Von: Ivd
Belgorod/Kursk – Inmitten der andauernden Spannungen zwischen Russland und der Ukraine hat Moskau die Evakuierung von mehr als 121.000 Menschen aus der Region Kursk und 14.000 Menschen aus der Region Belgorod angeordnet. Der genaue Grund für die Stoßrichtung ist nicht bekannt, allerdings stellen einige Militärexperten verschiedene Vermutungen auf.
Die russischen Grenzregionen sind wieder einmal zum Schauplatz eines gefährlichen Katz-und-Maus-Spiels geworden. Angesichts der jüngsten Offensiven der Ukraine, bei denen es den ukrainischen Truppen gelungen ist, tief in die russische Grenzregion Kursk vorzustoßen, hat Russland die Notbremse gezogen. Mehr als 121.000 Menschen mussten bereits aus der Region Kursk evakuiert werden, und weitere 14.000 Bewohner aus dem benachbarten Bezirk Krasnojaruschski in der Region Belgorod sollen an „sichere Orte“ gebracht werden, wie der Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow bekannt gab.
Für die russische Bevölkerung in den betroffenen Gebieten ist dies ein neuerlicher Schock. Die Region Belgorod, die in der Vergangenheit bereits häufiger Ziel ukrainischer Vergeltungsschläge war, ist erneut in den Fokus geraten. Diesmal scheint die Lage jedoch ernster als je zuvor. „Es gibt feindliche Aktivitäten an der Grenze des Bezirks Krasnojaruschski“, erklärte Gladkow in einem Video, das auf Telegram veröffentlicht wurde. Die russische Luftabwehr meldete, dass insgesamt elf ukrainische Drohnen abgeschossen wurden, die Kursk und Belgorod ins Visier genommen hatten.
Angriff unter dem Radar
Während Moskau fieberhaft daran arbeitet, die Kontrolle in den betroffenen Regionen zurückzugewinnen, werfen Militärexperten Fragen über die Ziele und das Kalkül der Ukraine auf. Franz-Stefan Gady, ein bekannter Militärexperte, äußerte gegenüber der Tagesschau seine Überraschung über den präzise koordinierten Angriff der Ukraine, den sogar der Kreml und westliche Verbündete nicht auf dem Schirm hatten. „Der Angriff zeigt, dass es der Ukraine gelungen ist, trotz des ständigen Monitorings durch Russland und seine Verbündeten ein Überraschungsmoment zu erzeugen“, analysiert Gady.
Truppenabzug und Informationsoffensive
Doch was steckt hinter diesem Vorstoß? Während einige Beobachter vermuten, dass die Ukraine durch diesen Angriff versucht, russische Reserven zu binden und von der Ostfront abzuziehen, bleibt das genaue Ziel unklar. Nico Lange von der Münchner Sicherheitskonferenz spekuliert, dass es der Ukraine darum geht, die „Initiative zu ergreifen“ und die „Herrschaft im Informationsraum“ zu behaupten. Schließlich sei es das erste Mal seit Herbst, dass die Ukraine Russland derart in Bedrängnis gebracht habe.
Nicht alle im Westen sind jedoch von diesem Vorstoß begeistert. Wie Gady berichtet, sehen einige Soldaten an der Ostfront den Angriff skeptisch, da sie bislang keine spürbare Entlastung verspüren. Die Frage bleibt: War dieser Angriff ein brillanter taktischer Schachzug oder eine riskante Aktion, die die Ukraine teuer zu stehen kommen könnte?
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