Auch LH Kompatscher steht hinter dem Geher

Schwazer: “Will nicht darüber reden”

Freitag, 12. August 2016 | 10:29 Uhr
Update

Rom – Alex Schwazer ist heute mit einem Alitalia-Flug am Flughafen in Rom gelandet. Bei seiner Ankunft wurde er bereits von Journalisten erwartet, die sich ein Statement des Gehers aus Kalch zur achtjährigen Sperre erwartet haben, doch Schwazer wehrte höflich ab: Er habe keine Lust das Urteil zu kommentieren. Daraufhin stieg er in den Zug in Richtung Heimat.

Dass im Dopingfall Schwazer das letzte Wort schon gesprochen ist, glaubt kaum jemand. Zwar sind die Olympischen Spiele in Rio für Schwazer vorbei, doch der Fall ist längst nicht abgeschlossen.

Der offizielle Weg, den Schwazer in der Sportgerichtsbarkeit jetzt noch gehen kann, ist vor ein Zivilgericht in der Schweiz. Weil der Kalcher aber davon überzeugt ist, dass eine Straftat vorliegt, könnte der Fall auch bei der Staatsanwaltschaft landen.

BISHER

Eines der größten Sporttalente sei ruiniert worden. So kommentiert Anwalt Gerhard Brandstätter das Urteil gegen Alex Schwazer in Rio.

Wie berichtet, ist das Sportgericht im mysteriösen Dopingverfahren der Anklage (IAAF) gefolgt und hat den Geher für acht Jahre wegen Dopings gesperrt.

Nach wie vor ist Brandstätter davon überzeugt, dass die Probe nachträglich manipuliert worden sei. Er will die Wahrheit ans Licht bringen unter anderem mit einer DNS-Analyse der Probe. Außerdem hofft der Anwalt, dass Kronzeugen auspacken. Für ihn ist der Kuchen noch nicht gegessen.

Unterdessen hat sich auf den sozialen Netzwerken Unterstützung für Schwazer unter dem Hashtag „iostoconSchwazer“ formiert.  Auch die User im Netz scheinen davon überzeugt zu sein, dass dunkle Mächte im Spiel seien. Schwazer sei gezielt aus dem Wettbewerb gedrängt worden.

In dieselbe Kerbe schlagen viele Kommentare auf Südtirol News: Sie prangern die Sportwelt an, in der offenbar nur mehr Geld im Vordergrund steht. Die Rede ist von einem schmutzigen Geschäft und Ungerechtigkeiten. So seien viele Russen in Rio am Start, die ebenfalls kritisch zu bewerten sind. Generell ist aus den Kommentaren der Südtirol-News-Leser zu entnehmen, dass sie das Vertrauen in den Profisport verloren haben.

Und auch Landeshauptmann Kompatscher meldet sich auf seiner Facebook-Seite tröstend zu Wort:

Lieber @Alex Schwazer,deine vielen Anhänger und Fans haben bis zuletzt mit dir mitgezittert und gehofft, dass du bei…

Posted by Arno Kompatscher on Thursday, August 11, 2016

 

BISHER

Am späten Mittwochabend unserer Zeit hat der Internationale Sportgerichtshof (CAS) im Fall Alex Schwazer entschieden und den Geher aus Kalch, wie von der Anklage vorgeschlagen, für acht Jahre gesperrt. Dies teilt die italienische Nachrichtenagentur ANSA mit, die berichtet, dass der Urteilsspruch beiden Seiten mitgeteilt wurde.

Der Internationale Sportgerichtshof hat also nicht nur den Rekurs Alex Schwazers abgewiesen, sondern sich dem geforderten Strafmaß des Internationalen Leichtathletikverbandes IAAF angeschlossen und den Südtiroler Athleten für acht Jahre gesperrt. Damit ist die Sportkarriere von Schwazer praktisch zu Ende. Ihm bleibt jetzt nur noch die Möglichkeit, einen Rekurs bei einem Schweizer Zivilgericht einzureichen. Sein erster Kommentar auf das CAS-Urteil: “Ich bin zerstört”.

Bei der Abnahme der Dopingprobe vom 1. Jänner und der anschließenden Kontrolle konnte laut dem CAS kein Verfahrensfehler festgestellt werden und damit war die Auswertung der Probe nicht anfechtbar. Mit der Entscheidung des dreiköpfigen Richterkollegiums ist der Olympische Traum Alex Schwazers definitiv geplatzt. Die harte Strafe von acht Jahren hat Schwazer bekommen, weil er ein Wiederholungstäter ist.

Schwazer war im Juni aufgrund einer Nach-Analyse einer Probe vom Jahresbeginn des Dopings mit anabolen Steroiden überführt worden und vom internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) für acht Jahre gesperrt worden. Schwazer beteuerte seine Unschuld, sprach von Manipulation und berief gegen diese Sperre.

Die Ablehnung seines Protests verhindert nun ein Antreten des Südtirolers bei den Spielen von Rio de Janeiro. Schwazer war bereits vor den Spielen von London 2012 positiv auf EPO getestet und für drei Jahre und neun Monate gesperrt worden. Sein Versuch, doch in Rio antreten zu können, sorgte in der Geher-Szene für Kritik.

Bis zuletzt optimistisch

Alex Schwazer hat bis zuletzt an einen positiven Ausgang des Doping-Krimis gehofft: Am Dienstag hatte er noch in der Copacabana auf dem Radweg trainiert. Ganz anders sein Trainer Sandro Donati, dessen Miene am Montag nach der achtstündigen CAS-Anhörung in einer Anwaltskanzlei von Rio nicht gerade Hoffnung aufkeimen ließ.

Wie geht es weiter?

Der Fall wird vermutlich noch einige Zeit für Schlagzeilen sorgen. Schwazer selbst hat laut Medienberichten jedenfalls angekündigt, dass er nicht eher ruhen wird, bis seine Unschuld bewiesen und die Wahrheit ans Licht gekommen ist. Gleich nach Bekanntwerden der positiven Dopingprobe hat Anwalt Brandstätter Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Zwar ist nicht auszuschließen, dass Schwazer tatsächlich gedopt hat, dennoch liegen Ungereimtheiten vor. Es gibt nämlich bekanntermaßen viele Indizien, die darauf hindeuten, dass Schwazer böse mitgespielt wurde: Ein ursprünglich negativer Test wurde auf Anfrage des IAAF im April wiederholt. Mit einem besonderen Verfahren sollte die Probe auf synthetisches Testosteron hin untersucht werden. Weil das unüblich ist, stellt sich die Frage, warum gezielt danach gesucht wurde.

Auch sein Trainer Sandro Donati glaubt an dunkle Machenschaften im Sport. Er selbst, als bekannter Dopingkritiker, sollte damit getroffen werden.

 

Bruno Cappello: „Schwazer-Urteil wie ein Schlag in die Magengrube“

Bruno Cappello, Präsident des Südtiroler Leichtathletikverbandes sowie der LG Brixen, für die Alex Schwazer und Sandro Donati gemeldet sind und einer der Befürworter des Rehabilitations-Projekts von Schwazer nimmt nach der Verurteilung des Gehers aus Kalch offiziell Stellung.

at/Brixia_Meeting
at/Brixia_Meeting

„Die Nachricht von der Sperre Alex Schwazers kam einem Schlag in die Magengrube gleich. Und das nicht zwingend wegen dem Ausmaß der Strafe: Es sind nicht die drei, fünf oder acht Jahre Sperre, die so sehr schmerzen, sondern einzig und allein die Bedeutung des Urteils. Alex Schwazer und Sandro Donati waren Teil eines Projekts, das den sauberen Athleten als Ziel hatte. Ein Projekt gegen das Doping und für die Transparenz in der Leichtathletik, im Sport. Nun, nach der Verurteilung von Schwazer, ist aus dem Projekt für den Sport ein Projekt gegen den Sport geworden. Die negativen Aspekte werden in den Vordergrund gestellt.  Für mich, als Präsident des Südtiroler Leichtathletik-Verbandes, als Präsident jenes Vereins, für den Alex Schwazer und Donati tesseriert sind, vor allem aber als leidenschaftlicher Leichtathletik-Fan, ist der heutige Tag ein trauriger. Ich werde es aber nicht Leid zu wiederholen, dass ich in diesem Projekt alles noch einmal so machen würde, wie ich es gemacht haben.“

 

Kronbichler: “Bleiben wir sportlich!”

“Bemitleiden wir ihn, helfen wir ihm, doch bleiben wir bitte sportlich! Alex Schwazer darf nicht für Olympia starten und bleibt wahrscheinlich auch für alle zukünftigen Geh-Wettbewerbe gesperrt. Das tut uns leid, aber es ist kein Verbrechen an der Menschheit. Und es ist auch kein Anschlag auf Südtirol. Unerträglich ist die Art, wie seit dem Aufkommen eines nochmaligen Doping-Verdachts und erst recht nach der jetzigen Sperre des Südtiroler Sportlers Komplotte, Intrigen und Verschwörungen herbeigeredet werden”, so der Parlamentarier Florian Kronbichler.

“Sportwettkämpfe unterliegen Sportgerichten, und wer an Sportwettbewerben  teilnimmt, unterwirft sich deren Regeln, egal ob sie von Kampfrichtern oder Amtsgerichten angewandt werden. Fallen wir am Fall Schwazer jetzt nicht in eine kollektive Opferrolle! Wir Südtiroler sind anfällig für solches Gehabe, und wir fuhren manchmal nicht schlecht damit. Aber es steht uns nicht mehr an. Wir hätten nicht so viel gewonnen, wären wir systematisch diskriminiert worden, wie jetzt vielerseits geschimpft wird”, schreibt er weiter.

“Niederlagen zu akzeptieren, ist der edelste Ausdruck von Sportlichkeit. Das gilt am Sportplatz gleich wie vor dem Gericht. Schade für Alex Schwazer, aber er selber und seine Fans mögen sportlich sein und jetzt nicht so tun, als sei hier Willkür vor Recht ergangen. Recht haben und Recht bekommen ist nicht immer eines, und für den Betroffenen ist das bitter. Nehmen wir an, dass es auf Alex Schwazer zutrifft, aber ist das ein Grund, in diesem Fall die gesamte Sportaufsicht, Gerichte eingeschlossen, für einen mafiösen Klüngel zu halten? Bleiben wir doch rechtstreu und sportlich!”, meint Kronbichler abschließend.

Von: ka