Von: mk
Bozen – Die Fotografie „Fine eroica di un’immagine del Quattrocento” (Das heroische Ende eines Bildes aus dem 15. Jahrhundert) von Luigi Presicce (Lecce, 1976) hat ihren Ursprung in der suggestiven Kraft von Imagination, Sprache und visueller Kunst. Ab dem 9. August ist diese Arbeit im Kleinen Museion – Cubo Garutti im Bozner Stadtviertel Don Bosco zu sehen.
Das Bild dokumentiert eine Perfomance des Künstlers, die aus einem 2015 stattgefundenen Workshop mit seinen Studenten an der Akademie der Bildenden Künste in Bologna hervorgegangen ist. Wie immer in seinen Arbeiten vereint Luigi Presicce auch in „Fine eroica di un’immagine del Quattrocento” Theatralisches und Rituelles mit einem konstanten Bezug zu populärer Kultur und Ikonographie, zur Esoterik und zum Freimaurertum. Seine Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte über literarische und ikonographische Verweise ist intensiv. Das Bild ist der Abschluss oder das „Produkt” eines langen Prozesses: In einer ersten Phase forderte der Künstler seine Studenten auf, eine Miniatur aus dem 15. Jahrhundert in allen Einzelheiten zu beschreiben – die diese jedoch nicht sehen konnten. Aus diesen Beschreibungen schuf Presicce dann ein tableau vivant (lebendes Bild), das er vor dem berühmten Gemälde Funerali di Togliatti von Renato Guttuso inszenierte, das im MAMbo (Museo d’Arte Moderna di Bologna) als Teil der Sammlung ausgestellt ist. Mit dieser Performance mit vielen Bezügen zur Kunstgeschichte und zum Kino – von Niccolò dell’Arca über Delacroix und Pier Paolo Pasolini bis zu Dereck Jarman – wechselte der Künstler damit von der sprachlichen zur visuellen Dimension. Im Cubo befinden sich auch fünf Fahnen die zum Bühnenbild der Performance gehörten, die zusammen mit der Fotografie eine einzige Installation bilden.
Diese von Presicce entwickelte Operation schließt im Cubo eine Ausstellungsreihe mit Arbeiten zeitgenössischer Kunst ab, die in einer neuen Art und Weise traditionelle Klassifizierungen, Sujets und Techniken, die in der Kunstgeschichte prägend waren, „neu lesen”. Damit verweist dieser Zyklus auf die Ausstellung „Museo Museion” in der sich der Gastkurator Francesco Vezzoli mit einem Teil der Sammlung Museion auseinandersetzt, indem er diese mit Meisterwerken aus der Vergangenheit in einen Dialog stellt. Die Ausstellung von Luigi Presicce findet im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen dem Museion und der Messe für moderne und zeitgenössische Kunst ArtVerona statt, die am 14. Oktober eröffnet wird. Dabei ist diese Arbeit Teil des 2013 begonnenen Projekts Level 0, mit dem Direktoren von italienischen Museen und Institutionen im Bereich der Gegenwartskunst unter den auf der Messe vertretenen Künstlerinnen und Künstlern eine oder einen auswählen, die oder der dann mit einer Einzelausstellung gefördert wird.
Info:
Luigi Presicce, „Fine eroica di un’immagine del Quattrocento”
Kleines Museion – Cubo Garutti
Sassaristr. 17/b
Bozen
Vom 9.08 bis zum 17.10.2016
In Zusammenarbeit mit ArtVerona
Kuratiert von Frida Carazzato