Russland ist derzeit im Luftraum über dem Süden der Ukraine im Vorteil

Tote bei russischem Angriff in Charkiw

Samstag, 17. Juni 2023 | 19:21 Uhr

Bei einem russischen Raketenangriff auf ein grenznahes Dorf in der ostukrainischen Oblast Charkiw sind nach Angaben des Gouverneurs zwei Menschen getötet worden. Zunächst sprach Oleh Synjehubow am Samstag auf Telegram von vier Toten, die in der Nähe des Dorfes Hurjiw Kosatschok in ihrem Auto unter russischen Beschuss gekommen seien. Es handle sich um zwei Freiwillige – einen 42-jährigen Mann und eine 53-jährige Frau, teilt der Gouverneur nun mit.

Das ukrainische Militär hat bei seiner Offensive im Herbst viele Dörfer und Städte in Charkiw befreit. Doch seither hat das russische Militär das Gebiet häufig bombardiert und wichtige Infrastruktur zerstört. Dabei wurden etliche Bewohnerinnen und Bewohner verletzt oder getötet.

Die russische Öl-Pipeline Druschba im Grenzgebiet zur Ukraine wurde nach Angaben der russischen Regionalbehörden mit Drohnen angegriffen. Die Luftabwehr habe in der Nacht auf Samstag drei Drohnen abgeschossen, die auf eine Pumpstation bei der Stadt Nowosybkow zugeflogen seien, teilte der Gouverneur des Gebiets Brjansk, Alexander Bogomas, auf Telegram mit. Er machte die ukrainische Armee dafür verantwortlich. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht. Die Ukraine äußerte sich nicht.

Russland führt seit knapp 16 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Insbesondere in den vergangenen Wochen häuften sich Angriffe auch russischem Staatsgebiet, wobei Opfer und Schäden allerdings in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der Ukraine stehen. Moskau macht für den Beschuss im Grenzgebiet stets Kiew verantwortlich. Tatsächlich stecken oft allerdings auch Freiwilligenbataillone russischer Nationalisten dahinter, die die Ukraine unterstützen.

Russland hat nach Einschätzung britischer Geheimdienste im Luftraum über dem Süden der Ukraine einen Vorteil erlangt. Das geht aus dem neuesten Tagesbericht zum Ukraine-Krieg des Verteidigungsministeriums in London von Samstag hervor. Insbesondere bei Kampfhubschraubern, die Geschosse mit großer Reichweite gegen Ziele am Boden einsetzen könnten, seien die Russen derzeit im “ständigen Wettbewerb von Maßnahmen und Gegenmaßnahmen” überlegen.

Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu forderte von der eigenen Rüstungsindustrie mehr Panzer für den Angriffskrieg gegen die Ukraine. Beim Besuch eines Unternehmens im sibirischen Omsk verlangte Schoigu nach Angaben seines Ministeriums von Samstag die “strikte Einhaltung des Zeitplans zur Umsetzung des staatlichen Verteidigungsauftrags”. Zugleich mahnte er, die Produktionskapazitäten für Panzer und schwere Flammenwerfersysteme auszubauen.

Nach seinem Besuch an der Spitze einer Friedensmission afrikanischer Staatschefs in Kiew traf Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa am Samstag in Russland ein. Der Präsident sei in St. Petersburg angekommen, teilte das südafrikanische Präsidialamt im Onlinedienst Twitter mit. Dort werde Ramaphosa den russischen Staatschef Wladimir Putin treffen, “um einen Weg zum Frieden nach dem 16-monatigen Konflikt zwischen der Ukraine und Russland” zu suchen.

Der Kreml knüpft die Akkreditierung von Journalisten, die für westliche Medien arbeiten, an Bedingungen. Die Entscheidung über eine Zulassung zu großen Foren in Russland werde abhängig vom “Verhalten” westlicher Medien getroffen, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Tass Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Derzeit läuft in St. Petersburg das Internationale Wirtschaftsforum. Journalisten aus Ländern, die Russland als unfreundlich bezeichnet, erhielten keine Akkreditierung. Neben dem amtierenden ungarischen Außenminister Péter Szijjártó ist laut dem veröffentlichten Programm Österreichs Ex-Außenministerin Karin Kneissl der wichtigste europäische Gast bei dem Forum.

Von: APA/Reuters/dpa/AFP