Von: mk
Bozen – 192 Frauen und 211 Kinder waren im Jahr 2024 in Südtirol in Wohneinrichtungen untergebracht, 832 haben um Unterstützung angefragt, da sie sich in Gewaltsituationen befunden haben. Auf diese immer noch viel zu hohen Zahlen, erhoben vom Landesinstitut für Statistik, wurde am 18. November im Rahmen der Vorstellung der neuen Kampagne gegen Gewalt an Frauen im Palais Widmann hingewiesen.
Unter dem Motto “Südtirol steht auf” machen Land Südtirol, der Landesbeirat für Chancengleichheit für Frauen, das Netzwerk gegen Gewalt an Frauen und das Frauenbüro auf das Thema Gewalt an Frauen aufmerksam. „Setzen wir ein unmissverständliches Zeichen: Gewalt gegen Frauen hat in unserer Gesellschaft keinen Platz! Nicht heute und auch nicht morgen”, sprach Landeshauptmannstellvertreterin sowie Soziallandesrätin Rosmarie Pamer bei der Pressekonferenz im Palais Widmann deutliche Worte. Die Aufgabe der Politik sei klar. “Wir müssen präventiv arbeiten, Aufklärung fördern und gleichzeitig sicherstellen, dass Betroffene Gerechtigkeit erfahren. Wegschauen ist keine Option nicht für uns als Politik und nicht für die Gesellschaft”, fuhr Pamer fort.
Ulrike Oberhammer, die Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit, betonte, dass Gewalt gegen Frauen kein abstraktes Phänomen sei: “Sie zerstört Leben und vergiftet Generationen. Prävention ist deshalb kein Luxus, sondern die Feuerwehr, die das Inferno löscht, bevor es ausbricht.” Die Gesellschaft sei aufgerufen, gegen Gewalt aufzustehen, denn “Schweigen tötet, Solidarität befreit”, fügte die Präsidentin hinzu.
“Zu sensibilisieren ist gut und wichtig, doch angesichts der Tatsache, dass in Italien alle 72 Stunden ein Feminizid begangen wird, ist das allein nicht genug. Geschlechtsspezifische Gewalt darf nicht zur Normalität werden!”, forderte Nadia Mazzardis, die Vizepräsidentin des Beirats.
Die Schritte zur weiteren Umsetzung des Landesgesetzes 13/2021 erläuterte Astrid Wiest, die Direktorin des Amtes für Kinder- und Jugendschutz und soziale Inklusion, und unterstrich dabei: „Gewalt beginnt oft im Verborgenen. Deshalb ist Prävention so wichtig, durch Aufklärung, Sensibilisierung und eine Kultur des Hinschauens. Dieser Bereich wird auch rechtlich weiterhin einen klaren Schwerpunkt bilden.“ Um Frauen, die Opfer von Gewalt werden, besser zu unterstützen, wurde vor zwei Jahren ein Landesgesetz zur Gewaltprävention erlassen.
Susanna Salvaterra, die Direktorin des Amts für Öffentlichkeitsarbeit der Landesverwaltung, stellte anschließend die heurige Kampagne gegen Gewalt an Frauen vor, die sich den vier versteckten Formen von Gewalt widmet. Erarbeitet wurde die Kampagne vom Netzwerk gegen Gewalt an Frauen, dem etwa 20 Vereinigungen und Organisationen angehören, in Zusammenarbeit mit der Agentur für Presse und Kommunikation. Diese versteckte Gewalt schleicht sich subtil in den Alltag ein, kann zunächst sogar mit Fürsorge verwechselt werden, ist aber tatsächlich ein Eingriff in die Freiheit der Frau und dient dazu, ihr Selbstwertgefühl zu mindern. In der Kampagne werden die 4 Formen psychologischer Gewalt, nämlich Kontrolle, Manipulation, emotionale Erpressung und Erniedrigung, thematisiert und zur Sprache gebracht – durch Plakate, Flyer, aber auch durch Videos, die bis zum 10. Dezember verbreitet werden.
Begleitet wird der 25. November auch heuer von einer Vielzahl an Veranstaltungen, auf die auf der Homepage hingewiesen wird. Im Rahmen der Pressekonferenz wurde weiters auch die Aktion weiße Schleife erklärt: Mit dem Tragen der weißen Schleife vom 25. November bis zum 10. Dezember kann bewusst ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt werden.
Hier wird betroffenen Frauen geholfen
Folgende Grüne Nummern sind rund um die Uhr erreichbar:
Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen und Frauenhaus in Bozen: 800 276 433
Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen und Frauenhaus in Meran: 800 014 008
Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen und Frauenhaus in Brixen: 800 601 330
Beratungsstelle für Frauen in Gewaltsituationen und Geschützte Wohnungen in Bruneck: Tel. 800 310 303
Haus der geschützten Wohnungen in Bozen: Tel. 800 892 828
Stadtrennen in Bozen: Nein zur Gewalt an Frauen
Auch heuer wieder organisiert die Stadt Bozen verschiedene Veranstaltungen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, der alljährlich am 25. November begangen wird. Am Sonntag, 23. November 2025 findet der Frauenlauf statt; es ist heuer bereits die zwölfte Auflage. Im Fokus steht dieses Jahr aber auch die Vorbeugung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, einem sozialen Phänomen, das auch in unserer Stadt verbreitet ist. Die verschiedenen Initiativen umfassen ein umfangreiches Programm für den Monat November, an dem neben der Landeshauptstadt auch das Netzwerk der Dienste gegen Gewalt an Frauen aktiv beteiligt ist.
Zum Anlass des 25. Novembers, internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen, organisieren die Gemeinde Bozen auch dieses Jahr in Zusammenarbeit mit dem Betrieb für Sozialdienste Bozen, Uisp und in Zusammenarbeit mit der Sportgruppe der Quästur Bozen, der Stiftung Museion dank der finanziellen Unterstützung der Abteilung Soziales der Provinz Bozen, am Sonntagvormittag, den 23. November, mit Start um 10.30 Uhr, für alle Bürgerinnen und Bürger das zwölfte Stadtrennen, um zur geschlechtsspezifischen Gewalt Nein zu sagen.
Die ersten elf Ausgaben hatten einen großen Erfolg mit jeweil rund 1.100 Teilnehmern im Durchschnitt, einer großen öffentlichen und medialen Sichtbarkeit sowie der Unterstützung und der Interesse vonseiten der Bürgerinnen und Bürger. Die Strecke verläuft ab dem Museion in die Altstadt und auf die Talferpromenade über den Fahrradweg wieder zurück zum Museion.
Die technische Ausgangslage bleibt unterdessen unverändert: Es handelt sich um ein Wettrennen auf rund fünf Kilometern für Sportlerinnen und Sportler und um einen Spaziergang auf einer Strecke von drei Kilometern, der allen Bürger und Bürgerinnen offen steht. Vor dem Museion finden sich Informationsstände der Dienststellen des Netzwerkes gegen Gewalt an Frauen und ein von den Alpini aufgestellter Stand zur Verköstigung.
In diesem Jahr sind entlang der Strecke der Wanderung drei interaktive Stationen vorgesehen: die erste auf dem Universitätsplatz mit einer Aufführung des Corodoro, die zweite auf der Rathausplatz, die sich an Männer richtet, begleitet von einer Pfadfindergruppe, und die dritte auf der Talferpromenade, begleitet vom Betrieb für Sozialdienste Bozen, die sich mit positiven Beziehungen befasst.
Unter dem Motto “Talk less do more” wird auch die wichtige Arbeit des Städtenetzwerks gegen geschlechtsspezifische Gewalt in den Bereichen Prävention, Betreuung und Begleitung von Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, unterstrichen. Die Veranstaltung wird von der jungen Band Supraphonic begleitet.
Der Wettkampf wird mit einer öffentlichen Preisverleihung abgeschlossen und es werden die Erstplatzierten, sei es Männer als Frauen, ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit der Sportgruppe der Polizeidirektion Bozen wird der Preis für die jüngeren TeilnehmerInnen dem in Ausübung seines Dienstes verstorbenen Landespolizeiinspektor Mario Morgavi gewidmet, der ein besonders aktiver und sensibler Fachmann im Bereich der Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen war.
Ein Dankeschön sprechen die Organisatoren an die Tageszeitung Alto Adige, an Sportler, an das Stadttheater, den Filmclub Bozen, Gianni Bio und Loacker für die Preise, wie auch an VOG, Loacker und Coop für den Stand zur Verköstigung aus.
Die Teilnahme am Rennen oder an den Spaziergang bedarf einer vorhergehenden Einschreibegebühr. Infos gibt es unter www.uisprenota.com/corsa-antiviolenza
Für telefonische Informationen zu den Einschreibungen, kann man die Nummer 0471-300057 anrufen. Außerdem gibt es die E-Mail-Adresse bolzano@uisp.it, über die ebenfalls Inos erhältlich sind.
Info Events https://events.gemeinde.bozen.it/agenda/event/46370
Auch das Krankenhaus Bozen setzt ein Zeichen
Das Landeskrankenhaus Bozen beteiligt sich an der vierten Auflage der “OPEN Week – Gewalt gegen Frauen”, einer Veranstaltung, die von Onda (Nationales Observatorium für die Gesundheit der Frau) anlässlich des „Internationalen Tags zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“ am 25. November 2025 organisiert wird.
Die Teilnahme an dieser Initiative zeigt das Engagement des Landeskrankenhauses Bozen im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt und in der Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Frauen.
Zusammen mit über 240 Gesundheitseinrichtungen, die Teil des Netzwerks „Bollini Rosa“ sind, werden Initiativen angeboten, um die Bevölkerung über dieses leider immer aktuellere und sensible Thema zu informieren. Neben körperlicher und sexueller Gewalt gibt es auch andere Formen der Gewalt, wie verbale, psychologische und sogar wirtschaftliche Gewalt, die immer öfter in Stalking und körperliche Gewalt münden können.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Kontrolle über eine Frau nicht nur durch physische Gewalt ausgeübt wird, sondern auch durch den Willen, ihre persönliche Freiheit in allen Aspekten einzuschränken, mit dem Ziel, sie zu isolieren und ihre Würde zu verletzen.
In verschiedenen Bereichen des Krankenhauses werden rote Stühle die Aufmerksamkeit der Besucherinnen und Besucher sowie der Patientinnen und Patienten auf sich ziehen, ein Symbol und eine Erinnerung an die gewalttätigen Verbrechen gegen Frauen. Vom 21. bis 27. November, anlässlich des „Internationalen Tags zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“, wird das Krankenhaus zudem rot beleuchtet.




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