Von: mk
Bozen – Mobilität und Kultur sind neben Mehrsprachigkeit die Prioritätsachsen, denen die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino unter Südtiroler Präsidentschaft ihr Hauptaugenmerk widmet. Das Projekt zur Aufwertung der an den Straßen des Kaiserreichs liegenden Gebiete will neben der Förderung des historischen und künstlerischen Erbes vor allem eine Partnerschaft zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen der drei beteiligten Länder Deutschland, Österreich und Italien für die Inanspruchnahme der EU-Gemeinschaftsmittel zur Realisierung von Projekten fördern.
Neben der Vorstellung der Projektidee durch Filippo M. Cailotto, Präsident des Kulturverbandes “Die Schätze des historischen Tirols” wurden bei der Tagung heute auch die Initiativen zur Aufwertung des mittelalterlichen Erbes vorgestellt. Philippe Daverio, Professor an der Fakultät für Architektur der Universität Palermo, ging in seinem Vortrag auf die Aufwertung des historischen Erbes und die gemeinsamen Wurzeln der europäischen Staaten ein. “O ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt”, mit diesem Zitat des deutschen Lyrikers Friedrich Hölderlin beendete der bekannte Kunstkritiker Philippe Daverio seinen Vortrag und regte dabei gleichzeitig die europäische Gesellschaft an, das gemeinsame kulturelle Erbe der historischen Straßenverbindungen aber auch der vielen kulturellen Schätze aus dem Mittelalter und aus dem Heiligen Römischen Reich besser zu erforschen, um an einer romantischen Vision der Zukunft Europas gemeinsam zu arbeiten. “Besonders die Europaregion Tirol mit ihren vielen kulturellen Schätzen, die auch durch Zufall und Glück vom Verfall oder der Zerstörung verschont wurden, kann hier eine Vorreiterrolle einnehmen und andere Regionen dazu motivieren, an einem neuen Europa zu bauen, das nicht ein Europa der Nationen sein wird, sondern der Regionen, der Sprachen und der Völker”, sagte Daverio. In seinem Vortrag erinnerte der Kunstkritiker auch an die wenig erforschte Rolle des Mittelalters beim Aufbau des europäischen Gedankens. “Nach dem Untergang des römischen Imperiums mussten sich Völker und Kulturen neu orientieren und haben dabei Straßen und Flüsse als Kommunikationswege neu entdeckt, als Formen des kulturellen, religiösen, literarischen aber auch kriegerischen Austausches. Diese Epoche genauer zu studieren, würde uns erlauben, Europa in seiner heutigen Entwicklung besser zu verstehen”, sagte Daverio.
Thematisiert wurden unter anderem auch das Projekt Via Claudia Augusta und die ummauerten Städte des Veneto. Die Tagung wurde vom Kulturverein “Die Schätze des historischen Tirols” organisiert und von der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino sowie den Ländern Südtirol, Tirol und Trentino gefördert.