Ein Kommentar

Teurer Strom, schwache Autonomie

Donnerstag, 10. Februar 2022 | 05:09 Uhr

Bozen – Den Südtirolern bleibt wirklich nichts erspart. Kaum scheint sich die Corona-Notlage zu entspannen, sorgen explodierende Energiekosten für neuen Unmut. Es ist daher keine Überraschung, wenn immer wieder Forderungen laut werden, diese Kosten zu senken.

Gleichwohl wissen die Südtiroler aber auch, dass in Bezug auf die rapide steigenden Treibstoff- und Gaspreise der Spielraum des Landes sehr klein ist. Der schädliche Einfluss der drohenden Kriegsgefahr in der Ukraine und der mancherorts verfehlten Energiewende lässt sich nicht vom Landl im Gebirge aus eindämmen.

Alperia AG

Für den Strom hingegen gelten diese berechtigten Einwände nicht. Fast zwei Jahre Pandemie mit ihren oftmals schweren finanziellen Einbußen lassen für viele Familien und Betriebe die hohen Anstiege der Stromkosten noch schmerzvoller erscheinen, als dass sie ohnehin bereits sind. Dazu gesellt sich der Ärger vieler Südtiroler, dass das vor etlichen Jahren viel gepriesene Motto „Strom zum Land“ bei den Südtirolern nie wirklich angekommen ist.

Mit „Strom zum Land“ ist damals die Hoffnung verbunden gewesen, mit diesem wichtigen Baustein nicht nur der energiepolitischen Autonomie die Krone aufzusetzen, sondern allen Südtiroler Familien und Unternehmen preiswerte Energie aus der Steckdose zur Verfügung zu stellen.

Umso härter ist der Aufprall auf dem Boden der Realität. Ausgerechnet im Land der Stauseen und Wasserkraftwerke sind die Stromkosten nicht nur hoch, sondern werden auch noch durch jedes internationale Lüfterl noch weiter in die Höhe getrieben. Der teure Strom offenbart die Schwäche der Autonomie, meinen viele Südtiroler.

APA/APA/THEMENBILD/HELMUT FOHRINGER

Zu Recht fordern die Südtiroler vom Land, das damals gegebene „Strom zum Land-Versprechen“ mäßiger Strompreise endlich einzulösen. Die SVP verspricht, Südtiroler Familien und Betriebe durch eine gezielte Abfederung der Preise zu entlasten und durch weitere Maßnahmen den allgemein steigenden Energiekosten entgegenzuwirken.

Ob das gelingen kann, steht in den Sternen. Ziemlich sicher ist aber, dass die Südtiroler die Volkspartei auch an den Energiekosten messen werden. Erst wenn „Strom zum Land“ auch auf den Stromrechnungen der einheimischen Familien spürbar sein wird, werden sich viele Südtiroler mit dem Edelweiß wieder versöhnen.

Von: ka

Bezirk: Bozen