Feller musste sich in Schladming nur Odermatt beugen

Feller von Odermatt in Schladming nur um 0,05 Sek. besiegt

Dienstag, 23. Januar 2024 | 22:29 Uhr

Der Angriff war angekündigt – und erfolgreich: Marco Odermatt brauste mit einer taktischen Meisterleistung im zweiten Durchgang des Flutlicht-Riesentorlaufs von Schladming noch von Platz elf an der versammelten Konkurrenz vorbei. Er vereitelte damit den Premierensieg von Manuel Feller in dieser Disziplin. Um 0,05 Sekunden hatte der Tiroler Halbzeitführende das Nachsehen, fuhr als Zweiter aber erstmals in dieser Saison auf das Podest.

“Es war ein unglaubliches Rennen, eine unglaubliche Atmosphäre. Ich habe es probiert, aber es sind einfach ein paar Tore, wo ich nicht das letzte Risiko gehen konnte”, sagte Feller im ORF. Bedenken über seine künftige Startposition fuhren im Nacht-Spektakel im Hinterkopf mit. “Wenn ich auf der Schnauze liege, starte ich beim nächsten Riesentorlauf außerhalb der Top 15.”

Seine Paradedisziplin Slalom steht am Mittwoch (17.45/20.45, live ORF 1) auf dem Programm. “Wenn es morgen noch einmal ein Podium wird, dann war es ein unglaubliches Ereignis. Im Slalom läuft es ja ganz gut. Ich werde natürlich alles daran setzen, zurückzuschlagen und am Stockerl zu stehen”, kündigte der dreifache Saisonsieger an.

Odermatt indes wahrte mit dem achten Riesentorlauf-Sieg in Folge auch seinen Nimbus der Unbesiegbarkeit in dieser Saison. Die Sekunde Rückstand auf Feller machte er gerade noch wett. “Es zeigt wieder einmal, man darf nie aufgeben. Immer Vollgas auf das Beste hoffen”, meinte Odermatt. “Anfang Saison hatte ich etwas Pech mit den Hundertstel, jetzt Kitzbühel und hier viel Glück, es gleicht sich immer aus.” Dritter wurde der Slowene Zan Kranjec (+0,29).

In Abwesenheit des schwer am Knie verletzten Marco Schwarz qualifizierten sich vor 17.900 begeisterten Fans nur zwei weitere Österreicher für den zweiten Lauf. Raphael Haaser wurde mit seinem besten Saisonergebnis 14., Stefan Brennsteiner 15. Für ein ÖSV-Quintett um Patrick Feurstein und Fabio Gstrein blieb es bei einem Lauf.

Odermatt stand nach seiner Planai-Erstbefahrung unter Zugzwang. Nur mit Mühe war der Überflieger im von seinem Trainer Helmut Krug gesetzten Lauf geblieben, nachdem er am Skischuh ausgerutscht war. “Es ist ein bisschen nass, bisschen eisig, bisschen schmierig”, sagte der Schweizer danach und ließ durchblicken, für diesen diffizilen Untergrund nicht das “perfekte Setup” gefunden zu haben.

Feller hatte aus körperlichen Gründen seit Mitte Dezember kein Riesentorlauf-Training mehr absolviert. Umso mehr war er von der eigenen Leistung im ersten Lauf überrascht, zuckte im Ziel mit breitem Grinsen die Achseln und zollte seinem Servicemann anschließend viel Lob. “Das Setup hat sich sehr gut angefühlt”, sagte der 31-Jährige, ehe er versuchte, sich selbst keine allzu große Bürde aufzuerlegen.

Zur Halbzeit hatte er davor noch nie geführt, alle seine fünf Siege waren ihm im Slalom gelungen. Er werde nun dennoch “nicht alles auf Sieg fahren”, wolle lieber erneut “gutes Skifahren zeigen”, meinte Feller, der 2023/24 im Riesentorlauf nicht besser als Elfter gewesen war. Auf dem kurvigeren Kurs des Ex-Abfahrers Peter Fill war Feller erneut schnell und hatte nach einer überstandenen Schrecksekunde im Herzschlagfinale das “schlechtere” Ende.

“Hut ab vorm Manu, sensationell”, sagte ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer. “Das hätte ich mir nicht erwartet. Ich dachte, wenn wir um Platz fünf, sechs, sieben sind, müssen wir zufrieden sein. Jetzt gewinnt er das fast. Extrem schade, dass er drei Tore vor dem Ziel noch einen Fehler gemacht hat.”

Haaser war mit seiner Nachtschicht nicht gänzlich zufrieden. “Im zweiten Durchgang habe ich mich geplagt, der ist mir nicht so leicht von der Hand gegangen. Ich habe mich nicht hundertprozentig wohlgefühlt und nicht ganz das Vertrauen gehabt. Da ist man nicht dabei.” Auch Brennsteiner ärgerte sich. Er monierte zunächst fehlende “Überzeugung” und wollte sich dann beim Material vergriffen haben. “Amateurhaft, dass ich das nicht richtig einschätze. Der Servicemann hätte es mir eh gesagt.”

Roland Leitinger verabschiedete sich vor dem “Grande Finale” im teils neongelben Partyoutfit aus dem Skizirkus. Der Vize-Weltmeister von 2017 und Schladming-Absolvent wurde vor den Augen von Skilegenden (Franz Klammer, Bernhard Russi, Luc Alphand, Renate Götschl) und Politprominenz (Innenminister Gerhard Karner, Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, Landeshauptmann Christopher Drexler) ein letztes Mal gefeiert. “Ich war ein wenig geflasht während dem Fahren, weil du die Stimmung mitkriegst, die du sonst im Renntunnel nicht so mitkriegst. Danke an so viele Fans, danke für die Stimmung”, sagte der oftmals von Verletzungen zurückgeworfene und nun mit einem speziellen Ski beschenkte Salzburger.

Von: apa