Von: mk
Bozen – Heute vor 56 Jahren starb Sepp Kerschbaumer, der charismatische Anführer des „Befreiungsausschuss Südtirol“. Die Süd-Tiroler Freiheit gedenkt in Demut und Dankbarkeit Kerschbaumer und seiner Mitstreiter. Die Bewegung erinnert gleichzeitig daran, dass fast 60 Jahre nach der Feuernacht einige Freiheitskämpfer noch immer nicht in ihre Heimat zurückkehren dürfen.
Sepp Kerschbaumer und die Freiheitskämpfer der 1950-er und 1960-erJahre wehrten sich mit Anschlägen auf Symbole des Staates gegen die Unterdrückung durch Italien und machten die Welt auf das Unrecht in Südtirol aufmerksam. Nach der Feuernacht wurde Kerschbaumer verhaftet und von den Carabinieri schwer gefoltert. Im Mailänder Prozess nahm er die Verantwortung für die Anschläge auf sich und erhielt die höchste Haftstrafe aller anwesenden Angeklagten. Die vielen Entbehrungen, Hungerstreiks, Folter und das Schicksal seiner Kameraden und seiner Heimat waren für Kerschbaumers Herz zu viel: Am 7. Dezember 1964 starb er im Gefängnis von Verona an einem Herzinfarkt. Über 15.000 Menschen kamen zu Kerschbaumers Beerdigung. An seinem Grab stand Südtirol.
Einige seiner Mitstreiter konnten weder sein Grab noch jene ihrer Verwandten und Freunde in Südtirol jemals besuchen, da sie seit Jahrzehnten ihre Heimat, für die sie Freiheit, Gesundheit und Leben riskierten, nicht betreten dürfen. Die Süd-Tiroler Freiheit setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die noch immer im Exil lebenden Freiheitskämpfer endlich begnadigt werden und in ihre Heimat und zu ihren Familien zurückkehren können. Dies umso mehr, als es in den letzten Jahren neue Erkenntnisse und Zeugenaussagen gegeben hat, die belegen, dass viele der „Straftaten”, die ihnen angelastet wurden, gar nicht von den Freiheitskämpfern begangen wurden.
In diesem Zusammenhang sei an die Aussage des ehemaligen Carabinieres Bruno Budroni erinnert, der ausgesagt hat, dass der Carabiniere Vittorio Tiralongo keinesfalls von den Pusterer Buabm erschossen wurde. Ebenfalls erinnert sei an die Enthüllungen des Historikers Hubert Speckner zum Anschlag an der „Porzescharte“, der sich nicht so zugetragen haben konnte, wie von Italien behauptet.
„Die Begnadigung der noch lebenden Freiheitskämpfer ist eine Frage der Menschlichkeit. Nach bald 60 Jahren ist es höchst an der Zeit, den Freiheitskämpfern die Rückkehr zu ihren Familien in die Heimat zu ermöglichen, bevor es zu spät ist“, erklärt die Süd-Tiroler Freiheit.