Ukraines Präsident wartet auf Lieferung von gepanzerten Fahrzeugen

Selenskyj: Ukraine braucht für Großoffensive noch etwas Zeit

Donnerstag, 11. Mai 2023 | 14:08 Uhr

Die ukrainische Armee zögert den Start ihrer angekündigten Großoffensive gegen die russischen Besatzungstruppen noch etwas hinaus, weil noch nicht alle versprochenen Militärfahrzeuge eingetroffen sind. Das erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem am Donnerstag veröffentlichten BBC-Interview. Zugleich wurde bekannt, dass Großbritannien der Ukraine wie angekündigt Raketen mit größerer Reichweite liefert.

Mit dem Material, das schon da sei, könne die Ukraine zwar angreifen und auch Erfolg haben, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem am Donnerstag veröffentlichten BBC-Interview. “Aber wir würden viele Menschen verlieren. Ich finde, das ist inakzeptabel”, sagte Selenskyj. “Deshalb müssen wir warten. Wir brauchen noch etwas Zeit.” Konkret nannte der Staatschef gepanzerte Fahrzeuge, die noch nicht eingetroffen seien.

Laut dem russischen Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin hat die ukrainische Gegenoffensive schon begonnen. Ukrainische Einheiten rückten an den Flanken auf die Stadt Bachmut vor, teilt Prigoschin auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Unglücklicherweise sei die Gegenoffensive zum Teil erfolgreich. Prigoschins Wagner-Söldner liefern sich seit Monaten erbitterte Kämpfe um die im Osten der Ukraine gelegene Stadt.

Großbritannien bestätigte am Donnerstag, dass es der Ukraine wie bereits angekündigt Raketen mit größerer Reichweite vom Typ Storm Shadow liefert. “Die Stiftung dieser Waffensysteme bietet der Ukraine die beste Möglichkeit, sich zu verteidigen”, sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace im Parlament. Die russischen Kräfte auf ukrainischem Territorium könnten nun zurückgedrängt werden. Er machte keine Angaben, ob die Ukraine die Waffen bereits erhalten hat. Der US-Sender CNN hatte zuvor berichtet, Großbritannien habe bereits mehrere Raketen geliefert.

Ein Downing-Street-Sprecher sagte, Premierminister Rishi Sunak habe beim Besuch Selenskyjs im Februar angekündigt, Großbritannien werde das erste Land sein, das Langstreckenwaffen liefere, und daran habe sich nichts geändert.

Moskau kündigte an, das russische Militär werde auf eine mögliche Lieferung britischer Marschflugkörper “angemessen reagieren”. Die luftgestützten Raketen, die von Großbritannien und Frankreich gemeinsam entwickelt wurden, haben laut CNN eine Reichweite von mehr als 250 Kilometern. Ein ranghoher US-Militär nannte die Waffe auch mit Blick auf die geplante ukrainische Großoffensive einen “Gamechanger”. Ein westlicher Regierungsvertreter sagte dem Sender, die Ukraine habe Großbritannien versichert, die Storm Shadow nur innerhalb ihres eigenen völkerrechtlich anerkannten Territoriums einzusetzen und nicht gegen Ziele in Russland.

Das britische Verteidigungsministerium berichtete am Donnerstag, dass die russische Armee mittlerweile nach Einschätzung britischer Geheimdienste selbst Häftlinge für den Angriffskrieg gegen die Ukraine rekrutiert. Es sei wahrscheinlich, dass sich allein im April 2023 bis zu 10.000 Gefangene dem Militär angeschlossen haben, teilte das britische Verteidigungsministerium am Donnerstag mit. Die Initiative laufe seit Jahresbeginn.

Nach Ansicht von Militärexperten sollen die Gefangenen, denen im Gegenzug für ihren Einsatz eine Begnadigung versprochen wird, als “Kanonenfutter” eingesetzt werden, um reguläre Einheiten zu schonen. Zuvor hatte die Söldnertruppe Wagner seit Sommer 2022 in russischen Gefängnissen neue Kämpfer rekrutiert. Im Zuge eines Streits mit dem Verteidigungsministerium habe Wagner aber den Zugang verloren.

Von: APA/dpa/Reuters