Von 50.000 sollen nur noch 10.000 übrig sein

Wagner-Söldner sterben wie die Fliegen und ihr Chef liefert schlechtes Essen

Mittwoch, 25. Januar 2023 | 08:04 Uhr

Moskau – Von den rund 50.000 russischen Häftlingen, die die Wagner-Gruppe rekrutiert hat, sollen an der Front nur noch 10.000 übrig sein. Das berichtet die Leiterin der unabhängigen russischen Menschenrechtsorganisation „Rus Sidjaschtschaja“ (Russland hinter Gittern), Olga Romanowa. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ist unterdessen wegen seiner zweifelhaften Kochkünste ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.

Bekanntlich ist Prigoschin aufgrund seiner zahlreichen Verträge zur Versorgung der russischen Regierung mit Catering und Essen zu dem Spitznamen „Putins Koch“ gekommen. Nun wurde bekannt, dass das Verteidigungsministerium im Jahr 2022 insgesamt 560 Klagen gegen Prigoschin eingereicht hat, weil er verrottetes oder minderwertiges Essen geliefert hatte, berichtete Focus online.

Das Ministerium fordert mehr als 107 Millionen Rubel (rund 1,55 Millionen US-Dollar) Schadenersatz. Die Anforderungen an die Versorgung der Armee mit Lebensmitteln haben sich durch den Krieg stark erhöht. Prigoschins Unternehmen liefern die Lebensmittel nicht nur, sondern bereiten sie auch zu und servieren sie.

Die Palette der Verstöße ist breit: Während zu geringe Mengen und der Ersatz von hochwertigen Produkten durch billigere Zutaten noch recht harmlos wirken, klingen die weiteren Vorwürfe deutlich unappetitlicher. Der unabhängige russische Telegram-Kanal „We can explain“ zählt unter anderem abgelaufene Produkte, Bakterien und sogar Insekten in gelieferten Lebensmitteln auf. Auch Köche ohne Gesundheitszeugnis und Verstöße bei der Lagerung werden genannt. Betroffen ist laut Fokus davon nicht nur die russische Armee.

Firmen, die im Besitz von Prigoschin sind oder mit ihm in Verbindung stehen, beliefern auch Kindergärten, Krankenhäuser, Altenheime und Rettungsdienste. Auch dabei sei es immer wieder zu Skandalen gekommen. Weil Plastikteile, Käfer, Würmer und sogar Kakerlaken in Lebensmitteln gemeldet wurden, sind seit 2011 Klagen im Umfang von knapp 900 Millionen Rubel (rund 13 Millionen US-Dollar) eingereicht worden. 2018 erkrankten 127 Menschen in sieben Moskauer Kindergarten an der Ruhr, nachdem sie Hüttenkäse von Prigoschin gegessen hatten.

Neben der schlechten Qualität der Lebensmitteln werden auch die schlechten Hygienestandards kritisiert.

Zahl der Todesopfer steigt

Unterdessen steigt die Zahl der Opfer, Kapitulationen und Desertationen auf russischer Seite im Angriffskrieg gegen die Ukraine – auch bei den Wagner-Söldnern, erklären die Militär-Experten des „Institute for the study of war“. Eine „Masse untrainierter Häftlinge“ sterbe oder ergebe sich.

Man könne diese Zahlen nicht unabhängig belegen, aber sie seien sehr plausibel, „wenn man Wagners Modell bedenkt, bei dem Häftlinge als Kanonenfutter in sehr zermürbenden Offensivoperationen eingesetzt werden“, erklärt das Institut.

Den Experten zufolge seien außerdem Fälle bekannt geworden, bei denen Angehörige von Kämpfern der Wagner-Gruppe leere Särge erhalten hätten, nachdem ihnen der Tod der Söldner mitgeteilt worden sei.

Dies würde ebenfalls für die Schätzungen der Menschenrechtsorganisation „Rus Sidjaschtschaja“ sprechen und deute darauf hin, „dass Wagner nicht über die grundlegende administrative und bürokratische Infrastruktur verfügt, um seine eigenen Verluste zu verfolgen und darzustellen“.

Von: mk