Regionalparlamente sollen gewählt werden

Moskau kündigt “Wahlen” in besetzten Gebieten der Ukraine an

Donnerstag, 15. Juni 2023 | 14:01 Uhr

Russland hat “Wahlen” am 10. September in den besetzten Gebieten in der Ukraine angekündigt, die Moskau seit dem vergangenen Jahr für annektiert erklärt hat. Bei neuen Luftangriffen wurde die Ukraine mit Drohnen und Marschflugkörpern beschossen. Auch die Behörden auf der von Russland annektierten Krim meldeten Donnerstagfrüh ukrainische Drohnenangriffe. Dabei soll ein Kind getötet worden sein.

In den besetzten Gebieten sollen Regionalparlamente und Gemeinderäte gewählt werden, wie die russische Wahlkommission am Donnerstag bekannt gab. Es dreht sich um vier Regionen im Osten und Süden der Ukraine – Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson.

Unterdessen hat der Chef der internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Rafael Grossi, seinen Besuch in dem von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja begonnen. Ukrainischen Angaben zufolge hatte sich Grossis Ankunft verzögert, weil die russische Seite der IAEA-Delegation angesichts von Kämpfen im Gebiet zunächst keine Erlaubnis zum Überschreiten der Frontlinie gegeben habe. Das größte Atomkraftwerk Europas steht seit Beginn des russischen Angriffskriegs unter der Kontrolle Moskaus. Aufgrund der Zerstörung eines Staudamms in der Stadt Nowa Kachowka ist die Kühlung der stillgelegten Reaktoren mit Wasser nun gefährdet.

Bei dem neuen Luftalarm in der Ukraine habe die Flugabwehr die meisten Objekte abgeschossen, darunter einmal mehr auch 20 Drohnen, hieß es in Kiew. Allein in Odessa am Schwarzen Meer seien 13 Drohnen zerstört worden. In der Stadt Krywyj Rih sei ein 38 Jahre alter Mann verletzt worden, hieß es von den Behörden.

Auf der Krim wurden die meisten der neun Drohnen laut den örtlichen Machthabern abgeschossen. Eine Drohne sei in einem Dorf explodiert, wo Scheiben von Häusern geborsten seien. Es gebe keine Verletzten, teilte der Statthalter der Krim, Sergej Aksjonow, mit. In der teilweise von Russland kontrollierten Region Cherson ist der Agentur Tass zufolge bei einem ukrainischen Angriff ein Kind getötet worden.

Im Zuge ihrer Gegenoffensive haben die ukrainischen Truppen eigenen Angaben zufolge bisher sieben Orte aus russischer Besatzung befreit. Im Gebiet Saporischschja seien die Russen seit vergangener Woche an zwei Abschnitten um drei bis sieben Kilometer zurückgedrängt worden, sagte der Generalstabsvertreter, Olexij Hromow, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Kiew. “Es wurde die Kontrolle über 100 Quadratkilometer ukrainischen Gebiets wiederhergestellt.” Im östlichen Donezker Gebiet würden ukrainische Einheiten weiter südlich und nördlich der russisch kontrollierten Stadt Bachmut angreifen. Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar erklärte, der Feind leiste “heftigen Widerstand”, die ukrainischen Vorstöße würden durch dichte Minenfelder, starkes Artilleriefeuer und sogenannte Kamikazedrohnen erschwert.

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine haben die Behörden im Überschwemmungsgebiet Cherson bisher insgesamt 28 Todesopfer erfasst. Im russisch besetzten Teil des Gebiets meldete der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Wladimir Saldo, am Donnerstag einen weiteren Toten und damit eine Gesamtzahl von 18 Opfern. Die ukrainischen Behörden und Rettungskräfte meldeten zuletzt zehn Tote auf dem von Kiew kontrollierten Gebiet. Der von Russland kontrollierte Staudamm im Kriegsgebiet brach am Dienstag voriger Woche. Das Wasser aus dem Stausee überschwemmte Dutzende Ortschaften.

Laut dem ukrainischen Stab zur Beseitigung der Flutfolgen ging das Hochwasser weiter zurück. Der Pegel in der von Kiew kontrollierten Regionshauptstadt Cherson im Dnipro zeigte am Donnerstagmorgen 1,83 Meter an. Das waren 30 Zentimeter weniger als am Vortag. Dennoch waren laut Militärverwaltung von Cherson noch 44 Ortschaften geflutet – 27 davon am ukrainisch-kontrollierten Dnipro-Ufer. Dort stünden weiter 1923 Häuser unter Wasser, teilte der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Olexander Prokudin, mit.

Von: APA/AFP/dpa/Reuters