Von: luk
Bozen – „Drei Jahre lang haben wir verschiedene Familien begleitet, darunter jene in schwierigen Situationen und Alleinerziehende. Die Ergebnisse dieser Studie, für die wir auch mit zahlreichen ExpertInnen der Sozial und Sanitätsdienste gesprochen haben, werden heute und morgen bei unserer Tagung mit den Beteiligten wie auch Sozialarbeitern und Pädagogen diskutiert“, resümiert Prof. Walter Lorenz.
Geleitet hatten das Forschungsprojekt „Dynamische Beziehungs- und Erziehungsmuster in Südtirol“ Prof. Walter Lorenz und Prof. Silvia Fargion. „Eine Scheidung bedeutet nicht automatisch Probleme“, sprach Prof. Lorenz eines der brennenden Themen der Gesellschaft an. Dazu zeigte Prof. Anna Aluffi-Pentini in ihrem Vortrag auf, dass Scheidungskinder sehr wohl das Positive ihrer Situation zu sehen vermögen. Sie arbeitet mit Kindern, indem sie diese zeichnerisch ihre Situation in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft darstellen lässt. „Kinder bringen dabei die familiären Beziehungen sehr klar zum Ausdruck.“
Heute und morgen werden die Ergebnisse dieser umfassenden dreijährigen Studie auf der Tagung „Familienbeziehungen, Erziehungsstile und Werte im gesellschaftlichem Wandel“ im Haus der Familie am Ritten vorgestellt. „Forschung ist das Herzstück einer jeden Universität und eines jeden Professors“, unterstrich Rektor Prof. Paolo Lugli bei seiner Begrüßung. „Ich möchte noch stärker daran arbeiten, dass unsere Forschung interdisziplinär erfolgt.“
Diese Abschlusstagung ist eine Veranstaltung im Rahmen der Serie „20 Jahre unibz“ und markiert zudem das Ende der Professur von Prof. Dr. Walter A. Lorenz an dieser Universität, der mit 1. November in den Ruhestand treten wird.
Am morgigen Freitag, 27. Oktober lädt Prof. Walter Lorenz zu einem öffentlichen Vortrag im Landhaus 2 von 9-10.30 Uhr ein. Dabei wird Prof. Hans Thiersch, Emeritus Professor der Sozialpädagogik an der Universität Tübingen, die Herausforderungen, denen Menschen heutzutage in ihrem Alltag ausgesetzt sind, erörtern.
„Prof. Hans Thiersch bestimmte die Entwicklung der Sozialen Professionen im deutschsprachigen Raum nachhaltig durch seine Erkenntnis, dass Sozialarbeiter den Alltag und die unter schwierigen Bedingungen entwickelten Fähigkeiten von Klienten erkennen und anerkennen müssen“, hebt Prof. Lorenz hervor. „Der Zusammenhalt unserer Gesellschaften ist bedroht von wachsenden Spaltungen, in denen Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit missachtet werden. Dies zeichnet sich in wachsender Armut, aber auch in Ausgrenzung ab.“
Vor allem die neuen sozialen Medien tragen dabei zu Verunsicherung und Verängstigung bei, die die Sozialarbeit vor zusätzliche Aufgaben stellen. Im europäischen Kontext wird diese Arbeit zusätzlich erschwert durch Kürzungen in den Sozialbudgets, durch das Anwachsen von Regeln und die Einführung von teilweise unangemessenen Kriterien der ökonomischen Effizienz. Prof. Thiersch wird seine Visionen vortragen, wie die Soziale Arbeit diese Herausforderungen bewältigen und damit einen Beitrag zur Überwindung sozialer Spaltungen leisten kann.