CIPRA appelliert an das Organisationskomitee von Milano-Cortina 2026

Olympia 2026: IOC befürwortet Bob-Lösung im Ausland

Dienstag, 04. April 2023 | 11:27 Uhr

Cortina/Innsbruck – Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat der internationalen Alpenschutzkommission CIPRA in aller Form mitgeteilt, dass es keinen Neubau einer Bobbahn zur Durchführung Olympischer Winterspiele braucht. Nach Ansicht des IOC sollte eine bestehende Austragungsstätte benutzt werden. Die CIPRA fordert darum das Organisationskomitee von Milano-Cortina 2026 dazu auf, umgehend ein Angebot bei den Betreibern der Bobbahn in Innsbruck einzuholen.

Zu den schriftlich vorgebrachten, kritischen Anfragen der CIPRA habe das IOC Ende März 2023 brieflich Stellung genommen, erklärt CIPRA. Am wichtigsten erscheint der CIPRA die “unmissverständliche” Stellungnahme des IOC, dass es nie den Bau einer neuen Bobanlage in Cortina gefordert hat. Im Gegenteil: Im Antwortschreiben vom 20. März 2023 halte das IOC fest: “Im Fall der Bobbahn in Cortina sind wir der Meinung, dass für Olympische Winterspiele keine neuen Bobbahnen gebaut werden müssen, sondern eine bestehende Anlage in der Region oder in einem anderen Land genutzt werden sollte.” Mit Blick auf den Bauentscheid für eine neue Anlage in Cortina betone das IOC, dass es schlicht vor vollendete Tatsachen gestellt worden sei: “Wenn sie [die Bobbahn, Anm.] einmal gebaut ist, wäre es – unabhängig von der Bewertung des IOC – unvernünftig, sie nicht zu nutzen.”

“Nur ein Angebot aus Innsbruck schafft die nötige Transparenz”

Im Interesse der Bevölkerung und der von Winterspielen jeweils stark in Mitleidenschaft gezogenen Natur ruft die CIPRA darum das Organisationskomitee von Milano-Cortina 2026 dazu auf, von den Betreibern der Bobanlage in Igls bei Innsbruck ein Angebot für die Durchführung der Bewerbe 2026 auf der dortigen Bobbahn einzuholen. “Sich dagegen zu verwehren wäre ein Beweis ihres unprofessionellen Vorgehens und Beleg für die bevorstehende, sinnlose Verschleuderung öffentlicher Gelder durch einen Neubau, dessen geschätzte Kosten von über 100 Millionen Euro laufend nach oben korrigiert werden. Zudem ist fraglich, ob die Bobbahn in Cortina rechtzeitig fertig wird. Der Eiskanal muss nämlich bereits in der Wintersaison 2024/25 zur Verfügung stehen, da auf einer neuen Olympia-Bahn vorherige Weltcup-Rennen als Testlauf vorgeschrieben sind.”

“Die Angebots-Einholung zum heutigen Zeitpunkt ist zentral, da nun die finanziellen Zusagen für die rechtzeitige Sanierung und den Umbau der Anlage in Innsbruck vor den Winterspielen 2026 von der Stadt kürzlich angesprochen wurden, zu geschätzten Kosten von nur 27 Millionen Euro. Erst mit der Einholung eines Angebots hätten die Organisatoren der Winterspiele Milano Cortina 2026 eine solide Entscheidungsgrundlage zur Abwägung zwischen dem Neubau in Cortina und einer temporären Nutzung der Anlage in Igls.” Bei der CIPRA ist man sich sicher, dass dank einer solchen gut nachbarschaftlichen Partnerschaft mit dem Ziel besonnener Verwendung öffentlicher Mittel entscheidende Vorteile miteinander kombiniert werden können:

Rechtzeitige Bereitstellung einer olympiatauglichen Bob- und Rodelbahn
Kostengünstige Durchführung des Wettbewerbs einer für heutige Winterspiele nicht mehr zentralen Nischensportart
Schonung kommunaler und regionaler Budgets, Vermeidung horrender Schulden
Vermeidung von Investitionsruinen und Fehlinvestitionen
Verwendung der eingesparten Gelder für andere, sinnvollere Investitionen in den norditalienischen Alpen bzw. in Cortina mit langfristigem, nachhaltigem touristischem Nutzen
Das Beste an einer kostengünstigeren Durchführung in Igls: Auch dort würden die Bob- und Rodelbewerbe ganz im Zeichen von Milano Cortina 2026 stehen – ohne dass die in Zukunft für den Tourismus immer wichtigere Natur von Cortina zusätzlichen Schaden nimmt. Nachhaltigkeit beginnt auch im Sport mit Partnerschaft.

Team K: “Olympia braucht keine Bobbahn in Cortina”

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) bestätigt neuerlich in einem Schreiben an die CIPRA, dass es in Cortina keine neue Bobbahn braucht. Damit sollten aus Sicht des Team K dringend Verhandlungen mit den Betreibern der Bobbahn in Igls aufgenommen werden. “Anstatt 100 Millionen an Steuergeld in Cortina zu verschleudern sollen die Verantwortlichen aus Politik und Sport Abstand von ihrem Egotrip nehmen und im Sinne der versprochenen Nachhaltigkeit agieren”, sagt das Team K.

“Das Olympische Komitee und die nationalen Veranstalter samt Sportpolitik haben unmissverständlich ökologisch und ökonomisch nachhaltige Spiele versprochen. Diese Nachhaltigkeit ist mit dem de facto Neubau der Bobbahn in Cortina bei Weitem nicht gegeben. Die Kosten werden auf mindestens 100 Millionen Euro geschätzt. Das Team K hat seit Langem schon den Vorschlag, die Bewerbe auf der bereits bestehenden und demnächst generalsanierten Anlage in Igls durchzuführen, favorisiert. Nun scheint auch das IOC diese Gangart als sinnvoll zu erachten”, heißt es weiter.

“Diese Aussagen des IOC sind für mich nicht neu. Bereits vor einem halben Jahr  stand dieses Statement von IOC im Brief der die Bürgerbewegung Comitato Civico Cortina erhalten hat. Trotzdem wurden die Arbeiten in Cortina gestartet, trotzdem schweigt Landeshauptmann Kompatscher in dieser Angelegenheit weiterhin. Trotzdem hat es noch keine Gespräche mit den Verantwortlichen in Igls gegeben. Ich höre faule Ausreden, lese Falschinformationen und finde die Arroganz, mit der dieses olympische Großprojekt durchgeboxt wird, unerträglich. Wenn das IOC glaubwürdig bleiben will, ist dieser Bau in Cortina sofort zu stoppen und die Alternative im Ausland zu verhandeln”, sagt der Team K Landtagsabgeordnete Alex Ploner.

Von: luk

Bezirk: Bozen