Von: APA/AFP/Reuters/dpa
Russland hat die Ukraine nach Angaben Kiews mit den schwersten Luftangriffen seit Kriegsbeginn überzogen. Die russische Armee habe mit 728 Drohnen und 13 Raketen insbesondere den Westen des Landes attackiert, teilte die ukrainische Luftwaffe am Mittwoch mit. 711 Drohnen und mindestens sieben Raketen seien abgefangen worden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm die Attacke zum Anlass, um erneut eine härtere Gangart der Verbündeten gegenüber der Regierung in Moskau zu fordern. Er verlangte “schmerzhafte” Sanktionen und weitere Strafmaßnahmen gegen den russischen Rohölhandel. In den vergangenen Wochen hat die Zahl der von Russland eingesetzten Geschoße immer mehr zugenommen.
Insgesamt seien 728 Drohnen des ursprünglich iranischen Typs Shahed sowie dessen Attrappen Richtung Ukraine gestartet worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Dazu kamen demnach sieben Marschflugkörper vom Typ Ch-101 (NATO-Klassifikation: Kodiak) und sechs luftbasierte Hyperschallraketen vom Typ Kinschal. Mehr als 700 Luftobjekte seien abgewehrt worden. Der bisherige “Rekord” an russischen Drohnen in einer Nacht lag bei etwas mehr als 500.
Auch Wolhynien geriet unter Feuer
Unter Feuer geriet dabei auch die im Westen des Landes gelegene Region Wolhynien. Es sei der schwerste feindliche Angriff aus der Luft seit Kriegsbeginn gewesen, sagte der Bürgermeister der Gebietshauptstadt Luzk, Ihor Polischtschuk, auf seinem Telegram-Kanal. Demnach hat es Brände bei einem Unternehmen und in einer Garagensiedlung gegeben. Tote seien aber nicht zu beklagen, fügte er hinzu.
Nach Angaben des Militärgouverneurs von Wolhynien, Iwan Rudnyzkyj, drangen etwa 50 Drohnen und fünf Raketen in den Luftraum der Region ein. “Faktisch flog alles nach Luzk”, schrieb er. Nähere Details zum Ausmaß der Schäden gab es zunächst nicht.
Dem Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Jurij Ihnat, zufolge gab es “gewisse Folgen” der Raketenangriffe in Wolhynien. “Das betrifft einen Flugplatz und einzelne Unternehmen, die der Feind in diesem Abschnitt angriff”, sagte der Luftwaffensprecher im Nachrichtenfernsehen. Militärbeobachter hatten in der Nacht vor allem den Militärflugplatz Oserne in dem an Wolhynien angrenzenden Gebiet Schytomyr als mögliches Ziel erwähnt.
Einschläge auch in anderen Regionen
Auch in anderen Regionen gab es Einschläge. Im südukrainischen Cherson wurden in den frühen Morgenstunden zwei Personen verletzt. Im Umland von Kiew musste eine Frau nach Brustverletzungen durch Drohnenbeschuss ins Krankenhaus eingeliefert werden. An mehreren Stellen im Kiewer Gebiet brachen Brände aus.
Russland zerstörte unterdessen nach eigenen Angaben in der Nacht über neun Regionen des Landes 86 Drohnen. Davon seien 23 über der Region Kursk unschädlich gemacht worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Der amtierende Gouverneur von Kursk, Alexander Chinschtein, teilte zudem auf Telegram mit, dass bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf die Stadt Kursk drei Menschen getötet worden seien. Unter den Todesopfern sei auch ein Mitglied der russischen Nationalgarde, das nach ersten Berichten über den Angriff zu Hilfe geeilt sei, sagte Chinschtein. Sieben Personen seien verletzt worden, darunter ein fünf Jahre altes Kind.
Von der Ukraine gab es zunächst keine Stellungnahme dazu. Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig vor, zivile Ziele ins Visier zu nehmen, und weisen dies jeweils zurück. In dem Krieg sind bereits Tausende Zivilisten getötet worden, der weit überwiegende Teil in der Ukraine. Russland war vor mehr als drei Jahren in das Nachbarland einmarschiert.
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