Kampf für Schutz eines Auwaldes in Brixen

“Rückzugsort für seltene Vögel soll dem Bagger geopfert werden”

Mittwoch, 14. August 2019 | 07:07 Uhr

Brixen – Die Firma Progress wächst seit Jahren und will daher ihren Sitz in Brixen erweitern. Dafür soll ein Auwald im Industriegebiet gerodet werden.

Die Initiative für ein lebenswertes Brixen kämpft dagegen an. Franz Pattis schildert seine Bedenken: „Mittlerweile hat die Firma Progress das Areal dem Institut Vinzentinum abgekauft und ist natürlich bestrebt, dieses auch baldigst für den Betrieb zu nutzen. Es stellt sich aber die Frage, ob es in Zeiten des extremen Klimawandels überhaupt noch vertretbar ist, den letzten Auwald des Eisacktales zu roden? Ich frage mich auch, wie man unseren Jugendlichen diese Vorgehensweise erklären will? Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass auch die Südtiroler Schüler im Rahmen der ‚Fridays for Future’ für den Klimaschutz auf die Straße gegangen sind.“

Es geht um drei Hektar Wald, die gerodet werden sollen, damit die Firma, die im Bereich Baustoffe und Anlagenbau tätig ist, mehr Platz hat.

„In diesem Waldstück wurden von Fachleuten insgesamt 64 teils vom Aussterben bedrohte Vogelarten beobachtet. Unter anderem gibt es dort noch die einzige Brutkolonie des Graureihers am Eisack. In den Abendstunden kann man am Rande des Auwaldes den vielen Vogelstimmen zuhören und glaubt an einem Urwald zu stehen. Derzeit ist dieser Auwald auch als Wasserschutzgebiet ausgewiesen und mit einem Tiefbrunnen versehen. Das Landesamt für Landschaftsökologie hat im Jahre 2015 auch Pflegemaßnahmen in diesem Wald durchgeführt“, erklärt Franz Pattis von der Initiative für ein lebenswertes Brixen.

Er schiebt gleich einige Argumente ins Feld: „Brixen wurde unlängst vom nationalen Umweltinstitut ISPRA für den größten Flächenverbrauch aller Südtiroler Gemeinden in den Jahren 2016/2017 ‚geehrt’. Da kann man jetzt nicht hergehen und einen absolut schützenswerten Auwald dem Erdboden gleichmachen.“

Zudem sei im Jahre 2012 Brixen der Euregio-Umweltpreis übergeben worden und 2018 sei die Stadt als Alpenstadt des Jahres für eine naturverträgliche Entwicklung geehrt worden. „Ich erwarte mir daher auch eine gewisse Konsequenz, ansonsten sind diese Auszeichnungen nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind!“

Pattis appelliert an die Verantwortlichen der Gemeinde Brixen und an die zuständigen Landesämter bzw. die Landesregierung, „einem Antrag auf Umwidmung dieses sehr wertvollen Auwaldes in Gewerbegebiet auf keinen Fall zuzustimmen!“

„Wenn schon, sollte man dieses Waldstück endgültig als Biotop ausweisen, um es vor jeglicher Zerstörung zu schützen. Mein Aufruf geht auch an die Umweltvereine, mehr Engagement an den Tag zu legen und auch mal mit einer Protestaktion am Auwald Flagge zu zeigen“, schließt Pattis.

Von: luk

Bezirk: Eisacktal