75 Teilnehmer aus nah und fern

Afrikanischer Abschluss der mitteleuropäischen Jazzkurse

Freitag, 22. Juli 2016 | 17:31 Uhr

Meran – Gut 75 Teilnehmer aus nah und fern haben die diesjährige Meraner Jazzakademie besucht, zwölf Lehrer dabei ihr Wissen und Erfahrung an die Musiker weitergeben. Ein Schwerpunkt war neben der Arbeit am Instrument und im Ensemble dem Polyrhythmus gewidmet. Dazu war ein ausgewiesener Fachmann als Gast eingeladen. Der Griot und Balafon-Spieler Mamadou Diabaté stammt aus einer traditionsreichen Musikerfamilie in Burkina Faso. Neben seinem Unterricht brachte er in einem frei zugänglichen Vortrag einem zahlreichen Publikum im Meraner Gymnasium in der Verdistraße die traditionelle Musikausbildung in seinem Heimatland nahe.

Akademieleiter Ewald Kontschieder zeigte sich zufrieden mit der 15. Ausgabe der Kurse. „Mit dem diesjährigen Schwerpunkt sind wir zu einer der tragenden Wurzeln des Jazz zurückgekehrt, dem Rhythmus“, meint der Präsident des Vereins Muspilli. Er organisiert seit 2002 mit seinem jungen und sympathischen Team die in Südtirol einzigartige Veranstaltung. Im 17-köpfigen Organisationsteam waren dieses Mal neben vielen jungen Assistenten auch fünf Helfer aus Gambia. Diese haben ehrenamtlich bei Auf- und Abbau geholfen, konnten aber außerdem an den Kursen von Diabatè teilnehmen und waren schließlich ebenso bei den Abschlusskonzerten zu hören.

20 Ensemble und eine Geburtstagsfeier

Fünf Tage intensiver Unterricht mit prominenten Lehrern wie Maria Pia De Vito (Gesang), Rosario Bonaccorso (Kontrabass) und Matthias Schriefl (Trompete) erforderten viel Einsatz von allen, um bei den Abschlusskonzerten vor dem zahlreich erschienen Publikum bestehen zu können. Schriefl hat mit seiner Gruppe in zwei Tagen sogar zwei Stücke eigens für die Jazzakademie geschrieben und am Geburtstagsabend von Franco D’Andrea zum Besten gegeben. An diesem Abend spielten ebenso die beiden renommierten Lehrer aus Deutschland Hugo Sasse (Klavier) und Hugo Read (Saxofon) lyrische Eigenkompositionen als Geburtstagsständchen. Die Jazzcommunity feierte ihren Meister, dem im Herbst die Ehrenbürgerschaft Merans verliehen wird, sodann noch mit einer langen Jam Session.

Anders und doch gleich

Höhepunkt waren also wieder die Abschlusskonzerte, an denen alle 20 Gruppen auftraten. Dabei kam auch ein über 20-köpfiges Ensemble zum Einsatz, eine Zusammenarbeit der Ensemble von Diabaté und Read, die unter dem Titel „Afrika meets Jazz“ lief. Der heute in Wien lebende Griot-Musiker wollte demonstrierte damit in gelungener Weise, dass westafrikanische Musiker mit jeder anderen Musikkultur in Austausch treten können.

Den offiziellen Teil des Abends beschloss das Stück „Femba“ des Diabaté-Ensembles mit feurigen Rhythmen und unter Einsatz eines tanzende Chores und eines Gambia-Rappers. Der Refrain des mitreißenden Songs enthält die Botschaft, die ein Leitspruch der Jazzakademie sein könnte: Wir denken alle anders und sind doch gleich, können miteinander Musik machen.

Talentierte Jugend

Beim Konzert der Kinder-Jazzgruppen am Tag darauf gab es unterhaltsame Musik und sowohl erstaunliche wie sehr junge Talente zu hören, die von Alex Eckert, Helga Plankensteiner und Paolo Trettel methodisch gekonnt vorbereitet worden sind. Mehrere der Teilnehmer wurden von den Lehrern mit Stipendien ausgezeichnet (s. im Folgenden).

Vor dem traditionellen Knödel-Abschlussfest demonstrierte Mamadou Diabatè schließlich noch am afrikanischen Xylophon (Balafon) mit Hilfe von Freiwilligen aus dem Publikum wie die mündliche Weitergabe der Musik in Westafrika funktioniert. Außerdem erzählte er von der Geschichte des Balafon und zeigte selbst gemachte Videos, wie Musik dort an Kinder vermittelt wird – in einer noch „lebendigen oralen Tradition, die zu verschwinden droht“, meint Diabaté.

20. Festival Meranojazz

Parallel zur Jazzakademie präsentierte Meranojazz drei Jazzabende vom Feinsten, die allerdings vom Wetterpech verfolgt waren. Die ersten beiden Abende mussten aufgrund von sintflutartigen Niederschlägen in den akustisch nicht so günstigen Pavillon des Fleurs verlegt worden. Die regionalen Gruppen, die an diesen Abenden geplant waren, fielen sprichwörtlich ins Wasser. Die Fusion-Gruppe um Bill Evans macht das Beste aus dem Jugendstilsaal, spielte verhalten, aber gekonnt mit Dean Brown an der Gitarre, dem bravurösen Ersatz für den ausgefallenen Mike Stern. Javier Girottos Saxofon und Aires Tango war dann mit seinen Klänge

Franco D’Andrea mit DJ und Sextett

Den letzten Abend beschlossen schließlich zwei Gruppen um Franco D’Andrea doch noch im zauberhaft grünen Klanggarten in Gratsch. Als Vorgruppe war das akustische Al Cantabile Trio um Matteo Facchin mit einer musikalischen Weltreise zu hören. D’Andrea bezauberte mit seinen epochenübergreifenden Sounds vom Old-time-Jazz bis hin zu den elektronischen Klängen des Trios mit DJ. Der gebürtige Meraner Pianist demonstrierte seine ganze Palette an

Lehrer prämieren talentierte Nachwuchsmusiker

Neuerlich wurden bei der Jazzakademie nach Kategorien einige Stipendien an die in den Ohren der zwölf Lehrer talentiertesten Teilnehmer vergeben. Sie sind eine wichtige Anerkennung sozusagen unter Fachkollegen. Am besten gefiel dem Lehrerteam der Schlagzeuger  Damiano Bianchi aus Padua, der zum besten Musiker der 15. Ausgabe gewählt wurde. Die Preise gingen nach Kategorien an:

Stipendien Jazz Academy Meran 2016

Bester Musiker: Schlagzeuger Damiano Bianchi (25), Padua

Bester Nachwuchsmusiker: E-Bassist Giulio Molteni (15), Ziano di Fiemme (TN)

Beste Sängerin: : Greta Marcalongo (27), Bozen

Beste jugendliche Teilnehmer: Posaunist Enea Mazzei (11), Meran; Gitarrist Daniel Bacher (13), Lana

Publikumspreis: Schlagzeuger Lucca Pizzetti (22), Reggio Emilia

 

Von: sr

Bezirk: Burggrafenamt