"Verherrlicht Annexion Südtirols"

Polemik um Sager von Alpini-Kommandant

Montag, 05. November 2018 | 08:44 Uhr

Bozen – Als “Gipfel der Abgeschmacktheit und verachtenswürdig” bezeichnet der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll, die Aussagen des italienischen Alpini-Kommandanten, Claudio Berto. Er habe die gestrige Gedenkveranstaltung in Bozen dazu missbraucht, die Südtiroler Bevölkerung zu provozieren, indem er die Annexion Südtirols „als das schöne Ziel des 1. Weltkrieges“ bezeichnet hat.

“Wenn die Alpini ernsthaft glauben, dass der 1. Weltkrieg, der Tausenden Soldaten ─ auf beiden Seiten der Front ─ den Tod gebracht hat, „zur Erfüllung eines schönen Zieles geführt hat“, dann haben die Alpini gar nichts aus der Geschichte gelernt. Die Folgen des 1. Weltkrieges haben nämlich direkt zu Faschismus und Nationalsozialismus geführt und ganz Europa damit in ein noch größeres Verderben gestürzt. Die Teilung Tirols und die unfreiwillige Annexion Südtirols an Italien sind und bleiben ein Unrecht. Auch nach 100 Jahren wird Unrecht nicht zu Recht”, so Knoll.

“Die Aussagen des Alpini-Kommandanten Berto sind nicht nur dumm, sondern eine unnötige Provokation und böswillige Beleidigung für Südtirol, die mit aller Deutlichkeit verurteilt werden müssen.” Die Süd-Tiroler Freiheit fordert nun eine öffentliche Distanzierung und Entschuldigung der Alpini-Generalität.

Sofortige Absetzung gefordert

Neben der Süd-Tiroler Freiheit, sind auch die Schützen empört.

Der Schützenbund sieht in Ereignissen von Bozen eine Parallele zu Rhetorik bei Siegesfeiern in ganz Italien. “Diese Aussagen beweisen einmal mehr, dass Vertreter von staatlichen Behörden Südtirol immer noch als Kriegsbeute sehen und eine Rhetorik an den Tag legen, die haargenau mit jener des Ersten Weltkrieges zusammenpasst”, so der Schützenbund in einer Aussendung.

„Es fällt überhaupt auf, dass Italien in diesen Tagen vor allem den Krieg und den damit verbundenen Sieg zelebriert.” Das Gedenken an die Opfer der Kriege sei für Italien offensichtlich nur notwendiges Beiwerk. Wer nach rund 600.000 gefallenen Soldaten in den eigenen italienischen Reihen und annähernd gleich vielen Toten auf der österreichischen Gegenseite noch „schöne Ziele” erkennen kann, sei nicht nur fehl am Platz, so der Landeskommandant der Schützen Elmar Thaler, sondern stelle mit seiner Einstellung eine ernsthafte Gefahr für die Zivilgesellschaft dar. “Diese Aussagen klingen wie Hohn auf die Vorfahren der Südtiroler, und das vielgepriesene Zusammenleben werde gerade durch solche Aussagen nachhaltig gestört.” Thaler fordert Landeshauptmann Kompatscher zugleich auf, die Abberufung des Alpinikommandanten bei den zuständigen Stellen in Rom einzufordern.

Von: luk

Bezirk: Bozen