, irgendwann einmal Verantwortung in der Regierung anzunehmen.” Die Koalition sei “klar keine Liebeshochzeit mit Schmetterlingen im Bauch”. Es handle sich um eine “reine Arbeitskoalition und keine Wahlallianz”, so Mair.

Die oppositionelle und bei der Landtagswahl massiv gestärkte “Süd-Tiroler Freiheit” hatte indes bereits einen Rekurs gegen eine 11-köpfige Landesregierung mit zwei italienischen Landesräten angekündigt. Der Landtagsabgeordnete Sven Knoll verwies darauf, dass es nicht darum gehe, einen Italiener zu verhindern sondern dass Gesetze und die Autonomiebestimmungen eingehalten werden müssten. Aufgrund der aktuellen Besetzung des Landtages, also aufgrund der Stärke der italienischen Sprachgruppe im Landtag, sei bei einer elfköpfigen Landesregierung nur ein italienischsprachiger Vertreter vorgesehen, argumentierte Knoll.

Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Bozen ging Knoll mit der künftigen Koalition hart ins Gericht. Es handle sich um eine “Koalition der Verlierer und Faschisten.” Um selbst an der Macht zu bleiben, sei “Autonomiegefährder” Kompatscher “sogar bereit, Faschisten und Autonomiefeinde in die Regierung zu holen.” Essenzielle Fragen zur Wiederherstellung der Autonomie, wie kriminelle Ausländer abgeschoben werden sollen oder wie das Leben wieder leistbar gemacht werden soll, würden zudem im Regierungsprogramm nicht beantwortet.

Das angestrebte Bündnis, über das seit Anfang Dezember verhandelt worden war, hatte der SVP zuletzt einigen Gegenwind aus der Zivilgesellschaft eingehandelt. 224 Wissenschafter der autonomen Provinz waren mit einem “Offenen Brief” gegen die Koalition mit den Rechtsparteien auf die Barrikaden gegangen. Auch rund 200 Künstler wandten sich gegen eine Regierungsbeteiligung der als postfaschistisch bezeichneten Fratelli d’Italia, der Partei von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Die SVP-Parteibasis stand aber mehrheitlich hinter dem Kurs von Kompatscher, der mitunter auch Unbehagen artikulierte, und Obmann Achammer.

Kompatscher war bemüht, den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen bzw. sie zu beruhigen. Er betonte unter anderem, dass es an der SVP liege, “dafür zu garantieren, dass eine Koalition eine klare Ausrichtung der Mitte hat.” Man sei schließlich die Partei, die “die Mitte vertritt und deren Politik eindeutig mittig ist.” Teil des Abkommens, das noch nicht näher bekannt war, soll eine Präambel sein, in der sich die Partner zu Werten wie Europa, Autonomie, Nachhaltigkeit und Nicht-Diskriminierung bekennen.

Die Südtiroler Volkspartei brauchte nach ihrer empfindlichen Niederlage bei der Landtagswahl Ende Oktober zwei weitere Koalitionspartner, um auf eine Landtagsmehrheit zu kommen bzw. jedenfalls auch einen deutschsprachigen Partner. Ein Novum in der Südtiroler Geschichte. Zuletzt regierte man nur mit der Lega. Dass eine italienischsprachige Partei bzw. deren Proponenten in einer Landesregierung vertreten sind, ist ohnehin zwingend vorgeschrieben.

Von: apa

Bezirk: Bozen

Kommentare
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So ist das
3 Monate 12 Tage

Ein tiefer Kniefall und demütigender Deal des LH und der SVP für Macht und Geld.
Nach genau 100 Jahren sind die Ultrarechten wieder an der Macht und die Politik wird von Rom gesteuert. 😳😳😳

info
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Universalgelehrter
3 Monate 12 Tage

Mitte-Mitte-Rechts-Rechts-Rechts-Koalition, wenn wir Parteien zählen wollen. Hoffen wir mal, dass die größte der fünf und vor allem LH Kompatscher dem ganzen die richtige Richtung geben werden.

Aurelius
Aurelius
Kinig
3 Monate 12 Tage

10 Jahre keine Richtung gesehen beim Landeshauptmann außer steil nach unten

info
info
Universalgelehrter
3 Monate 12 Tage

@Aurelius
Diese Einschätzung zu LH Kompatscher teile ich nicht. Es waren in den letzten Jahren vor allem parteiinterne Quertreiber, die entschlossenere Schritte verunmöglicht haben. Die Frage, die sich mir stellt, ist allerdings, ob er mit diesen Koalitionspartnern nicht auf dem Holzweg ist. Time will tell.

Blitz
Blitz
Kinig
3 Monate 12 Tage

Ein LH, ohne Visionen, von Rom geduldet

Doolin
Doolin
Kinig
3 Monate 12 Tage

…was für zähe Verhandlungen?…dies hat Rom von Anfang an so angeordnet…
😆

Aurelius
Aurelius
Kinig
3 Monate 12 Tage

die AFD Freunde und Rechten werden sich freuen

Sag mal
Sag mal
Kinig
3 Monate 11 Tage

Aurelius da gibts nichts zu freuen.

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
3 Monate 12 Tage

Der Hintergrund auf dem Foto passt perfekt zum aktuellen Zustand und zu dem was uns mit dieser Koalition erwartet…

Oracle
Oracle
Kinig
3 Monate 12 Tage

@krokodil… besser als grün, auf jeden Fall…und was uns dann erwartet hätte, wenn man nach D schaut…

Black Lady
Black Lady
Tratscher
3 Monate 12 Tage

Na klar geht jetzt alles voran…
Calderola hat gesprochen…
Roma locuta-causa finita…

Oracle
Oracle
Kinig
3 Monate 12 Tage

@Black Lady… nennt man Realpolitik und Kompromiss. Römische Politik ist nicht immer einfach! Mit dem Brechstangenprinzip kommt man nicht weiter…

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
3 Monate 12 Tage

Bis do epas zistonde kimp, san eh wiedo Wohl😂… ols ausnziachn und die wahren Probleme die wir im Land haben, bleiben wieder auf der Strecke… Wer heintzitoge no an Politika ernst nimmt, isch nimma gonz Dicht in do Schissl😂

Savonarola
3 Monate 12 Tage

Eine weitere Bestätigung, dass es eine Koalition der Verlierer ist: für den meistgewählten Italiener ist kein Platz in der Regierung. Dafür steigen die fratelli, die sich einen 2. Regierungsposten erkämpft haben, zu difensori einer nichtwählenden italianità auf. Der lonksgrünangehauchte Arno ist jetzt LH der rechtesten Regierung, die es in Südtirol jemals gegeben hat. Ein Kunststück.

HelliPelli
HelliPelli
Neuling
3 Monate 12 Tage

In 5 Jabren bei den nächsten Wahlen kommt das endgültige Ende der SVPartei

ghostbiker
ghostbiker
Universalgelehrter
3 Monate 12 Tage

hoffentlich verschwindet die SVP in 4.5 Johr endlich von der Bildfläche…so a Theaterverein🤣

bon jour
bon jour
Kinig
3 Monate 12 Tage

grausig.

Staenkerer
3 Monate 12 Tage

so …. jetz hobn sich olle ihrn wunschposten erkämpft ba den wunschkonzert …. vieleicht follt ihnen jetz a wieder ein zu wos sie von de bürger im oktober überhaupt gewählt wortn sein ….

der echte Aaron
der echte Aaron
Universalgelehrter
3 Monate 12 Tage

und wieviel kostet das uns Steuerzahler mehr? (11 anstatt 8 Landesräte samt deren Angestellte) wäre sehr interessant das zu erfahren!

Tiroler25
Tiroler25
Superredner
3 Monate 12 Tage

In 5 Jahren hat er keine Kniescheiben mehr

nixischfix
nixischfix
Superredner
3 Monate 12 Tage

na dann schauen wir uns dieses Spektakel an…

gogogirl
gogogirl
Superredner
3 Monate 12 Tage

das geht nicht lange dan fliegt ihnen alles um die Ohren

Reitiatz
Reitiatz
Universalgelehrter
3 Monate 12 Tage

Iatz kennts inser Landl aufrauman, dia ordala tean terfn bleibm, die oane ob. 🤔

Rechts isch it guat, ober olbm nou besser als Links. 😉

H.M
H.M
Tratscher
3 Monate 12 Tage

na Bravo🙈🙈

faif
faif
Superredner
3 Monate 12 Tage

…groassn gfolln hot sich der Arno und seine konsorten do ober sicher net getun…..

Tiroler25
Tiroler25
Superredner
3 Monate 11 Tage

Kompatschers XL-Regierung: 11 Landesräte und ein halber

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