Puck im Tor?

Vermeintliches Tor in Villach scheidet Eishockeywelt

Montag, 05. November 2018 | 22:12 Uhr

Von: ka

Villach – Lyle Seitz, Director of Hockey Operations, und die Erste Bank Eishockey Liga nehmen zum vermeintlichen Treffer des EC Panaceo VSV  am 4. November 2018 im Penalty Shoot Out gegen den HC TWK Innsbruck wie folgt Stellung.

“Die Überprüfung des vermeintlichen Tors des EC Panaceo VSV am 4. November 2018 im Penalty Shoot Out gegen den HC TWK Innsbruck wurde umgehend von der Erste Bank Eishockey Liga eingeleitet. Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Folgende Fakten können aber bereits präsentiert werden:

Ein Puck, der durch das Tornetz hindurch geht, ist keine Standardsituation. Bei der Überprüfung VOR und NACH dem Shoot Out wurde erkannt, dass weder eine fehlerhafte Stelle, noch ein Loch im Tor-Netz und damit kein erkennbarer Grund vorliegt, dass der Puck durch das Netz hindurch gegangen sein könnte. Vor allem auch deshalb, weil der Puck mit einer normalen Schussgeschwindigkeit geschossen wurde (keine sehr hohe Geschwindigkeit, die mit einem Schlagschuss erreicht werden kann)”, so Lyle Seitz.

https://www.facebook.com/ecvsv/videos/vb.175572198779/1423773521089485/?type=2&theater

“Die Schiedsrichter entschieden auf ‚kein Tor‘. Das bedeutet, dass bei einer Videokontrolle durch das Video Goal Judge System das Gegenteil eindeutig bewiesen werden muss. Sprich, dass der Puck im Tor war (Das VGJ konnte zu dieser Zeit keinen eindeutigen Beweis liefern.).
Das VGJ-System funktionierte zwar teilweise, es gab allerdings technische Probleme, die zu folgenden eingeschränkten Möglichkeiten der Nutzung führten: Wenn ein Tor erzielt wird, muss das Tor für das VGJ-Tablet geclippt werden, um das System einwandfrei nutzen zu können. Der Vorgang des Clippens konnte von der zuständigen Person nicht durchgeführt werden. Dadurch konnte von den Schiedsrichtern lediglich die Gesamtübersicht der Kameras verwendet werden (alle 6 Kameraperspektiven gleichzeitig in kleinen Bildern auf dem Screen des Tablets). Die Möglichkeit eine bestimmte Kameraperspektive auf dem Tablet zu öffnen war nicht vorhanden. Zusätzlich konnte dadurch keine Slowmotion oder „Frame by Frame“-Ansicht verwendet werden.

Da die Bilder am iPad für eine klare Entscheidung nicht ausreichend waren, zogen die Schiedsrichter die Bilder des zweiten Monitors des VGJ-Systems heran. Auch auf diesem konnte der Puck nie eindeutig im Tor festgestellt werden.

Anhand der Bilder aus dem zweiten VGJ-Monitors hätte man die Vermutung anstellen können, dass der Puck durch das Netz geschossen wurde. In diesem Fall greift allerdings folgende IIHF Regel: „Ist nach Heranziehung des Videobeweises nicht eindeutig das Gegenteil zu beweisen, bleibt die ursprüngliche Entscheidung der Schiedsrichter bestehen.“ Der eindeutige VGJ-Beweis erfordert, dass die Schiedsrichter den Puck im Tor sehen müssen. Im konkreten Fall konnte das nicht festgestellt werden. Die drei relevanten zur Verfügung gestandenen Ansichten haben folgende Ergebnisse gebracht: im ersten Bild war der Puck im Torkreis erkennbar, im zweiten Bild war der Puck nicht sichtbar und im dritten Bild ist erkennbar, dass der Puck nach rechts oben ausschlägt.
Die Richtlinien und Settings des VGJ sind auf das IIHF Rule Book und den Erfahrungen aus diversen Ligen und unzähliger Spiele aufgebaut. Entscheidend ist immer, dass sich der Puck im Tor befinden muss. Als Beispiel sei hier angeführt, dass wenn ein Torhüter den Puck in seinem Handschuh hält und mit dem Handschuh hinter die Linie greift, kann die Entscheidung durch das VGJ nicht revidiert werden, wenn der Puck nicht zu sehen ist. Dieser Fall ist auch im Spiel zwischen dem VSV und HCI aufgetreten: Der Puck war auf den Bildern des VGJ-Systems zu keinem Zeitpunkt klar im Tor erkennbar.

Die Spielbilder im Situation Room, wo  das Spiel per Video-Livestream verfolgt wurde, haben auf Grund der verfügbaren Bandbreite keinen HD-Standard. Auch hier konnte anhand der Live-Bilder nicht eindeutig entschieden werden, ob der Puck durch das Tor bzw. Netz geschossen wurde. Erst nachdem die Szene in HD-Qualität heruntergeladen wurde und die Möglichkeit eines Zooms bzw. einer Slow-Motion bestand, konnte eine schlüssige Entscheidung getroffen werden. Das hatte mehr als zehn Minuten Zeit  beansprucht. Diese Zeitspanne war für eine Hilfestellung in diesem Fall zu lange.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die am Eis getätigte Entscheidung der Schiedsrichter kein Tor zu geben bestehen bleiben muss, da es anhand der Bilder aus dem VGJ-System nicht möglich war eindeutig das Gegenteil zu beweisen. Nur ein eindeutiger Beweis hätte die Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter aufheben könne”, abschließend Lyle Seitz.