Architekt Gehry verstorben (Archivbild)

Architektur-Ikone Frank Gehry starb mit 96 Jahren

Freitag, 05. Dezember 2025 | 22:32 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa

Der Stararchitekt Frank Gehry ist tot. Gehry sei im Alter von 96 Jahren nach einer kurzen Atemwegserkrankung in seinem Haus in Santa Monica gestorben, teilte seine Mitarbeiterin Meaghan Lloyd am Freitag mit. Gehry war unter anderem mit dem Guggenheim-Museum in Bilbao und der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles weltberühmt geworden. Geboren wurde Gehry 1929 im kanadischen Toronto als Sohn jüdischer Einwanderer aus Polen. 1947 zog die Familie nach Los Angeles.

In den USA nahmen Gehrys Vater und auch er selbst zuerst Jobs als Lastwagenfahrer annahmen. Auf einer Abendschule, wo er den Abschluss nachmachte, entdeckte ein Lehrer sein Interesse für Architektur und unterstützte ihn. Gehry studierte in Folge Architektur an der University of Southern California und eröffnete 1962 in Los Angeles sein eigenes Architekturbüro. Ab den 1980er Jahren machte er sich mit Großprojekten wie der Loyola Law School in Los Angeles einen Namen. 1989 wurde Gehry mit dem renommierten Pritzker-Preis für Architektur ausgezeichnet.

Auf der ganzen Welt stehen Gebäude des Pritzker-Preisträgers. Zu Gehrys bekanntesten Gebäuden in Europa gehören das Guggenheim-Museum in Bilbao, die Fondation Louis Vuitton in Paris, das Tanzende Haus in Prag und die DZ Bank in Berlin. In Deutschland entwarf er auch das Vitra Design Museum in Weil am Rhein und den Neuen Zollhof in Düsseldorf. Auch im hohen Alter hatte Gehry bis zuletzt weiter an Entwürfen und Projekten gearbeitet.

“Oma baute mit Holzklötzen Städte mit mir”

“Meine Großmutter hat Holzklötze mit nach Hause gebracht für den Ofen. Und sie hat sie auf den Boden geworfen und Städte mit mir gebaut”, erinnert sich der Architekt einmal in einem Interview mit dem kanadischen Rundfunk CBC. “Ich weiß nicht, warum sie sich entschieden hat, das zu machen. Architektur spielte in meiner Familie damals keine Rolle. Aber das ist eine wichtige Erinnerung.”

Auf der ganzen Welt stehen seine Gebäude, darunter das Vitra Design Museum in Weil am Rhein, das Guggenheim-Museum in Bilbao, die Walt-Disney-Konzerthalle in Los Angeles, die Art Gallery of Ontario in Toronto, die Louis Vuitton Foundation for Creation in Paris, die Dwight D. Eisenhower-Gedenkstätte in Washington und Wohngebäude unter anderem in Prag, New York und vielen anderen Städten.

“Gebäude sind der Hintergrund für Aktivität, aber die Aktivität muss Leben sein. Es muss mehr sein als Geld zu machen. Es ist eine kulturelle Sache und sie bringt Menschen zusammen, um miteinander zu sprechen, zu leben und zu arbeiten. Das Gebäude alleine ist nicht so relevant.” Er habe sich immer mehr als Künstler gesehen, sagte Gehry. Schon in der Schule habe er immer mehr mit den Künstlern als mit den Architekten abgehangen – “weil ich gefühlt habe, dass ich dorthin gehöre. Das ist immer noch so”.

Seiner Architektur war das anzusehen. “Ich habe ästhetisch nach einer Art Bewegung in den Werken gesucht. Ich war genervt von der Postmoderne und der Tendenz, griechische Tempel wiederzukäuen. Ich dachte, gut, wenn wir schon zurückgehen, dann gehe ich 300 Millionen Jahre zurück, bevor es überhaupt Menschen gab, zu den Fischen. So wurden Fische Teil meines Vokabulars – und das nicht nur, weil auch schon meine Großmutter die immer mit nach Hause gebracht hatte.”

Fisch-Skulpturen in Barcelona

Das führte zu reinen Fisch-Skulpturen wie in Barcelona, aber auch zu Bauwerken, deren Oberflächen an Schuppen erinnern zu scheinen, und die sich bewegen zu scheinen wie durch Wasser. Besonders deutlich wird das am 1997 fertiggestellten Guggenheim-Museum im spanischen Bilbao – ein dekonstruktivistisches, funkelndes Wunderwerk aus Glas, Titan und Kalkstein, das schnell ein beliebtes Touristenziel wurde. “Als ich das erste Mal diese Kurven im Regen gesehen habe, warm glühend, habe ich geweint. Als ich gelernt hatte, dass Metall Emotionen ausdrücken kann, habe ich mich nach anderen Wegen umgesehen, das umzusetzen. Ich versuche, ein Gefühl einzufangen.”

Das Guggenheim in Bilbao begeistert auch Menschen, die sonst wenig mit Architektur anfangen können. Der 2005 gestorbene Architekt Philip Johnson bezeichnete es einmal als “das großartigste Gebäude unserer Zeit”. Aber nicht alle finden so großen Gefallen am wilden und experimentellen Stil Gehrys, für manche Kritiker sind seine Bauten nicht mehr als sündhaft teure Spielzeuge eines Egozentrikers. “Die Museumswelt denkt ja, ich mache absichtlich schräge Ausstellungsräume, um es den Künstlern schwer zu machen, aber das stimmt nicht”, sagte Gehry einmal der Deutschen Presse-Agentur. “Ich mag nur diese weißen Schuhschachteln nicht. Neutralität ist nicht neutral, sie entwertet Kunst.”

Modelle mit den Händen erdacht

Einen Computer benutzte Gehry bis zuletzt nicht. Modelle erdachte er mit seinen Händen: Er zerknitterte Pappe oder zerriss Papier und klebte die Fetzen zusammen. Weil sich solch komplexe geometrische Gebilde kaum stabil und günstig bauen lassen, entwickelt Gehrys Studio, in dem auch ein Sohn mitarbeitet, sogar ihre eigene Design-Software mit ähnlichen Mitteln wie die Luft- und Raumfahrtindustrie.

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