Von: ka
Bozen – 2017 ist ein bedeutendes Jahr wichtiger Gedenkfeiern im Bereich der weltweiten interventionellen Kardiologie. Vor vierzig Jahren, genau am 16. September 1977, hat der gebürtige Dresdner Dr. Andreas Grünzig, die erste koronare Angioplastie Operation an der Universitätsklinik Zürich am Menschen durchgeführt. Ein Eingriff, der die Geschichte der Kardiologie unwiderruflich verändern sollte, ein Meilenstein in der Behandlung des akuten Myokardinfarktes und der ischämischen Kardiopathie im allgemeinen, die bis vor kurzem nur einigen Medikamenten und den Händen der Herzchirurgen, die den Aortocoronary-Bypass praktizieren konnten, anvertraut war. In den folgenden Jahren kam es zu einer unaufhaltsamen und raschen Entwicklung von Techniken und Materialien, die den perkutanen (nicht-chirurgischen) Zugang in verschiedener Weise ermöglichen und zwar vom koronaren Gefäßbereich über die zerebrale Zirkulation, zur abdominalen Aorta und zum peripheren Kreislaufsystem. Das Grundkonzept besteht darin, die Gefäßerkrankungen des gesamten Organismus sowie die strukturellen Erkrankungen des Herzens von innen zu behandeln und die Zielstellen zu erreichen, indem man einen dünnen Kunststoffkatheter in Lokalanästhesie durch eine Kanüle ins Kreislaufsystem, gemeinhin durch eine Arterie im Leisten- oder Armbereich, einführt.
Diese Strategie, wenn auch nicht ohne Risiken, hat die Mortalität im Krankenhaus des Myokardinfarktes, drastisch reduziert, die von rund 15% auf 4% gesunken ist. Die Entwicklung der Koronarangioplastie erfolgte durch den Einsatz endovaskulärer Prothesen, den sogenannten Stents, oder kleinen Metallnetzzylinder, die es ermöglicht haben, die kurz- und mittelfristig Komplikationen dieser Methode zu verringern. Stents, die sich kontinuierlich perfektionieren, von den Transportmittel spezifischer Arzneimittel bis zur Entwicklung der heutigen Stents und die sich in Zukunft resorbieren und sich im Laufe der Zeit auflösen, ohne an den Koronaren Spuren zu hinterlassen.
2017 ist auch das 15. Jubiläum einer weiteren interventionellen kardiologischen Methode, für den Menschen von außerordentlicher Bedeutung, und zwar die erste perkutane Implantation einer biologischen Klappenprothese im Aortenbereich, d.h. unter Ausnutzung der Prinzipien des Herzkatheterismus und damit die Vermeidung der klassischen chirurgischen Methode. Im Jahr 2002 erfolgte die erste TAVI (Transkatheter-Aortenklappenimplantation), die vom französischen Alain Cribier in der Universitätsklinik Rouen durchgeführt wurde. Auch in diesem Fall sollte eine kopernikanische Revolution die Geschichte der Medizin verändern. Dazu sorgte die rasche Verbesserung der Material- und Anlagentechnik für Sicherheit und Effektivität, die schrittweise die klassische chirurgische Methode ersetzte. Dank der genialen Pioniere Gruenzig und Cribier hat die Behandlung von Kardiopathien enorme Fortschritte gemacht und man kann sich vorstellen, dass in naher Zukunft die überwiegende Mehrheit der Eingriffe am Herzen ohne Chirurgie erfolgen kann, mit großen Vorteilen für die Patientinnen und Patienten, besonders im postoperativen Verlauf und in der Rehabilitation.
In diesem Zusammenhang findet am Samstag, den 4. November, im Sheraton Hotel in Bozen das „2. Symposium der interventionellen Kardiologie Trentino-Südtirol“ statt. Dr. Andrea Albani, Kardiologe am Zentralkrankenhaus in Bozen, organisiert am Ende seines vierjährigen Mandats als Regionaldelegierter der GISE, in Zusammenarbeit mit Dr. Roberto Bonmassari, Primar der Kardiologe Trient und Dr. Rainer Oberhollenzer, Primar der Kardiologe Bozen, die Veranstaltung, die von der italienischen Gesellschaft für interventionelle Kardiologie GISE unterstützt wird.
In den beiden autonomen Provinzen Trient und Bozen, obwohl sie mit einer begrenzten Anzahl operativer kardiologischer Zentren (ein Katheterlabor h 24 in Bozen und Trient und ein Labor ohne h24-Dienst in Rovereto), im Vergleich zu den benachbarten Gebieten, insbesondere Lombardei, Venetien und Emilia Romagna, rechnen können, hat sich die Tätigkeit der interventionellen Kardiologie im Einklang mit dem enormen Fortschritt entwickelt und kann der Bevölkerung einen hohen europäischen Qualitätsstandard garantieren.
Das sogenannte Netzwerk zur Behandlung des akuten Myokardinfarktes, wo verschiedene Akteure beschäftigt sind, wie Ärzte des Dienstes 118, der Ersten Hilfe, Kardiologen und Internisten der peripheren und zentralen Krankenhäuser, ist äußerst effizient und gilt als Aushängeschild unserer Realität, das in kürzester Zeit die Rekanalisierung des für den Infarkt verantwortlichen verschlossen Herzgefäßes, garantieren kann.
Als Beleg für die großartige Arbeit, die 2016 in unserer Region geleistet wurde, sind die fast 4000 durchgeführten diagnostischen Koronarangiographien und 2079 Koronarangioplastie-Eingriffe, davon sind 524 mit akutem Myokardinfarkt, 30 wurden hingegen mit TAVI (Aortenklappen-Transkatheter Implantation) behandelt, die kardiochirurgische Unterstützung am selben Krankenhausstandort benötigen und über die nur Trient verfügt.
Das Symposium deckt ein breites Themenspektrum ab, das von der kardiovaskulären Prävention über die Behandlung des akuten Myokardinfarkts, das Management bestimmter klinischer Situationen, wie Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses und kardiogener Schock bis hin zur perkutaner Behandlung bestimmter Herzklappenpathologien, reicht.
An dem Symposium nehmen renommierte Fachleute aus dem nationalen Bereich, darunter Prof. G. Tarantini von der Kardiologischen Universität Padua und Prof. F. Ribichini von der Kardiologischen Universität Verona sowie führende internationale Experten wie Prof. Axel Linke vom Herzzentrum Leipzig, teil.
Der Vergleich, der durch die Rekonstruktion einiger klinischer Fälle und spezifischer Podiumsdiskussionen angeregt wird, ist sicherlich eine Gelegenheit für ein kulturelles Wachstum, um Fähigkeiten zu festigen und sicherzustellen, damit Patientinnen und Patienten die besten Praktiken in der medizinischen Kunst haben.