Von: mk
Waidbruck – Bekannt ist Karl Felix Wolff (1879–1966) vor allem wegen seiner Dolomitensagen. Sein schriftstellerisches, aber auch journalistisches Werk reicht aber weit darüber hinaus. Von den vielseitigen Texten und dieser vielschichtigen Figur der Alt-Tiroler Geschichte konnte sich das Publikum am Donnerstagabend, 3. Juli, im Rittersaal der Trostburg überzeugen. Zur zweiten Euregio-Soirée hatte die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino gemeinsam mit dem Südtiroler Burgeninstitut geladen.
Alfreider: “Wolff hat Dolomitensagen vor Vergessen bewahrt”
Daniel Alfreider, Landesrat für Ladinische Bildung und Kultur, ging vor allem auf die Bedeutung von Karl Felix Wolff und von Universitätsprofessorin Ulrike Kindl für die Bewahrung des Sagenschatzes der ladinischen Täler ein: “Das Ladinische ist als älteste bestehende Sprache sozusagen die Seele der Euregio. Wolffs Verdienst ist es, den großen Sagenschatz der Dolomiten vor dem Vergessen bewahrt zu haben. Mit seinem Grimm’schen Erzählstil hat er ihn aber auch mit einem Mantel umhüllt. Kindls Lebenswerk ist es, den wahren Kern wieder freigelegt zu haben.”
Nach Grußworten des Bürgermeisters von Waidbruck Philipp Kerschbaumer und von Euregio-Generalsekretär Christoph von Ach sagte Burgeninstitut-Präsident Carl-Philipp Baron Hohenbühel: “Unsere Burgen boten nicht nur Schutz, sondern waren lange Zeit auch Horte der Kultur. Dies mit der Euregio wiederzubeleben, ist uns eine Freude; und in welche Burg passt das besser als in die Trostburg, wo auch der Minnesänger Oswald von Wolkenstein seine Wurzeln hatte.”
Wolff zwischen Um-Erzählung der Sagen und launischen Glossen
Die Erzählforscherin Ulrike Kindl hat dem Schriftsteller eine zweibändige Abhandlung (“Kritische Lektüre der Dolomitensagen”) gewidmet, in Kürze erscheint ein dritter Band zu Wolffs Bearbeitung der Rosengarten-Sage um den Zwergenkönig Laurin. “Die Dolomiten hätten einst genau so ausgesehen wie alle Berge: grau und düster. Doch dann umhüllten zauberkundige ‘Salváns’ das Gebiet mit einem hellen Gespinst aus Mondlicht: Eine traumverlorene Erinnerung umweht seitdem die ‘bleichen Berge’. Wolff hat diese Sagen nicht erfunden, wohl aber ‘um-erzählt’. Die Kulturanthropologie hat die Aufgabe, die autochthonen Motive freizulegen”, betont Kindl.
Musikalisch umrahmt von den Harfenklängen von Ruth Morandi las der Journalist Patrick Rina neben Wolffs Sage mit Trostburg-Bezug viele weniger bekannte Texte. “Wir wollten damit zeigen, wie vielschichtig Wolffs Œuvre ist: Er schrieb auch launische Glossen zum ‘Wein im Etschland’, verfasste touristische Handbücher, veröffentlichte Reiseberichte in Wiener und Berliner Blättern, um ein gebildetes und zahlungskräftiges Publikum nach Alt-Tirol zu locken”, sagt Rina.
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