Heimatpflegeverband sieht schwarz

Olympia 2026: “Finstere Aussichten für die Nachhaltigkeit”

Freitag, 09. Februar 2024 | 12:16 Uhr

Bozen/Pustertal – Der Heimatpflegeverband Südtirol sieht die im Zusammenhang von Olympia geplanten Bauten kritisch: Es geht um ein Speicherbecken in Antholz, ein Kreisverkehr in Olang sowie die umstrittene Bobbahn in Cortina. Für den HPV ist klar: „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“.

Landeshauptmann Arno Kompatscher habe 2017 in einem Interview gesagt „Olympia in Südtirol ja, aber unter der Voraussetzung, dass man nicht weiterhin Natur zerstört, keine neuen Sportanlagen und keine neuen anderen Strukturen baut und damit auskommt, was vorhanden ist“, ansonsten sehe er „schwarz“. Ein Speicherbecken mit Lawinenschutzdamm in Antholz, den Ausbau der Pusterer Straße inklusive Potenzierung des Verkehrs und den Bau einer laut IOC nicht notwendigen Bobbahn in Cortina später kann der Heimatpflegeverband konstatieren, dass es in Bezug auf Olympia 2026 Zeit sei schwarz zu sehen.

“Für alle, die sich nachhaltige Olympiaspiele wünschen war der 2. Februar 2024 kein guter Tag. Der Bau der Bobbahn in Cortina wurde mit der Unterschrift der Infrastrutture Milano Cortina 2020-2026 S.p.A. unter das Angebot der Firma Pizzarotti besiegelt. Bei der Ausschreibung der Arbeiten hatten interessierte Firmen nur knapp drei Wochen Zeit für das Studium von 2.080 Dokumenten, davon 1.700 technischen Plänen und vielleicht 10.000 Textseiten und zur Einreichung eines vollständigen Projektangebots. Nur das bereits erwähnte Unternehmen Pizzarotti konnte das leisten und in dieser kurzen Zeit rechtzeitig abgeben. Ob es im Vorfeld Absprachen gab und sich damit die Warnung des Professors für Wirtschaftspolitik an der Universität Neapel Michele Mosca, der bei einer Veranstaltung in Rasen sagte, dass wenn für ein Großevent wie Olympia viele Gelder bereitgestellt werden, dann sei das organisierte Verbrechen nicht weit, bewahrheitet, muss die Geschichte zeigen”, so der Heimatpflegeverband.

Sicher sei, dass aus nationalistischen Gründen mindestens 120 Millionen Euro an Steuergeldern für eine Bobbahn ausgegeben werden sollen, die wahrscheinlich nur für wenige Wochen verwendet wird und deren Bau einen massiven Eingriff in die Landschaft um Cortina bildet. “Und das, obwohl sich sogar das Internationale Olympische Komitee für eine Austragung der Eiskanalbewerbe in einer bestehenden Anlage in Igls oder St. Moritz ausspricht”, heißt es weiter.

52 Millionen Euro Kosten und ein Speicherbecken mit Lawinenschutzdamm in Antholz

Doch nicht nur in Cortina würden Millionen für fragwürdige Investitionen ausgegeben, so der HPV. “Knapp 52 Millionen Euro kostet laut vom Ministerrat genehmigten Finanzierungsplan für die Olympischen Spiele Mailand Cortina der Ausbau des Biathlonzentrums Antholz und der dazugehörigen Infrastrukturen. 2021 war noch von Gesamtkosten in der Höhe von 28 Millionen die Rede und 2019 sogar, dass ‘keine zusätzlichen großen Investitionen oder Infrastrukturen’ in Antholz notwendig wären. Zu den neuen Infrastrukturen in Antholz gehört auch ein Speicherbecken, das in einer lawinengefährdeten Zone errichtet werden soll, weshalb ein zusätzlicher Schutzwall errichtet werden muss. Obwohl es Alternativen gäbe, wird das Speicherbecken zusammen mit dem massiven Schutzwall mitten im Wald errichtet, genau dort, wo es laut eigenen Angaben in den Unterlagen der Projektwerber ‘einen erheblichen landschafts-/ökologischen Eingriff’ darstellt.”

“Und auch in Antholz sind wie in Cortina nicht nur lokale Firmen beteiligt. Laut Beschluss des Gemeindeausschusses soll das weltweit agierende Unternehmen WSP ‘die Projekte im Hinblick auf Umwelt- und Energienachhaltigkeitskriterien prüfen.’ Ob das Unternehmen, das unter anderem auch am Bau des Shanghai Towers in Shanghai, dem Vergnügungspark DubaiLand in Dubai oder dem Bau des Flughafens Berlin Brandenburg beteiligt war, dafür das richtige ist, sei dahingestellt”, meint der Heimatpflegeverein.

“Im Pustertal mit Olympiageldern Ausbau der Straße statt der Schiene”

“Damit die Bahn gegenüber dem Auto wettbewerbsfähig werden kann, fordern Verkehrsexperten, Heimatpfleger und Umweltverbände bereits seit Jahrzehnten die Riggertalschleife. Doch im ordentlichen Haushalt hatten immer andere Projekte Priorität, erst jetzt mit Geldern aus dem Olympiatopf soll diese Lücke endlich geschlossen werden. Doch der Ausbau der restlichen Bahnstrecke von Mühlbach bis Innichen wird weiterhin auf die lange Bank geschoben, sogar im Landesmobilitätsplan scheint sie unter den Maßnahmen, die bis 2035 umgesetzt werden sollen, überhaupt nicht auf”, bemängelt der HPV.

“Dagegen fließen jede Menge Olympiagelder in den Ausbau der Pustertaler Straße. Unter anderem wurde von der Landesregierung am 2. Februar 2024 der doppelstöckige Ausbau der Kreuzung Olang besiegelt. Begründet wird der Ausbau zum einen mit mehr Sicherheit, was allerdings laut Experten mit einem einfachen Kreisverkehr genauso erreicht worden wäre. Zum anderen soll der Verkehr „flüssiger“ werden, womit der motorisierte Individualverkehr auch weiterhin gegenüber dem Bahnverkehr priorisiert wird. Dabei weisen Verkehrsplaner seit langem darauf hin, dass von Nutzern immer das attraktivste Verkehrsmittel benutzt wird und deshalb der weitere Ausbau der Straßen kontraproduktiv ist”, so die Heimatpfleger und kommt zum Schluss: “Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“.

Und abschließend: Mit dieser Art von Verkehrspolitik werde das Ziel, das man sich im Landesmobilitätsplan und vor allem im Klimaplan Südtirol gesetzt hat, den motorisierten Individualverkehr massiv zu reduzieren nicht erreicht.

Von: luk

Bezirk: Bozen, Pustertal

Kommentare
Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Zugspitze947
2 Monate 18 Tage

Die Natur wird wieder rücksichtslos missbraucht und Millionen zum Fenster hinausgeworfen 😡😢👌

So ist das
2 Monate 18 Tage

Nachhaltigkeit ist eben nur das Modewort unserer Politiker 😡

info
info
Universalgelehrter
2 Monate 18 Tage
In Cortina werden dem Neubau der Bobbahn auch etwa 500 Lärchen geopfert, ein außergewöhnlicher Lärchenhain auf 1200 – 1300m, in dem erst vor wenigen Jahren recht kostenintensiv ein Spiel- und Freizeltplatz eingerichtet worden ist. Angesichts der sehr knappen Bauzeit (sogar China hat das Doppelte gebraucht) wird die Bahn auch sogut wie sicher nicht rechtzeitig für die olympischen Spiele fertig und wird anschließend die Gemeinde Cortina mit etwa 1,5 Mio. Führungskosten jährlich belasten. Ein nationalistischer Wahn unseres Ministers für Zement, Verkehr und Verschandelung, der die Bevölkerung um essentielle Dienste wie Kindergärten, Schulen und Spitäler bringen wird und zuguter Letzt als Schandfleck… Weiterlesen »
info
info
Universalgelehrter
2 Monate 18 Tage

ps: man kann aber auch noch etwas dagegen tun. In ganz Norditalien findet gerade eine Protestwoche gegen die Auswüchse der Spiele 2026 statt (https://cio2026.org/) und auch in Cortina wird der Wald voraussichtlich nicht ungeschützt bleiben. Wäre ja noch schöner!

Gredner
Gredner
Kinig
2 Monate 17 Tage

@info wie kommst du auf 1,5 Millionen? Die alte Piste Eugenio Monti (die fast 100 Jahre lang genutzt wurde) hatte 300.000 bis 400.000 jährlich verschlungen. Und die Bahn in Cesana kam auf jährliche Kosten von 1 Million. Wegen diesem unnötigen Bau im Piemont wurde die Bahn in Cortina geschlossen (es genügt eine Bahn in Italien!) und bald darauf auch jene in Cesana (weil es im Piemont kein Interesse für die Bob- und Rodel-Sportarten gibt).

Tiroler25
Tiroler25
Superredner
2 Monate 18 Tage

Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten“.

Ein toller Satz
Der Nachhaltigkeits Chef der keiner ist
Andholz glänzt wie ein Neubau
Alles andere als kleine Verbesserungen
Katastrophen Chef der Nachhaltigkeit

josef.t
josef.t
Superredner
2 Monate 18 Tage

Wohl eher dem aufkommenden Verkehr, gerecht zu werden ?
Wenn all die “Lärmer” zu Fuß, oder mit dem Fahrrad unterwegs
wären, würden die heutigen Straßen genügen….

Tiroler25
Tiroler25
Superredner
2 Monate 18 Tage

Genau u die Touris auch

Antonym
Antonym
Grünschnabel
2 Monate 18 Tage

Du hosch a Vorstellung von Verkehrsaufkommen während Olympia

info
info
Universalgelehrter
2 Monate 18 Tage

@Antonym
Mehr als während der WM wird es auch nicht werden (Zuschauer werden wahrscheinlich sogar weniger zugelassen) und da hat die Straße bisher auch (wenn auch in einigen Stunden nur knapp) gereicht.

Neumi
Neumi
Kinig
2 Monate 18 Tage

“[…]nur knapp drei Wochen Zeit[…]. Nur das bereits erwähnte Unternehmen Pizzarotti konnte das leisten und in dieser kurzen Zeit rechtzeitig abgeben”
So macht man Ausschreibungen, wo das Ergebnis schon vorher feststeht! 😀

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
2 Monate 18 Tage

Des isch ols kuan Problem, sollta is Geld et reichn, zohlts do Steuerzahler, und da kannst du nichts machen! Auf legalem weg gestohlen, heisst man das…

DerForrest1
DerForrest1
Grünschnabel
2 Monate 18 Tage

Ehrlich gsog, der Stoßnausbau ischmo recht. Vielleicht kimbman als Einheimischo noa amol leichta weita, wenn die Touris olls herblockiern… Weil die sem gibs noch Olympia sicho a no… 
Das man obo 52 Mio, wi a Biathlohnzerntrum investier, woman ongeblich nix zi tin brauch, sel isch a Witz.

Imrgschei
Imrgschei
Tratscher
2 Monate 18 Tage

Millionen ausgeben kann das Land hat Kompatscher mal gesagt, sehr nachhaltig diese Vorhaben…..Damals wie Antholz ernannt wurde hats geheißen Anlagen sind vorhanden ist nichts zu machen…..jetzt werden 52 Millionen verpuffen….

Oracle
Oracle
Kinig
2 Monate 18 Tage
.. da wirft man mal wieder alles in einen Topf und redet aus Prinzip alles schlecht, obwohl z.B. der Bau von Speicherbecken als Wasserspeicher durchaus sinnvoll ist und forciert werden muss, wenn es weniger schneit und wir in den Sommermonaten kein Schmelzwasser haben. Aber scheinbar begreifen es einige nicht. Speicherbecken im Tal zu bauen, um das Wasser dann hinauf zu pumpen schon ist wenig nachhaltig. Eine Wasserfläche in einem Wald zu bauen sollte ein Problem sein? Ach bitte! Wasserflächen bieten wieder Lebensraum für Insekten und Vögel, dazu auch Löschwasser bei Waldbrand! Das mit der Baufirma und Shanghai, Dubai oder Berlin… Weiterlesen »
Faktenchecker
2 Monate 18 Tage

Alles damit das rechte Rom glänzen kann.

Dolomiticus
Dolomiticus
Universalgelehrter
2 Monate 18 Tage

Ok, Olympiabobbahn in Cortina ist a Kas. Aber alles andere bitte danke. Das übliche Gemeckere der Nichtstuer und Allesverhinderer.

binta
binta
Grünschnabel
2 Monate 18 Tage

i find des meeeeega!

Doolin
Doolin
Kinig
2 Monate 18 Tage

…für die giochi Milano-Cortina dürfen die montanari ruhig a wian blechen…
🤪

Madmax
Madmax
Grünschnabel
2 Monate 18 Tage

In Oang braucht es Einen Grossen Kreisverkehr und sonst gar nix!! Siehe Toblach Richtung Höhlensteintal, dort funktioniert dieser Einwandfrei mit sicher der gleichen Menge an Verkehr als in Olang, wenn nicht sogar mehr!!

Faktenchecker
2 Monate 18 Tage

Es gibt Parallelen:

“Sport und NS-Außenpolitik

Olympische Spiele 1936, Olympiastadion Berlin

Der Zusammenhang von Sport und NS-Außenpolitik wurde in der Zeit des Dritten Reiches
durch die Macht- und Herrschaftspolitik geprägt und beeinflusst. Die
staatlichen Förderungen stiegen und die Außenpolitik veränderte die
internationalen Sportbeziehungen. Der Grundgedanke des Sports bekam eine
andere Bedeutung: sowohl Wettkampf als auch Erfolg wurden immer entscheidender für die Politik Deutschlands.”

https://de.wikipedia.org/wiki/Sport_und_NS-Au%C3%9Fenpolitik

Plusminus
Plusminus
Tratscher
2 Monate 18 Tage

Bei solchen Großveranstaltungen zählt nicht die Umwelt oder die Spesen, sondern groß, besser, schöner, Einige Politiker nutzen das auf um sich wichtig zu machen, sie geben selbst keinen Cent aus aber die Steuerzahler, zahlen doppelt und dreifach 🤮

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
2 Monate 18 Tage

Nachhaltigkeit ist nur dafür gut, dass Millionen unserer Steuergelder für ein Selbstdarstellungsfestival der Politiker verbrannt werden können…
😡😡😡

Parteikartl
Parteikartl
Tratscher
2 Monate 18 Tage

Jo mitr hobm in beschtn LH (haha).
Do warn nou die beschtn “Schtroßnplaner Südtirols”, dei af der Strecke zwischen Rasner Kreuzung (einfacher Kreisverkehr) & Olanger Kreuzung (500m Entfernung SS49) wahrscheinlich ein gesteigertes Verkehrsaufkommen von ca. 50% (?) einplanen, ansonsten ist es nicht erklärbar so einen “Betonkoloss” (doppelstöckigen Kreisverkehr) in die Landschaft zu setzen.

Zussra
Zussra
Superredner
2 Monate 17 Tage

Wennas schun sofl gegn Ausbau vo die Stroßn seid, misst des Hobbychauffeure amo unhebm, wieniga mitn Auto spaziernzifohrn, und öftas die Bohn zi benützn!

Chrys
Chrys
Universalgelehrter
2 Monate 17 Tage

Die Mär “wer Strassen baut wird Verkehr ernten” ist schon uralt. Fakt ist, dass wir weder im Vinschgau, noch im Pustertal, noch die Mailand Ulm Autobahn und die Alemagna Autobahn genau wegen dieser Mär gebaut haben und nunmehr alle im Stau stehen. Kein Mensch wird das Auto zu Hause stehen lassen, nur weil ein paar Ausbaustücke mehr oder weniger vorhanden sind. Zudem, die Gelder für all diese Investitionen kommen fast ausschließlich vom Staat und belasten unser Landesbudget sehr wenig bis gar nicht. 

wpDiscuz