"Ist Südtirols Fachkräftemangel zum Teil hausgemacht?"

Renzler: “Das ist zum Fremdschämen”

Dienstag, 28. Februar 2023 | 17:10 Uhr

Bozen – In Südtirol ist das Thema „Fachkräftemangel“ in aller Munde. Sowohl die öffentliche Verwaltung als auch viele private Unternehmen beklagen einen immer größeren Mangel an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Leider hat man letzthin immer wieder gehört, dass Arbeitgeber nach dem Vorstellungsgespräch nicht mehr reagieren bzw. die beim Vorstellungsgespräch erweckten Hoffnungen bezüglich einer Anstellung nicht erfüllen. Auch dies trägt maßgeblich dazu bei, dass sich Jugendliche vermehrt um einen Arbeitsplatz im Ausland umsehen. Ein solcher Umgang mit Bewerbern ist zum Fremdschämen und zeugt von äußerst schlechtem Personalrecruiting“, sagt der Landtagsabgeordnete und SVP-Arbeitnehmervertreter Helmuth Renzler.

Der Abgeordnete wurde letzthin vermehrt über Vorfälle informiert, bei denen angeschriebene Arbeitgeber nach den Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen einfach nicht mehr reagiert haben. “In den meisten Fällen wurde den Bewerbern aber von den Arbeitgebern mitgeteilt, dass sie in einigen Tagen Bescheid erhalten würden, aber leider war dies zum Großteil nicht der Fall.  Bei den Bewerbern handelt es sich häufig um junge Menschen, die ihre Ausbildung gerade beendet haben und auf der Suche nach ersten Arbeitserfahrungen sind. Ein solches Verhalten löst bei den jungen Bewerbern zum Teil beinahe eine ‚Schockwirkung‘ aus und verleidet ihnen, dadurch weitere Bewerbungen einzureichen. Sie ziehen es deshalb öfters vor, im benachbarten Ausland eine Arbeitsstelle zu suchen, wo solche Vorgangsweisen nicht üblich sind. Diese Verhaltensweisen werden aber nicht nur bei jungen und unerfahrenen Bewerbern angewandt, sondern auch bei älteren und hochqualifizierten Arbeitnehmern und zeugen somit von einem insgesamt unhöflichen und respektlosen System”, beklagt Renzler.

„So nicht! Diejenigen Arbeitgeber, die sich hier wiedererkennen, sollen sich schleunigst überlegen, wie man mit Bewerbern zukünftig umgehen will. Einfach nicht mehr zu antworten, gehört wohl eindeutig zur schlechtesten Umgangsform und so sollte kein Bewerber behandelt werden“, bringt es Renzler auf den Punkt und erinnert, dass es im Internet heutzutage unzählige Vorlagen gibt, die man verwenden kann, wenn man eine Bewerbung ablehnen will.

“Bedenkliche Praxis in der Landesverwaltung bei befristeten Anstellungen”

In der Landesverwaltung werden die Ranglisten der höheren Berufsbilder seit einiger Zeit anhand von sog. „Kurzwettbewerben“ mit mündlicher oder praktisch-mündlicher Prüfung erstellt. Diese gelten jedoch nur für befristete Aufnahmen. Für eine unbefristete Anstellung muss dann noch ein öffentlicher Wettbewerb mit schriftlichen sowie mündlichen Prüfungen absolviert werden.

„Eine solche Vorgehensweise ist in Zeiten massiven Personalmangels nicht nachvollziehbar. Den Kandidaten werden nämlich zwei Hürden bis zur Stammrolle vorgelegt und viele Interessierte fragen sich, ob sie sich dies überhaupt antun sollen. Außerdem wird für die Abwicklung dieser ‘Kurzwettbewerbe’ zusätzliches Personal – auch Führungskräfte – benötigt, das wahrscheinlich auch sonst genug zu tun hätte“, unterstreicht der SVP- Arbeitnehmervertreter Helmuth Renzler und gibt zu bedenken, dass eine Anstellung in der Landesverwaltung im Vergleich zur Privatwirtschaft in mehrerlei Hinsicht, auch vom gehaltstechnischen her, nicht unbedingt attraktiver ist.

“Dies muss sich wieder ändern und Anstellungen müssen für die Bewerber von zeitlich befristeten Arbeitsverhältnissen mit Garantien verbunden werden wie etwa die Zusage, in genau bestimmter, absehbarer Zeit einen ordentlichen Wettbewerb für eine zeitlich unbefristete Stelle auszuschreiben”, so Renzler.

“Gehälter müssen unbedingt steigen”

“Die Löhne der Arbeitnehmer sind seit Jahren nahezu unverändert und dies auch trotz der aktuellen Inflationszahlen.” Der Abgeordnete hat auf diesen Umstand letzthin mehrfach hingewiesen und die Verantwortlichen wiederholt zum Handeln aufgerufen. „Die Lohnspirale muss endlich nach oben gedreht werden und darf nicht mit der Ausrede, sie würde dadurch die Inflation noch weiter nach oben antreiben, verhindert werden. Die Arbeitgeber und die Sozialpartner müssen alles in ihrer Macht stehende unternehmen, damit die Löhne der Angestellten einen deutlichen und spürbaren Sprung nach oben machen“, fordert der SVP- Arbeitnehmervertreter Helmuth Renzler erneut.

Von: luk

Bezirk: Bozen