Pastoraltagung

Diözese ehrt Rosmarie Lang Viehweider, Alois Müller und Nando Granziol

Freitag, 18. September 2020 | 17:40 Uhr

Brixen – Diözesanbischof Ivo Muser und Generalvikar Eugen Runggaldier haben heute bei der Pastoraltagung in der Cusanus-Akademie drei Persönlichkeiten mit der Verdienstmedaille der Diözese Bozen-Brixen ausgezeichnet: Rosmarie Lang Viehweider ist für ihre Verdienste als Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung der Diözese von 1992 bis 2004 geehrt worden, Alt-Dekan Alois Müller für seine Tätigkeit als Seelsorger, als Direktor der Diözesancaritas und als Vorsitzender des Solidaritätsfonds für Priester und Ferdinando „Nando“ Granziol für seine Verdienste als Mitgründer und Vorsitzender der „Consulta delle aggregazioni laicali“.

Es ist bereits Tradition geworden, dass am Ende der Pastoraltagung einige Persönlichkeiten für ihre Verdienste geehrt werden. Namensvorschläge wurden vom Pastoralrat, den katholischen Vereinen und Verbänden, der Consulta dei laici sowie dem Kurienrat gemacht und dem Bischof vorgelegt. Aufgrund der Vorschläge hat Bischof Muser heute Rosmarie Lang Viehweider, Alois Müller und Nando Graziol mit der Verdienstmedaille der Diözese ausgezeichnet.

Rosmarie Lang Viehweider: Langjährige kfb-Vorsitzende

Rosmarie Lang Viehweider, Jahrgang 1948, ist für ihre Verdienste als Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung (kfb) der Diözese von 1992 bis 2004 geehrt worden. Die Frauenbewegung hat ihre ehemalige Vorsitzende, für die diözesane Ehrung vorgeschlagen, weil sie sich „unermüdlich im ehrenamtlichen Einsatz für die Ziele der kfb eingesetzt habe. Außerdem für „ihr zeitliches Engagement, für ihre Kompetenz und Zielstrebigkeit, mit der sie die Katholische Frauenbewegung in Südtirol geleitet hat und für ihre Art die Organisation zu leiten“. Rosmarie Lang Viehweider war es immer ein Anliegen, dass Frauen sich in der Kirche und in der Gesellschaft beheimatet fühlen und Verantwortung übernehmen. Daher setzte sie stark auf Aus- und Weiterbildung. Das trug wesentlich dazu bei, dass aus den “Helferinnen des Pfarrers”, wie Frauen oft noch gesehen wurden, verantwortungsbewusste Mitarbeiterinnen und Mitverantwortliche in der Kirche wurden.

Alois Müller: Caritas-Direktor, Priester-Solidaritätsfonds, Dekan und Pfarrer

Alt-Dekan Alois Müller, Jahrgang 1942, ist von Bischof Muser für seine Tätigkeit als Direktor der Diözesancaritas, als Vorsitzender des Solidaritätsfonds für Priester sowie für sein seelsorgliches Wirken als Dekan und Pfarrer geehrt worden. 1972 hatte Bischof Josef Gargitter Alois Müller zum Direktor der Caritas der Diözese Bozen-Brixen haben. Diesen Dienst übte er 17 Jahre lang aus. 1988 erkrankte er schwer und nach seiner Genesung wurde er 1989 Pfarrer und Dekan von Terlan. Im Jahr 2002 übernahm er schließlich das Dekanat Tramin, wo er bis 2017 tätig war. Nachdem 2012 das Dekanat Tramin und jenes von Überetsch zusammengelegt worden waren, war er von da an Prodekan des Dekanates Kaltern-Tramin. Neben seiner seelsorglichen Tätigkeit war Dekan Müller vom 31.10.1989 bis zum 31.12.2019 Vorsitzender des Solidaritätsfonds für Priester. Man möchte meinen, dies sei eine verwaltungstechnische Arbeit, tatsächlich aber ist es eine zutiefst soziale Tätigkeit, geht es doch darum, Priestern, die finanzielle Hilfen brauchen, beizustehen. Dafür braucht es viel Sensibilität, Diskretion, aber auch Fähigkeiten in der Verwaltung und Organisation. Nicht nur im kirchlichen Bereich hat Müller Leitungsaufgabe übertragen bekommen. Vom 10. Juni 2011 bis zu diesem Sommer war er Präsident der Athesia AG.

Nando Granziol: Mitgründer und Präsident der „Consulta delle aggregazioni laicali“

Nando Granziol, Jahrgang 1948, erhielt die diözesane Ehrung für seinen Beitrag zur Gründung der “Gioventù Studentesca”, der kirchlichen studentischen Jugend, und der „Consulta delle aggregazioni laicali“, einer Vereinigung ähnlich dem Katholischen Forum. Als Vertreter der Fokolar-Bewegung war er seit deren Gründung Mitglied der „Consulta delle aggregazioni laicali“ und zwölf Jahre davon deren Präsident.

Ortskirche braucht einen Moment des Innehaltens

Die Pastoraltagung in der Brixner Cusanus-Akademie bildete heute den Auftakt des kirchlichen Arbeitsjahres. Die Diözese Bozen-Brixen will 2020/2021 ihren Fokus bewusst nicht auf neue Projekte oder Reformen legen, sondern will „Innehalten“. Bischof Ivo Muser hat es in seiner programmatischen Rede so formuliert: „Wir sind als Ortskirche mit vielen tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert und brauchen deshalb einen Moment des Innehaltens. Mitten in all den wichtigen Themen, die aktuell anstehen, sollten wir den Fokus nicht auf das ‚noch mehr‘ und ‚noch weiter‘ legen, sondern in die Tiefe gehen.“

Schwerpunkt der Pastoraltagung 2020 war das Jahresthema „Auf dein Wort hin: innehalten“. Damit soll der Fokus nicht auf neue Projekte oder Reformen, sondern auf die Qualität unseres Seins und Handelns als Kirche gelegt werden.

Obwohl das Jahresthema bereits vor der Corona-Pandemie festgelegt wurde, hat es durch den Lockdown und die anhaltende Unsicherheit noch deutlich an Aktualität gewonnen, wie auch Bischof Ivo Muser in seiner programmatischen Rede betonte: „Als wir uns im Jänner im Kurienrat für dieses Jahresthema entschlossen haben, hatten wir noch keine Vorahnung, wie aktuell dieses Thema nur wenige Wochen darauf sein würde. Unsere Überlegung war: Wir sind als Ortskirche mit vielen tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert und brauchen deshalb einen Moment des Innehaltens. Mitten in all den wichtigen Themen, die aktuell anstehen, sollten wir den Fokus nicht auf das „noch mehr“ und „noch weiter“ legen, sondern in die Tiefe gehen, die Mitte suchen. Eben innehalten – oder wie das Anliegen im italienischen Titel benannt wird, sich Zeit nehmen für das, was wirklich wichtig ist.“

Der Bischof sagte, dass durch Corona, der Schwerpunkt „Innehalten“ eine besondere Qualität erhalten habe „Die Corona-Pandemie hat uns überrumpelt. Wir waren uns sind herausgefordert, neue Wege zu suchen, um die notwendigsten Dinge weiterzubringen, einander Mut zu machen und zu stärken. Auch als Kirche haben wir versucht, neue Formen von Präsenz und Interaktion zu entwickeln. Die Kirchen blieben leer, doch es war auch die Stunde der Hauskirche. Der Lockdown war ein erzwungenes Innehalten, aber auch eine herausfordernde Zeit, die uns unsicher, nachdenklich und müde gemacht hat. Seitdem steht unser beruflicher und sozialer, aber auch unser kirchlicher Alltag im Zeichen dieser Herausforderung. Wer sich nach dem Lockdown erwartete, dass die begrenzten Plätze in den Gottesdiensten gestürmt würden, hat sich getäuscht. Auch ich habe mir das anders vorgestellt und vor allem gewünscht! Familien, junge Erwachsene, Kinder, aber auch bisher treue Senioren und Seniorinnen: Zu vielen ist der Kontakt vorerst unterbrochen. Es ist nicht leichter geworden, sondern noch komplexer – und viele Fragen tun sich auf.“

Bischof Muser hat das Innehalten an den Beispielen des neuen Firmweges, einer “geerdeten Spiritualität”, der Kranken- und Trauerpastoral, der Familie, der Jugendpastoral und der Feier des Kirchenjahres konkretisiert.

Der Bischof ist in seiner Rede auch auf die jüngste Instruktion der Kleruskongregation eingegangen und betonte, dass ihm diesbezüglich eine ausgewogene Sicht der Dinge wichtig sei. „Ich zitiere mich an dieser Stelle selber, weil mir diese ausgewogene Sicht der Dinge wichtig ist für ein theologisch-pastorales Innehalten, das uns auch hilft, einen verantworteten, gemeinsamen Weg zu gehen – in unserer Diözese und immer in Verbundenheit mit der Weltkirche: Die Zeit des Pfarrherren und des Priesters als dem allein Zuständigen für Liturgie, Verkündigung, Caritas, Seelsorge, Katechese und Verwaltung ist vorbei. Umgekehrt darf aber auch das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen nicht so verstanden und verabsolutiert werden, dass man denkt: Es gibt und braucht gar nichts anderes. Die Pastoralteams sind kein Allheilmittel, das bewirkt, dass wir wieder mit alter Stärke dastehen. Es ist vielmehr ein bescheidener Versuch, mit den Mitteln und Ressourcen die wir heute haben, irgendwie weiterzukommen. Es ist nicht die perfekte Lösung, aber es ist ein guter und schöner Schritt, den wir heute gehen können. Ich bin überzeugt, dass wir hier in unserer Diözese einen guten Weg gehen, auch wenn nicht in allen Punkten Klarheit herrscht. Wir können und dürfen deshalb aber nicht stehen bleiben.“

Das diözesane Jahresthema ist neben der Rede Bischofs mit den Referaten von Fabrizio Carletti (Andra’ tutto nuovo. Verso una pastorale antifragile), Isabella Guanzini (Zärtlichkeit. Die Revolution einer sanften Macht) und Christoph Theobald (Innehalten – warum und wie?) vertieft worden. Die Tagung wurde durch eine Gesprächsrunde mit den Referenten sowie den diözesanen Ehrungen abgerundet.

Die programmatische Rede des Bischofs im Wortlaut gibt es hier!

Von: mk

Bezirk: Eisacktal