Die Offensive der ukrainischen Streitkräfte läuft

Ukraine meldet Rückeroberung weiterer Dörfer

Sonntag, 11. Juni 2023 | 22:40 Uhr

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben weitere Dörfer im Südosten des Landes zurückerobert. Parallel zu der Einnahme des Dorfes Makariwka seien die ukrainischen Kräfte an der südlichen Front zwischen 300 und 1500 Meter in zwei verschiedene Richtungen vorgerückt, erklärte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar am Sonntag. An Stellen, an denen die ukrainischen Streitkräfte in der Defensive seien, seien zudem keine Positionen verloren worden.

Darüber hinaus veröffentlichte eine Militäreinheit auf dem Kurznachrichtendienst ein Video, das die Soldaten beim Hissen der ukrainischen Flagge in dem Dorf Neskutschne zeigen soll. Eine ähnliche Szene war zuvor bereits aus dem Dorf Blahodatne in der Region Donezk gezeigt worden. Die Angaben können unabhängig nicht überprüft werden.

Russische Truppen haben nach Angaben der Regierung in Moskau mindestens sieben deutsche Leopard-Panzer und fünf Bradley-Panzer aus den USA zerstört. In der Region Saporischschja sei eine Kolonne gepanzerter Fahrzeuge getroffen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag mit. Mehr als ein Dutzend ukrainischer Angriffe seien zuletzt abgewehrt worden. Laut der Ukraine wurde dagegen in der Region Donezk ein Dorf zurückerobert.

Im russischen Staatsfernsehen wurde gezeigt, wie Verteidigungsminister Sergej Schoigu Medaillen an Soldaten verleiht, die nach russischen Angaben bei der Abwehr eines ukrainischen Gegenangriffs deutsche Panzer und Kampffahrzeuge aus US-Produktion zerstört haben sollen. Schoigu übergab den Soldaten den goldenen Stern “Held Russlands” – die höchste militärische Auszeichnung des Landes. Auf einem Video war zu sehen, wie russische Drohnen in der Region Saporischschja Panzer mit ukrainischer Besatzung treffen. Der Ort der Aufnahme konnte bestätigt werden, nicht aber das Datum.

Unterdessen meldeten Russland und die Ukraine den Austausch von insgesamt fast 200 Kriegsgefangenen. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit, 94 Russen seien nach Verhandlungen aus ukrainischer Gefangenschaft entlassen und zur Untersuchung in eine medizinische Einrichtung gebracht worden. Ein Vertreter der Regierung in Kiew erklärte, 95 ukrainische Soldaten seien zurückgekehrt. Einige von ihnen seien verwundet. Die zurückgekehrten Soldaten seien unter anderem bei Mariupol, Tschernobyl, auf der Schlangeninsel im Schwarzen Meer sowie in dem jüngst an Russland gefallenen Bachmut im Einsatz gewesen.

Die ukrainische Regierung bekräftigte unterdessen ihre Vorwürfe, dass Russland den Kachowka-Staudamm gezielt zerstört habe, um die ukrainischen Streitkräfte im Süden des Landes am Vormarsch zu hindern. Zudem habe Russland damit die Entsendung von Reserven in die Gebiete Saporischschja und Bachmut ermöglichen wollen, sagt Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar. Der Damm war am Dienstag gebrochen und hatte große Gebiete stromabwärts am Dnipro überflutet. Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, den Damm zerstört zu haben. Russische Truppen hatten den Damm und das Kraftwerk kurz nach Beginn ihrer Invasion am 24. Februar 2022 besetzt.

Laut der Ukraine sind bei einem russischen Angriff auf ein Rettungsboot in den Überschwemmungsgebieten drei Menschen getötet worden. Zehn weitere Personen seien verletzt worden, erklärte der Gouverneur der Oblast Cherson, Olexander Prokudin, auf Telegram. Das Boot habe Menschen aus überfluteten Teilen der Besatzungsgebiete in die von der Ukraine kontrollierte Stadt Cherson bringen wollen. Unter den Toten sei ein 74-jähriger Mann, der eine Frau habe schützen wollen und dabei in den Rücken getroffen worden sei. Wie russische Truppen das Boot angegriffen haben, ging aus Prokudins Mitteilung nicht hervor. Russland weist Vorwürfe, Zivilisten anzugreifen, zurück. Russland und die Ukraine haben sich gegenseitig vorgeworfen, Evakuierungsgebiete zu beschießen.

Von: APA/Reuters/dpa