Die Mär vom "nachhaltigen Südtirol"

Südtiroler Berge: Dem Gott des Geldes geopfert

Freitag, 08. Oktober 2021 | 00:14 Uhr

Bozen – Es ist ein Jammer und es wird nichts dagegen unternommen: Die Zerstörung letzter idyllischer Rückzugsorte von Mensch und Tier in den Bergen nimmt ihren Lauf. Die Gewinnmaximierung der Tourismusbranche geht vor Naturerhalt – und das trotz mahnender Rufe. In Zeiten von Klimawandel und dem Hinweis zum Erhalt letzter kaum berührter Orte, scheint das blinde Geschäftetreiben in Südtirol keine Grenzen zu kennen. Das Ganze auf Kosten der Steuerzahler.

“Der Glasturm unterm Rosengarten, die stylische Santnerhütte, die neue Seilbahn Tiers oder das Speicherbecken auf Puflatsch zeigen einen neuen Trend auf. Landeshauptmann Kompatscher und die Tourismusindustrie greifen nach den Bergen. Luxushotels, Seilbahnen, Speicherbecken bedeuten die totale Kommerzialisierung der Bergregion rund um den Schlern”, schreiben die Grünen.

“Der Glasturm soll mit über 25 Millionen an Steuergeldern zum neuen Hotspot werden. Der optisch exponierte Bau wird voraussichtlich massenhaft Tourist:innen anziehen, ein Restaurant mit 350 Plätzen deutet darauf hin. Die Suiten im Glasturm sind kaum für die einfachen Bergwanderer:innen gedacht, eher wird man dort die Schickeria antreffen”, so die Grünen weiter.

“Die neue Seilbahn von Tiers auf die Frommer Alm wurde von der Landesregierung durchgedrückt und soll als Zubringer für den Glasturm unterm Rosengarten fungieren. Der Bau wurde von Umweltschutzorganisationen kritisiert, weil ein sensibler Lebensraum der Rauhfußhühner für eine Touristenbahn durchschnitten wird. In Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise eine falsche Entscheidung”, erklären die Grünen.

“Am Puflatsch auf der Seiser Alm bahnt sich die nächste Unglaublichkeit an: Einer der artenreichsten Lebensräume Südtirols soll einem Speicherbecken für Kunstschnee weichen. Damit würden einmalige Naturschätze touristischen Interessen geopfert. Angesichts der fortschreitenden Erderhitzung wird voraussichtlich auf der Seiser Alm nicht mehr lange Ski gefahren”, mahnen die Grünen.

“Südtiroler:innen klagen über Overtourism, Verkehrsinfarkt und Ausbeutung von Natur und Umwelt. Anstatt endlich einen rücksichtsvollen Umgang mit den Bergen in die Wege zu leiten, scheinen nun alle Dämme für rein wirtschaftliche Interessen zu brechen. In Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise sind solche Projekte fachlich kontraproduktiv und politisch abwegig”, so die Grünen abschließend.

 

Von: bba

Bezirk: Bozen