Von: mk
Bozen – Die mächtige Kommission für Politik und Recht der Kommunistischen Partei Chinas hat erst kürzlich einen flammenden Appell zu größtmöglicher Transparenz im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus veröffentlicht. Kurz darauf wurde der Text wieder gelöscht. Dabei wird deutlich: Das Regime fürchtet einen gleich doppelten Gesichtsverlust und ist einem innerem Tauziehen unterschiedlicher Kräfte ausgeliefert.
Einerseits will China Erfolge im Kampf gegen die Krankheit verbuchen. Die Eindämmung des Corona-Virus zum Testfall für Staats- und Parteichef Xi Jinping werden, der in den vergangenen Jahren viel Energie darauf verwendet hat, die Verwaltungsstrukturen des Landes zu straffen und zu zentralisieren.
Wie mit beunruhigenden Wahrheiten umgegangen wird, bleibt sicher Gegenstand von Diskussionen. Erst Anfang Jänner hatte die Polizei in Wuhan mehrere Personen einbestellt, weil sie „Gerüchte“ über die Lungenkrankheit im Internet verbreitet hatten. Ob sie bestraft wurden, ist nicht bekannt. Gleichzeitig sind zwei vielbeachtete Texte in Zusammenhang mit dem Corona-Virus aus dem Internet gelöscht worden.
Andererseits ist sich das Regime durchaus bewusst, wie sehr es sich durch Vertuschung selbst schaden kann. Nachdem Peking bei der SARS-Pandemie im Jahr 2003 die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Öffentlichkeit erst nach Hunderten Infektionen und fünf Todesfällen informiert hatte, nahm das Vertrauen der Bevölkerung in die Führung schweren Schaden.
Mit der Aufforderung zu Transparenz scheint man auf die Verunsicherung zu reagieren, die sich in der chinesischen Öffentlichkeit aufgebaut hat. Ob man dem Appell trauen kann, bleibt dahingestellt.