Von: APA/dpa
Das US-Justizministerium hat auf Druck der Öffentlichkeit und des Parlaments damit begonnen, Ermittlungsakten zum Fall des gestorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein zu veröffentlichen. Tausende Dokumente und Fotos sind auf der Webseite des Ministeriums einsehbar. Unter den ersten hochgeladenen Dateien befinden sich zum Teil geschwärzte Dokumente der Bundespolizei FBI. In den nächsten Wochen sollen voraussichtlich noch einmal Hunderttausende Dokumente freigegeben werden.
Das hatte US-Vize-Justizminister Todd Blanche kurz zuvor im US-Sender Fox News erklärt. Jede einzelne Seite, die veröffentlicht werde, müsse so gestaltet sein, dass die Identität der Opfer geschützt werde, hieß es. Immer wieder tauchen in den nun veröffentlichten Dateien Fotos von Ex-Präsident Bill Clinton auf – so ist der Demokrat etwa beim Schwimmen im Pool mit Epsteins langjähriger Vertrauten Ghislaine Maxwell zu sehen. Auf anderen Aufnahmen sieht man ihn ohne Bezug zu Epstein und Maxwell.
Ein Sprecher von Clinton kritisierte das US-Justizministerium für die Veröffentlichung. Es gebe zwei Gruppen von Menschen, schrieb Angel Urena auf X. Eine erste Gruppe, die nichts gewusst und die Beziehung zu Epstein abgebrochen habe, bevor dessen kriminelle Taten ans Licht kamen. Und eine zweite Gruppe, die auch danach ihre Beziehungen zu ihm weitergeführt habe. “Wir gehören zur ersten Gruppe.” Keine noch so große Verzögerungstaktik von Menschen aus der zweiten Gruppe werde daran etwas ändern, schrieb er weiter.
Auf Fotos sind häufig zwei Personen zu sehen – Epstein und Maxwell. Sie wurde im Jahr 2022 verurteilt, sie hatte laut Urteil eine zentrale Rolle beim Aufbau eines Rings zum sexuellen Missbrauch gespielt und sitzt im Gefängnis. Es gibt viele Protokolle, angefangen von Druckaufträgen, Klageschriften, Verhörprotokollen über eine Checkliste des FBI bis hin zu Listen, auf denen bis auf Zeit und Datum kaum etwas anderes zu sehen ist. Das Ministerium gab keine Erklärung oder Erläuterungen zu den Dateien ab.
Frist wäre bald abgelaufen
Der Kongress hatte die Regierung mit einem Transparenzgesetz mit Stichtag Freitag zur Freigabe nahezu aller Akten verpflichtet. Aus der Demokratischen Partei kam scharfe Kritik am Vorgehen der Regierung. Der Minderheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, erklärte, das Ganze sei “nichts weiter als eine Vertuschung, um Donald Trump vor seiner hässlichen Vergangenheit zu schützen”.
Der demokratische Kongressabgeordnete Ro Khanna sagte in einem auf X veröffentlichten Video, dass ein 119 Seiten langes Dokument mit Zeugenaussagen ohne jede Erklärung komplett geschwärzt worden sei. Man werde mit den Epstein-Opfern zusammenarbeiten, um die vollständige Freigabe der Ermittlungsakten zu erwirken. Unterstützung erhielt Khanna von dem Republikaner Thomas Massie, der die Gesetzesinitiative zusammen mit dem Demokraten angestoßen hatte.
Epsteins Tod löste Spekulationen aus
Der Fall Epstein beschäftigt die Öffentlichkeit seit vielen Jahren. Der einflussreiche US-Multimillionär hatte jahrelang einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Über mehrere Jahre hinweg soll Epstein minderjährige Mädchen etwa in New York und Florida auch selbst missbraucht haben.
Vor etwa 20 Jahren landete der Fall vor Gericht. Zu bestimmten Vorwürfen bekannte Epstein sich schuldig. Jahre später wurde der Fall nochmals aufgerollt und der Multimillionär erneut festgenommen. Noch bevor ein mögliches weiteres Urteil gefällt werden konnte, starb der Finanzier 2019 mit 66 Jahren in seiner Gefängniszelle. Im Obduktionsbericht wurde Suizid als Todesursache genannt.
Epsteins plötzlicher Tod und seine vielfältigen Kontakte in die Welt der Reichen und Mächtigen lösten Spekulationen über die mögliche Verwicklung einflussreicher Kreise aus. Vor seiner Festnahme waren Prominente und Milliardäre bei ihm ein und aus gegangen – auch Trump verbrachte Zeit mit Epstein, wie mehrere Party-Videos belegen. Zu dem Fallkomplex gibt es umfangreiche Akten, aus denen bisher nur Auszüge bekannt waren.
Trump wegen Epstein-Akten unter Druck
Vor seinem Wahlsieg im November 2024 hatte Trump versprochen, die Epstein-Akten vollständig offenzulegen. Weil er dieses Versprechen seit seinem Amtsantritt im Jänner jedoch nicht eingelöst hat, geriet der Präsident unter wachsenden Druck – auch aus den Reihen seiner eigenen Partei der Republikaner.
Trump gehörte über Jahre zu Epsteins Umfeld, brach nach eigenen Angaben dann aber mit ihm. Es gibt auch keine Hinweise auf eine Verwicklung Trumps in den Skandal.




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