Von: luk
Brixen – Die Dekadenz Brixen lädt im Oktober und November zu einem besonderen Jazz-Herbst ein. Vier Konzerte, kuratiert von Max von Pretz, präsentieren internationale Musiker:innen, die mit ganz unterschiedlichen Ansätzen zeigen, wie vielfältig Jazz heute klingt: mal poetisch, mal rockig, mal experimentell – und schließlich mit einer starken Stimme aus Afrika.
„Wir wollten ein Programm schaffen, das die Bandbreite des Jazz erfahrbar macht und gleichzeitig neue Horizonte öffnet“, sagt Kurator Max von Pretz. „Von intimer Poesie über energiegeladenes Gitarrenspiel bis hin zu internationaler Zusammenarbeit – dieser Herbst vereint genau das.“
02.10. – Pauline Réage
Der Auftakt gehört dem Leipziger Quartett Pauline Réage um Sängerin, Komponistin und Dichterin Anne Munka. Ihre charismatische Präsenz und Stimme bilden den Mittelpunkt eines Bandsounds, der sich zwischen expressiver Jazzästhetik, performativer Energie und raffinierten Songstrukturen bewegt. Pianistin Olga Reznichenko, Bassist Robert Lucaciu und Schlagzeuger Maximilian Breu verweben komplexe Improvisationen mit klangvollen Anleihen aus Pop und Lyrik. „Ein Konzert, das Herz und Kopf gleichermaßen fordert – und das man so schnell nicht vergisst“, betont von Pretz.
09.10. – Severin Trogbacher Trio – Perseverance
Bekannt als langjähriger musikalischer Partner von Hubert von Goisern, Konstantin Wecker oder Conchita Wurst, zeigt Severin Trogbacher mit seinem Trio nun sein eigenes künstlerisches Gesicht. Sein Gitarrenspiel bewegt sich zwischen rockiger Direktheit, jazziger Freiheit und eindringlicher Melodik. Mit Peter Schönbauer (Bass) und Herbert Pirker (Schlagzeug) entfaltet er auf dem Album „Perseverance“ kraftvolle Klangwelten. „Trogbacher bringt eine Energie mit, die zwischen Rockclub und Jazzbühne pendelt – ein Erlebnis für alle, die gern über Genregrenzen hinweg hören“, so von Pretz.
23.10. – Hypochondrische Ängste
Ein besonderes Highlight ist die Kooperation mit dem Europäischen Zentrum für Literatur und Übersetzung (ZeLT). Das Trio Hypochondrische Ängste verbindet experimentellen Jazz mit Spoken Word und Postpunk. Im Zentrum: Autorin Jorinde Minna Markert, die ihre Texte mit Witz, Wut und sprachlicher Präzision performt. Zusammen mit Jan Frisch (Gitarre) und Volker Heuken (Vibraphon) entsteht ein Klangraum, roh, poetisch und voller Widerstandskraft. „Das ist das Underground-Juwel des Programms – für alle, die neugierig sind auf das Spannungsfeld zwischen Literatur und Musik“, erklärt von Pretz.
27.11. – Yonela Mnana, Benedikt Reising & Soultee Sisters – Echoes of Marabi
Den Abschluss bildet ein seltenes und außergewöhnliches Projekt: Der südafrikanische Pianist und Sänger Yonela Mnana trifft auf den Schweizer Saxophonisten Benedikt Reising und die Soultee Sisters aus Katlehong. Ihr dreistimmiger Gesang verleiht der Musik Tiefe und Emotionalität, während das Album „Echoes of Marabi“ die Tradition des südafrikanischen Jazz der 1930er Jahre in die Gegenwart holt. „Dieses Konzert ist ein Geschenk – solche Gäste aus Südafrika erlebt man in Brixen nicht alle Tage“, schwärmt von Pretz.
Mit diesem Jazz-Herbst zeigt die Dekadenz Brixen einmal mehr, dass sie ein Ort für künstlerische Vielfalt, internationale Begegnung und überraschende Entdeckungen ist. Vier Abende, die zeigen: Jazz ist nicht nur Musik, sondern eine Haltung – zwischen Zorn und Zärtlichkeit, Energie und Poesie, Erinnerung und Zukunft.
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