Von: apa
Neun Saisonen in der stärksten Basketball-Liga der Welt hat Jakob Pöltl bereits hinter sich. Die Teilnahme an einem großen Turnier mit dem österreichischen Nationalteam fehlt dem NBA-Profi aber noch in seiner Vita. Das soll sich 2029 ändern. Die EM-Teilnahme ist das erklärte Ziel des heimischen Verbandes. Die Basis soll in den nächsten drei Wochen in der WM-Vorqualifikation gelegt werden, in der auch Pöltl nach drei Jahren wieder im Teamdress zu sehen sein wird.
Der Auftakt steigt am Samstag (14.30 Uhr/live ORF Sport +) in Den Haag gegen die Niederlande. Danach folgen Heimpartien in Schwechat gegen Bulgarien (6. August) und die Niederländer (13. August), ehe es zum Abschluss am 16. August noch nach Bulgarien geht. Pöltl freut sich darauf, vor Freunden und Familie zu spielen. Sein bisher letztes von 15 Länderspielen hat der Wiener Anfang Juli 2022 in Salzburg gegen Zypern (78:49) bestritten.
Eine EM-Teilnahme in vier Jahren – es wäre die erste für den ÖBV seit 1977 – würde er “sehr hoch einordnen”, sagte Pöltl bei einem Medientermin in Wien der APA. “Es wäre ein extrem wichtiger Schritt, um als Basketball-Nation auch international mehr aufzufallen, und auch den jungen Spieler in Österreich zu zeigen, wir können im Europa-Vergleich mitspielen.” Auch für ihn persönlich wäre es “gegen Ende der Karriere” noch etwas Besonderes. “Wenn ich das noch miterleben kann, würde mir das sehr viel bedeuten.”
Langzeit-Vertrag gibt Sicherheit
Seinen Vertrag bei den Toronto Raptors hat Pöltl zu Monatsbeginn bis 2030 verlängert. Die 123 Mio. Dollar (105,5 Mio. Euro), die er bis dahin verdient, machen ihn zu einem der 15 bestbezahlten NBA-Center. “Die Wertschätzung habe ich davor auch schon gespürt vom Verein”, betonte der 29-Jährige. “Aber es ist nochmal ein Zeichen, dass des Vertrauens, dass die Raptors langfristig mit mir planen. Das schätze ich auf jeden Fall.”
Bei Vertragsende ist Österreichs NBA-Pionier fast 35 Jahre alt. Wie lange er danach noch Basketball spielen will, ließ er offen. Seine Karriere in Toronto zu beenden, könne er sich sehr gut vorstellen. “Das ist auf jeden Fall irgendwie ein Ziel von mir”, sagte Pöltl. Auf Profi-Level noch ein paar Jahre in Europa anzuhängen, wollte der 2,13-m-Mann aber ebenfalls nicht ausschließen. “Solange es körperlich noch geht und es mir Spaß macht, werde ich spielen – je nachdem, auf welchem Level es sich halt ausgeht, und was meine Familiensituation dann erlaubt.”
Pöltl schätzt Heimatmosphäre
Vorerst ist Pöltl diesseits des Atlantiks nur im Nationalteam zu sehen. Die 3.000 Sitzplätze im Multiversum in Schwechat sind laut Verbandsangaben gegen Bulgarien zu 80 Prozent und gegen die Niederlande zu 70 Prozent vergeben. Dazu kann die Kapazität noch um Stehplätze erweitert werden. “Es ist eine besondere Ehre – etwas, das ich in meiner Karriere nicht so oft genießen kann”, sagte Pöltl über das Gefühl, nach drei Jahren wieder vor heimischen Fans aufzulaufen.
ÖBV-Teamchef Chris O’Shea weiß um die Sicherheit, die Pöltl dem Team gibt. “Man weiß, dass er da ist als Turm, dass er einige Fehler, die wir machen werden, ausbessern kann”, erklärte der US-Amerikaner. “Mit dem Wissen reinzustarten, einen der besten Spieler der gesamten Quali zu haben, ist mental eine große Hilfe.” Pöltls Präsenz würde es der Mannschaft in vielen Bereichen erleichtern – vor allem in der Verteidigung und am Rebound, wo die Österreicher laut O’Shea zuletzt “nicht so gut ausgesehen” haben. “Er erklärt uns viel, er zeigt uns viel im Training, und er ist einfach ein Problem für den Gegner”, ergänzte Spielerkollege Renato Poljak.
Rhythmus für NBA-Saisonstart
Auch Pöltl selbst will von der für ihn knapp vierwöchigen Nationalteamphase profitieren. “Es ist viel hochqualitativer Basketball – nicht nur bei den Spielen, sondern auch im Training”, sagte der ÖBV-Star. Den Matchfokus habe er sonst im Sommer nicht. “Und auch wenn der Stil ein bisschen anders ist: Ich habe immer das Gefühl, ich verbessere mich am meisten im Spiel.” Den Rhythmus will er Mitte August bestmöglich zur Vorbereitung auf die NBA-Saison nach Übersee mitnehmen.
Geht es nach Pöltl, will er dem Nationalteam in den kommenden Jahren regelmäßiger zur Verfügung stehen. “Wenn so weit alles klappt mit dem Verein, sehe ich eigentlich kein Problem, dass ich auch nächstes Jahr schon wieder dabei sein könnte.” Alles hänge aber von den Länderspielfenstern ab. “Je mehr Nationalteamspiele wir im Sommer haben, desto mehr Möglichkeiten gibt es für mich.”
Die kommenden Partien will Pöltl mit “Vollgas” angehen. Die ersten zwei Teams der Dreiergruppe steigen auf – und ersparen sich damit die erste Phase der Vorqualifikation für die EM 2029. “Am Papier sind wir leichter Außenseiter”, meinte Pöltl. “Wir können nicht sagen, wir gehen als Favorit hinein. Das wäre ein unfaire Erwartungshaltung”, erklärte auch O’Shea. Mit Pöltl und dem am Dienstagnachmittag eingetroffenen Ex-Euroleague-Sieger Sylven Landesberg scheint aber vieles möglich.
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