„Keine Wellnessreligion“

Bischof Muser: Aschermittwoch spricht Klartext

Mittwoch, 06. März 2019 | 11:37 Uhr

Bozen – Am Aschermittwoch empfangen die Gläubigen das Aschenkreuz. Bei der Heiligen Messe im Bozner Dom ist Bischof Ivo Muser heute auf die Symbolik dieser Geste eingegangen: „Die Worte, mit denen die Asche aufgelegt wird, sind klar und deutlich: Staub bist du zu Staub kehrst du zurück. Der Aschermittwoch mutet uns diese Wahrheit zu.“

Mit dem Aschermittwoch wird die 40-tägige Fastenzeit eingeleitet, in der sich die Kirche auf Ostern vorbereitet. In der Fastenzeit sind die Gläubigen eingeladen, ihr Leben zu überprüfen und neu am Evangelium auszurichten. Zeichen dieser Umkehrbereitschaft ist das Aschenkreuz, das ihnen im Aschermittwochsgottesdienst auf die Stirn gezeichnet wird.

Bischof Muser „ließ“ den Aschermittwoch in seiner heutigen Predigt Klartext sprechen: „Der heutige Tag spricht eine deutliche Sprache: Es ist schon drastisch und stark, wenn wir gleich mit echter Asche in Berührung gebracht werden. Und die Worte, mit denen uns heute die Asche aufgelegt wird, sind ganz direkt: ‚Bedenke, Mensch, dass du Staub bist, und wieder zum Staub zurückkehrst‘. Das ist eine krasse Ansage. Und sie stimmt. Das wissen wir alle. Meistens wollen wir das nicht wahrhaben. Der Aschermittwoch mutet uns aber diese Wahrheit ausdrücklich zu.“

Keine Wellnessreligion

Der Aschermittwoch sei nicht geeignet, um aus dem christlichen Glauben eine Wellnessreligion zu machen, sagte der Bischof, und weiter: „Milliarden Menschen haben vor mir gelebt, Milliarden Menschen leben gleichzeitig mit mir auf diesem großen Planeten Erde, Milliarden Menschen werden nach mir leben. Männer und Frauen, Arme und Reiche, Kluge und Einfältige, Hausfrauen, Bischöfe, Lehrer und Lehrerinnen, Minister, Geschäftsleute, Sportler und Sportlerinnen. Für alle gilt dasselbe: Staub bist du. Staub wirst du.“

Bischof Muser ging in seiner Predigt neben der Asche auch auf das zweite Symbol des heutigen Tages ein: „Und es ist nicht nur die Asche, die wir heute empfangen, sondern auch das Kreuz. Wer freiwillig ein Kreuz trägt, verbündet sich mit denen, die unfreiwillig Leid und Not zu tragen haben. Ich denke an die vielen Flüchtlinge, ich denke an die Menschen, die im Krieg leben müssen. Ich denke an die Menschen, die unter Hungersnöten, Erdbeben oder Seuchen zu leiden haben. Ich denke an missbrauchte Kinder, an Frauen, die zur Prostitution gezwungen werden. Ich denke an die Kranken, die körperliche, seelische, geistige Schmerzen zu erleiden haben. Ich denke an die, die an ihren Beziehungen leiden oder deren Beziehungen sogar zerbrochen sind. Es gibt so viele Menschen, die irgendein Kreuz tragen müssen, ob sie wollen oder nicht. Mit denen verbünden wir uns heute.  Auch dazu gehört Mut.“

Kreuz als Markenzeichen

Der Bischof verglich das Kreuz schließlich mit einem modernen Markenzeichen: „Vor einigen Wochen bin ich in einer Jugendzeitschrift, die sich mit Markenartikeln auseinandersetzte, auf einen Slogan gestoßen, der Jesus in den Mund gelegt wurde: ‚Meine Marke ist das Kreuz. Anders bin ich nicht zu haben‘. Die Marke des christlichen Glaubens ist nicht irgendein Kreuz. Es ist das Kreuz Jesu. Auch dieses Kreuz steht für Tod und Vergänglichkeit. Aber es steht auch für den Sieg des Lebens über den Tod durch Gottes Macht und Liebe.“ Bezugnehmend auf den Aschermittwoch sagte der Bischof: „Wenn wir das Aschenkreuz empfangen, dann sagen wir: Da will ich dabei sein. Da will ich dazugehören: zu denen, die unter diesem Markenzeichen ihr Leben gestalten, die Liebe, Hingabe und Versöhnung lernen und dann später sogar im Tod nicht untergehen. Seine Marke soll auch meine Marke sein.“

Am Ende der Messe, die Diözesanbischof Muser gemeinsam mit Edward Mapunda, Bischof von Singida (Tansania), und Francesco Sarego, emeritierter Bischof in Papua-Neuguinea, feierte, stellte Südtirols Katholische Jugend (SKJ) ihre Fastenaktion “I brenn für di!” vor. Zusammen mit der Lebenshilfe wurden Kerzen gestaltet und in allen Pfarreien des Landes verteilt. Sie sollen in der Fastenzeit immer wieder entzündet werden, damit ihr Licht und ihre Wärme die Herzen der Menschen erreichen und ihre Sensibilität den Mitmenschen gegenüber stärken kann. “Das Licht dieser Kerzen“, sagte Bischof Muser, „begleite uns auf der Reise durch die Fastenzeit hin zum großen Osterlicht”.

Von: mk

Bezirk: Bozen