Von: mk
Bozen – Die steigende Lebenserwartung stellt nicht nur die Gesellschaft vor immer größer werdenden Herausforderungen. „Immer weniger Menschen können in Zukunft aufgrund der immer kleiner werdenden Familiengemeinschaften und der kleiner werdenden Wohnungen in der Familie gepflegt werden. Deshalb müssen dann professionelle Pflegedienstleistungen immer häufiger in Anspruch genommen werden, da die öffentlichen Strukturen nicht in der Lage sein werden, allen über 14.000 Südtiroler Pflegebedürftigen – Tendenz ansteigend – einen angemessenen Pflegeplatz zu garantieren“, erläutert der Landtags- und Regionalratsabgeordnete Helmuth Renzler einleitend.
Die derzeitige Südtiroler Pflegesicherung könne in Zukunft nicht mehr alle Kosten einer menschenwürdigen Pflege abdecken und dies werde unweigerlich dazu führen, dass die Familien immer größerer finanzieller Belastungen ausgesetzt werden, welche sie nur sehr schwerlich bestreiten können. Deshalb müsse schon jetzt, um der heute 30- bis 40- jährigen Bevölkerung Südtirols auch in Zukunft eine gute Pflege im Bedarfsfalle zu gewährleisten, an neue Wege gedacht werden. Zusätzlich zu der Pflegesicherung, welche heute für den Einzelnen kostenlos sei und auch weiterhin für die Zukunft im selben Ausmaße garantiert werden müsse, sollte auch noch eine persönliche kostengünstige Zusatzpflegeversicherung ermöglicht werden.
„Diese Zusatzpflegeversicherung hat die Aufgabe, zusätzlich zu den durch die derzeitige Pflegesicherung garantierten Leistungen, in Zukunft für den Einzelnen die sich ergebenden zusätzlichen Kosten noch finanzieren zu können. Diese ist dann verpflichtend für alle, um der Gefahr einer Altersarmut vorzugreifen“, erläutert Renzler.
Wie kann die Pflegezusatzversicherung umgesetzt werden? Die Politik hat dieses Problem schon Mitte 2015 erkannt und sich der Sache angenommen, allerdings ohne bisher konkrete Lösungen vorzuschlagen. „Es wird nun aber höchste Zeit, dass die Politik gezielte Vorschläge der Südtiroler Gesellschaft unterbreitet, um dafür einen größtmöglichen Konsens in allen Gesellschaftsschichten zu erzielen. Ohne Konsens kann eine solche Maßnahme, wie immer sie auch ausfallen wird, nämlich nicht umgesetzt und durchgeführt werden. Eine solche Pflegezusatzversicherung könnte ein neues Produkt sein, welches von der ‚Centrum Pensplan Ag‘ verwaltet wird und somit sehr kostengünstig für den einzelnen Beitragszahler wäre, da die ‚Centrum Pensplan Ag‘ alle Verwaltungskosten einer solchen Zusatzpflichtversicherung übernehmen müsste“, führt Helmuth Renzler aus.
Wie kann die Zusatzpflegeversicherung finanziert werden? „Dazu gibt es verschiedene Szenarien, wobei diese bei Lohnabhängigen von einer Beteiligung der Arbeitgeber, wie bei den öffentlichen Rentenversicherungsbeiträgen, von mindestens 70 Prozent der Kosten und einer Beteiligung von 30 Prozent durch den Arbeitnehmer bis hin zu einem geringfügigen fixen monatlichen Beitrag durch den einzelnen Versicherten reichen kann. Es muss aber ein gesellschaftlicher Ausgleich stattfinden und die Kosten einer solchen Pflichtzusatzpflegeversicherun g müssen zu gleichen Teilen auf alle Gesellschaftsschichten aufgeteilt werden, wobei somit wohl nur mehr ein, für alle gleichbleibender monatlicher Fixbetrag, realistisch ist“, unterstreicht Renzler.
Armut durch Pflegebedürftigkeit müsse verhindert werden. „Die Pflegebedürftigkeit und die damit verbundenen finanziellen Auswirkungen können die Betroffenen rasch überfordern und dies vor allem auch im Anbetracht der immer bescheidener werdenden monatlichen Rentenbezüge. Eine kostengünstige Pflichtzusatzversicherung, welche durch die öffentliche Hand garantiert und gesteuert wird, muss deshalb auf dem schnellsten Wege umgesetzt werden. Es ist nicht mehr hinnehmbar, noch längere Zeit für Studien und Forschungen aufzuwenden, denn die Zeit drängt und eine weitsichtige Südtiroler Vorsorgepolitik ist gut daran beraten, diese Angelegenheit nun dringendst anzugehen und zu lösen. Da die Zusatzvorsorge aber in die Zuständigkeit des Regionalrates fällt und man ja weiß, wie schwierig und zeitaufwändig es ist, im Regionalrat eine solche Maßnahme umzusetzen, ist es nun höchste Eisenbahn, Nägel mit Köpfen zu machen und eine Lösung dieses sensiblen Themas ohne weitere Zeitverzögerung anzugehen“, unterstreicht der Landtags- und Regionalratsabgeordnete Helmuth Renzler abschließend.