Von: luk
Bozen – Bei einer Anhörung wurden heute die Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen vorgestellt, mit denen die Landesregierung den Vorurteilen gegenüber der Autonomie entgegentreten will. Kompatscher: “Wir müssen unser Anderssein positiv vermitteln.”
Im Landtag wurden heute die Informations- und Sensibilisierungsmaßnahmen zur Autonomie vorgestellt, die ein Beschlussantrag (Nr. 655/2016) angeregt hatte. Wie Präsident Bizzo bei seiner Eröffnung der Anhörung betonte, geht es darum, den Vorurteilen gegenüber der Autonomie, die in anderen Regionen verbreitet sei, mit geeigneten Mitteln zu begegnen.
Wie Marco Pappalardo, Leiter der Agentur für Presse und Kommunikation des Landes, erklärte, habe die Agentur genau diesen Auftrag. Man habe eine Erhebung durchgeführt und einen Strategieplan erstellt.
Von den Ergebnissen berichtet Laura Cantoni, Expertin für Marktforschung. Man habe erhoben, wie unsere Region von außen gesehen wird. Zunächst werde die Landschaft wahrgenommen, die gesunde und erholsame Umgebung, die Ordnung. 82 Prozent der Befragten wüssten von der Sonderautonomie, aber nur ein Drittel davon wisse, was das bedeute. Ein Drittel wusste nichts von den beiden Provinzen, 60 Prozent wussten nicht, dass “Alto Adige” auch “Südtirol” heißt. 40 Prozent der Befragten waren noch nie hier. Unter den spontanen Angaben der Besucher zu Südtirol wurde geschätzt, dass es anders ist. Unter den Nichtbesuchern wurden hohe Preise, Entfernung, Elitetourismus und Mangel an Alternativen zum Bergerlebnis genannt. Unter den negativen Merkmalen wurden auch eine geringe Bereitschaft zum sprachlichen Entgegenkommen bemerkt, der Perfektionismus, die Aura von Überlegenheit, die Besuchern vermittelt wird. Im Vergleich mit dem Trentino werde Südtirol als älter gesehen, etwas weniger sympathisch, introvertierter, egoistischer, ethischer, weniger gesellig und weniger modern, strenger. Das Trentino scheine mehr durch relative Werte (Gastfreundschaft, Erreichbarkeit) charakterisiert, Südtirol mehr durch eigene Werte (Tradition, Moral …). Die Südtiroler Bergwelt werde mehr unter dem gesundheitlichen Aspekt gesehen, die Trentiner Bergwelt mehr unter dem Unterhaltungsaspekt.
Als Tourismusdestination werde Südtirol eher als exklusiv und selektiv gesehen, weniger serviceorientiert. Das Trentino werde deutlich als günstiger erlebt, die Aufmerksamkeit für den Gast sei höher. Im Trentino fühle man sich eher zuhause, in Südtirol eher im Ausland. Als Unterscheidungsmerkmal Südtirols würden eine typische Architektur und der Charakter der Bevölkerung gesehen.
Zusammenfassend könne man sehen, dass bestimmte Unterscheidungsmerkmale durchaus aus positiv gesehen würden, bemängelt werde aber, dass es schwieriger sei, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten.
Südtirol werde also als schönes Land mit Privilegien gesehen, meinte Marco Pappalardo und berichtete von den Schlüssen, die man aus diesem Bild gezogen habe. In Krisenzeiten verschärften sich die negativen Merkmale. Das Bild von Sauberkeit, Tradition, Folklore usw. müsse positiv vermittelt werden. Man müsse in der Darstellung vom einsamen Streber zum Klassenbesten aufrücken, der andere mitnimmt. Die Herausforderung sei es, das Bild mit klaren Botschaften über längere Zeit zu ändern. Südtirols Vielfalt sei als Grundlage der Autonomie zu vermitteln, das Bild vom kleinen Europa in Europa, diese Brückenfunktion müsse immer wieder vermittelt werden. Dem Bild vom arroganten Land müsse man mit der Solidarität begegnen: Südtirols solidarische Maßnahmen für andere Regionen – in der Katastrophenhilfe, in der Wasserversorgung usw. – seien noch wenig bekannt. Das sei Aufgabe der PR-Agentur. Südtirol könne sich auch als geheimer Spitzenreiter positionieren, von dem andere profitieren könnten, etwa bei Energie und Umwelt. Man könnte zum Beispiel auch einen italienweiten Preis für Wiederbelebung der Biodiversität ausschreiben, begleitet von unseren Bergbauern. Ähnliches könnte man im Bereich Mehrsprachigkeit machen. Man sollte auch andere über Südtirol reden lassen, etwa wichtige Persönlichkeiten aus Südtirol und von außerhalb.
Das Ergebnis der Umfrage entspreche ungefähr den Erwartungen, meinte LH Arno Kompatscher, es entspreche ein bisschen dem, was Italien über Deutschland denke. Eine Propaganda mit Anzeigen werde nicht funktionieren, um das Bild zu korrigieren, man müsse langfristig am Bild arbeiten. Man müsse vermitteln, dass unser Anderssein Grundlage für die Autonomie sei und auch positiv gesehen werden könne. Es gehe nicht um Propaganda, um eine Millionenkampagne, man müsse Geschichten über dieses Land erzählen, positive und wahre Geschichten. Kompatscher kündigte an, dass man dem Landtag auch über die Fortschritte berichten werde.