„Akademie-Gespräche“

Kritischer Blick auf die katholische Soziallehre

Mittwoch, 17. September 2025 | 14:44 Uhr

Von: mk

Brixen – Ist die katholische Soziallehre noch eine tragfähige Basis für Kirche und Gesellschaft? Diese zentrale Frage stand im Mittelpunkt einer hochkarätig besetzten Veranstaltung der Reihe „Akademie-Gespräche“, die in Kooperation zwischen der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen und der Cusanus-Akademie am vergangenen Donnerstag stattfand. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Papst Leo XIV. und die neue soziale Frage“ diskutierten Expertinnen und Experten die Aktualität und Relevanz der katholischen Soziallehre in einer Zeit wachsender gesellschaftlicher Herausforderungen.

Im Zentrum der Diskussion standen die Grundprinzipien der katholischen Soziallehre: die Orientierung an der Menschenwürde, am Gemeinwohl, an der Solidarität sowie an der Verantwortung für die Schöpfung. Diese Prinzipien, so die einhellige Meinung der Podiumsteilnehmenden, seien auch heute noch von hoher Bedeutung – sowohl für politische Entscheidungen als auch für gesellschaftliches und persönliches Handeln.

Das prominent besetzte Podium brachte unterschiedliche Perspektiven aus Politik, Kirche, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ein: Rosmarie Pamer, Landesrätin für sozialen Zusammenhalt, Familie, Senioren, Genossenschaften und Ehrenamt sowie Landeshauptmannstellvertreterin; Beatrix Mairhofer, Caritas-Direktorin der Diözese Bozen-Brixen, Rechtsanwältin und langjährige Bürgermeisterin; Prof. Martin Lintner, Moraltheologe und Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen und Prof. em. Wolfgang Palaver, Professor für Christliche Gesellschaftslehre an der Universität Innsbruck und international tätig.

Die Diskussion machte deutlich: Trotz einer zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung, der Gefahr von Entsolidarisierung und demokratischer Erosion gibt es auch hoffnungsvolle Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft. Dazu zählen etwa das starke zivilgesellschaftliche Engagement für benachteiligte Gruppen oder auch innovative Netzwerkstrukturen, Gewebe, die positive Kräfte an der Basis der Gesellschaften verbinden. Auch die Orientierung an allem Lebendigen als einem Grundkonsens, welcher Menschen über die Grenzen von Weltreligionen hinweg verbinden kann, wurde als universales Prinzip und als Zukunftshoffnung diskutiert.

Moderiert wurde die lebendige und inhaltsreiche Diskussion von Prof. Susanne Elsen, Sozialwissenschaftlerin sowie Benedetta Michelini, Theologin und Bildungsreferentin der Cusanus-Akademie.

Das interessierte Publikum beteiligte sich rege am Gespräch, was die große Aktualität des Themas unterstrich. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, dass die katholische Soziallehre nach wie vor eine inspirierende und tragfähige Grundlage für die Gestaltung einer solidarischen, gerechten und lebensdienlichen Gesellschaft sein kann.

Bezirk: Eisacktal

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