"Waschechter Tiroler"

Kickl mit Lob-Video für Spitzenkandidat Wirth Anderlan

Montag, 16. Oktober 2023 | 15:10 Uhr

Sechs Tage vor der Südtiroler Landtagswahl ist FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl mit einer Video-Botschaft an den früheren Landeskommandanten des Südtiroler Schützenbundes und jetzigen Spitzenkandidaten seiner Liste “JWA”, Jürgen Wirth Anderlan, in Erscheinung getreten. Darin lobte der FPÖ-Obmann den auch als Corona-Kritiker und Impfgegner bekannt gewordenen Wirth Anderlan als “waschechten Tiroler” mit “Rückgrat und Charakter.”

Dieser habe sich “unermüdlich für die Grund- und Freiheitsrechte und für die gewohnte Normalität, die uns die Regierenden nehmen wollten”, eingesetzt, würdigte Kickl dessen Kampf gegen das “Corona-Zwangsregime”. “Die Gefahren für unsere Grund- und Freiheitsrechte, die Souveränität und Selbstbestimmung sind noch immer allgegenwärtig”, meinte der FPÖ-Obmann zudem, deshalb: “Charaktere und Persönlichkeiten wie er einer ist, die sich dem entgegenstellen, sind wichtiger denn je.”

Wirth Anderlan war im Jahr 2021 ins Schussfeld geraten, weil er ein Musikvideo namens “Mamma Tirol” veröffentlicht hatte. Kritiker monierten deutschnationale, rassistische, sexistische und homophobe Passagen. Der Landwirt trat schließlich als Schützen-Landeskommandant zurück. Wirth Anderlan sagte unter anderem, dass es ihm leid tue, “wenn das Video missverstanden worden ist.”

Bei der jetzigen Botschaft Kickls handle es sich um ein “Dankeschön an Jürgen Wirth Anderlan für seine Unterstützung in der Corona-Zeit im Kampf gegen die freiheitseinschränkenden Maßnahmen”, erklärte indes die Bundespartei gegenüber der APA auf die Frage, ob das Ganze als Unterstützungserklärung für die Wahl zu werten sei. “Eine aktive Einmischung in den laufenden Wahlkampf ist von der FPÖ-Bundespartei nicht geplant”, betonte ein FPÖ-Sprecher. Die Bundespartei habe in der Vergangenheit alle deutschsprachigen Gruppierungen in der autonomen Provinz unterstützt, die Tiroler FPÖ hingegen vermehrt die ebenfalls antretenden Südtiroler Freiheitlichen. Dies sei überhaupt kein Problem: “Die FPÖ Tirol trifft ihre Entscheidungen eigenständig und auf Basis der ihr vorliegenden Fakten – das ist im Sinne starker eigenständiger Landesgruppen von Bundesseite auch so gewünscht.”

In den vergangenen Jahren hatte die Tiroler Landesgruppe unterdessen deutlichere Sympathien für eine andere Oppositionspartei erkennen lassen, nämlich für die Süd-Tiroler Freiheit. Erst vergangene Woche nahm die Tiroler FPÖ-Landtagsabgeordnete Gudrun Kofler an einer Pressekonferenz der Süd-Tiroler Freiheit in Bozen teil, in der bekundet wurde, dass sie, Kofler, in Zukunft verstärkt als “Bindeglied zwischen Bozen, Innsbruck und Wien” fungieren soll. Süd-Tiroler Freiheit und FPÖ würden enger zusammenarbeiten wollen.

Lange Zeit war die eigentliche Südtiroler Schwesterpartei der FPÖ, die Südtiroler Freiheitlichen, der vorrangige Ansprech- und Bündnispartner südlich des Brenners gewesen. Schließlich war diese im Jahr 1992, zu den Glanzzeiten der Freiheitlichen unter Jörg Haider, aus der Taufe gehoben worden – und dies unter tatkräftiger Mithilfe und Patronanz von Haider selbst und seines damaligen Generalsekretärs und Intimus Walter Meischberger, selbst Tiroler und damaliger Südtirolsprecher seiner Partei.

Das Verhältnis der Südtiroler Freiheitlichen, die im Lauf der Jahre auch mit innerparteilichen Grabenkämpfen zu tun hatten, zur FPÖ durchlief einige Wellentäler. Man blieb der Partei zwar nach Haiders BZÖ-Abspaltung im Jahr 2005 treu, im Jahr 2008 kam es allerdings zum Bruch: Die Südtiroler Freiheitlichen stellten die Zusammenarbeit ein. Anlass für das Zerwürfnis war unter anderem eine Kooperation der FPÖ mit rechtsgerichteten italienischen Parteien im EU-Parlament, wie es hieß. Einige Jahre später söhnte man sich dann allerdings aus, komplett friktionsfrei blieb das Verhältnis aber dennoch nicht.

Von: apa

Bezirk: Bozen