Von: mk
Bozen – Der FIL Weltcup 2018/19 im Rennrodeln auf Naturbahn ist nach sieben Rennen an sech Orten Geschichte. Nach dem Auftakt in Kühtai (AUT) Mitte Dezember ging es im Jänner in Winterleiten (AUT) weiter, danach folgte der Doppelweltcup in Moskau (RUS), über Deutschnofen und Vatra Dornei (ROU) ging es zum Finale nach Umhausen (AUT). Dazwischen gab es Anfang Februar die Weltmeisterschaft in Latzfons. Bei den Junioren war der Saisonhöhepunkt die Junioren-EM Ende Februar in Umhausen. ziehen wir Bilanz.
Herr Castiglioni, bereits der Auftakt in Kühtai musste um zwei Wochen verschoben werden, dann musste Winterleiten als Ersatzort für Sankt Sebastian einspringen. Trotz der widrigen Umstände mit Rekord-Schneemengen usw. ist aber kein Weltcup ausgefallen. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Es war eine extrem arbeitsintensive Saison, vieles ist drunter und drüber gegangen. Es war ein wilder Ritt, wir mussten oft im letzten Moment auf die neuen Umstände reagieren, mitunter mussten wir vor Ort noch eingreifen. Trotzdem konnten wir jedes Rennen durchführen. Das funktioniert aber nur, wenn man eine schlagkräftige Truppe beisammen hat. In solchen Situationen sieht man, was alles möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen!
Die FIL arbeitet hart daran, den Stellenwert von Naturbahnrodeln zu steigern und die Sichtbarkeit zu erhöhen.
Ganz positiv war die mediale Präsenz im vergangenen Winter, von Fernsehen über Presse bis Online und Social Media. Allein bei den Übertragungen der Rennen im Livestream hatten wir ein Plus von 25 Prozent! Zugriffe gab es weltweit, aus allen Kontinenten. Und auch die Zuschauerzahlen vor Ort waren beindruckend, vor allem bei der WM in Latzfons und in Deutschnofen.
Athleten aus insgesamt 22 Nationen haben am Weltcup 2018/19 teilgenommen, bei der WM waren Athleten aus 23 Nationen am Start. Zufrieden?
Jedes Jahr fallen ein paar Athleten weg, weil sie ihre Karriere beenden, dafür kommen andere dazu. Mir ist es immer ganz wichtig, die Marke von 20 Nationen zu halten. Das ist ein Erfolg der jahrelangen konstanten Arbeit der FIL-Gruppe.
Im Teambewerb haben erstmals 10 Nationen Preisgeld bekommen, und statt Doppelsitzer fuhren 3 Einzel. Ist das der richtige Weg?
Der Teambewerb ist noch nicht ganz ausgereift, die Änderungen aber waren wichtig und richtig. Wir denken auch schon über eine Weiterentwicklung nach. Zu den Optionen kann ich noch nichts sagen, die müssen zuerst in der Kommission besprochen werden.
Italien war im letzten Winter die dominante Nation, bei der Heim-WM haben die „Azzurri“ alle Goldmedaillen gewonnen und Evelin Lanthaler hat bei den Damen alle Rennen gewonnen. Ist das nicht eintönig?
Bei der WM hat Italien einfach den Heimvorteil eiskalt ausgenutzt, das ist durchwegs legitim. Dafür hatten die Athleten auch mehr Druck. Im Weltcup war es bei den Herren sehr spannend, vom ersten bis zum letzten Rennen und wir hatten 3 verschiedene Sieger. Auch die Frage, ob Lanthaler alle sieben Rennen gewinnen wird, war extrem spannend, denn Lanthaler war dreimal nach dem ersten Lauf Zweite.
Wir hatten mit Deutschnofen eine spiegelglatte Bahn und mit Vatra Dornei zum Beispiel eine holprige, rustikale Bahn. Beide Arten sind legitim, beide Arten sind aber auch nicht unumstritten. In welche Richtung wird’s in Zukunft gehen?
Das ist eben Naturbahnrodeln. Die Natur gibt die Gegebenheiten vor, das Wetter und die Temperaturen beeinflussen die Bedingungen auf der Bahn und genau das ist der Reiz in diesem Sport. Die Athleten müssen sich auf verschiedene Bedingungen einstellen und das Material abstimmen. Manchmal ist das Eis glatt, manchmal weich und manchmal ist es holprig.
Der Großteil der Rennen findet in Österreich und Italien statt. Wird es in Zukunft mehr Rennen in anderen Ländern geben?
Das ist in der Tat ein kleines Manko. Aber es ist eben so, dass wir in Österreich und Italien sehr erfahrene Leute haben, die problemlos einen Weltcup organisieren können. Für 2019/20 sind Rennen in Russland und Slowenien geplant, auch die Slowakei und Rumänien sind an Weltcuprennen interessiert, und solche Überlegungen gibt es auch in Polen und in Übersee.
Der Juniorenweltcup war stark besucht, die Junioren-EM bot ein sehr hohes Niveau. Wie ist es um den Rodel-Nachwuchs bestellt?
Der Juniorenweltcup ist aus den Kinderschuhen herausgewachsen, wir sind mit 6/7 Nationen gestartet und sind inzwischen bei 17/18 Nationen angekommen, das ist stark! Vor allem im Alpenraum ist der Nachwuchs da, auch weil Naturbahnrodeln ein naturverbundener und leistbarer Sport ist. Schnee und Eis gibt es (fast) überall auf der Welt.
Was steht von Seiten der FIL für die Sommermonate an? Was muss bis zum Start der neuen Weltcupsaison getan werden?
Mitte März schließen wir die alte Saison ab. Mitte April geht es mit den Kommissionssitzungen weiter, den Vorbereitung auf den Kongress in Slowenien und mit der Vorbereitung für den kommenden Winter. Der Saisonauftakt Mitte Dezember ist schneller da als man glaubt.