Von: mk
Bozen – In Südtirol wächst der Anteil der Lehrlinge mit Migrationshintergrund. In den deutschen und ladinischen Berufsschulen lag er zuletzt bei sechs Prozent, in italienischen Berufsschulen bei 33 Prozent. Auch auf dem Arbeitsmarkt spielen Lehrlinge mit Migrationshintergrund eine zunehmend wichtige Rolle. Viele von ihnen erfahren Ausgrenzung und Alltagsrassismus, sind sich dessen aber oft nicht bewusst, zeigt eine Studie. Gemeldet werden nur wenige Fälle von Diskriminierung. Die Studie „Lehrlinge, Diskriminierung und Alltagsrassismus in Südtirol“, die Eurac Research im Auftrag der Gewerkschaft AGB-CGIL durchgeführt hat, wird am Montag, 30. September, vorgestellt und diskutiert.
Es passiert, dass immer wieder Witze über den Akzent gemacht werden oder dass man zur gemeinsamen Kaffeepause nicht eingeladen wird – die berichteten Erfahrungen reichen von solchen subtilen Ausgrenzungen, die man als „kleinere“ und „nicht böse gemeinte“ Vorkommnisse abtun könnte, bis hin zu Erzählungen von ganz offensichtlicher Diskriminierung, etwa, dass man immer die schlechteren Arbeitszeiten zugeteilt bekommt als die „einheimischen“ Kolleginnen und Kollegen oder struktureller Diskriminierung, zum Beispiel, dass Mittelschulabgängerinnen und -abgängern mit Migrationshintergrund häufiger empfohlen wird, die Berufsschule zu wählen, unabhängig von ihren Kompetenzen und Interessen.
„Unsere Studie hat gezeigt, dass es sehr viele Schattierungen von Diskriminierung gibt. Gerade deshalb ist es schwierig, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, was Diskriminierung oder Alltagsrassismus ist, wie Betroffene darüber reden können – gerade wenn es Jugendliche sind, die als Lehrlinge in der Hierarchie ihres Arbeitsumfelds ganz unten stehen, und gezielte Maßnahmen dagegen zu ergreifen“, erklärt Johanna Mitterhofer, Sozialanthropologin von Eurac Research.
Für die Studie hat Mitterhofer Fragebögen ausgewertet, die von Lehrlingen aus drei Südtiroler Berufsschulen ausgefüllt worden waren, Interviews mit Fachleuten aus den Bereichen Berufsbildung, Schule, Arbeit und Integration geführt und Workshops mit Lehrlingsklassen durchgeführt. „Viele Lehrlinge kennen ihre Rechte und Pflichten nicht und wissen nicht, was Arbeitgeber dürfen und was nicht. Dadurch können sie leicht zu Opfern von ungerechter Behandlung oder Ausnutzung werden“, sagt Mitterhofer.
Das betreffe alle Lehrlinge, doch fehle jenen mit Migrationshintergrund oft die Unterstützung der Eltern in solchen Fragen. Daher sei vor allem Aufklärungsarbeit wichtig, nicht nur in den Schulen, wo laut Mitterhofer zum Teil schon viel Informations- und Sensibilisierungsarbeit geleistet wird, sondern auch in der Wirtschafts- und Arbeitswelt. „Es wird zwar sehr viel über Arbeitskräftemangel, aber noch viel zu wenig über Diskriminierung geredet. In den Unternehmen und Betrieben Südtirols muss mehr Sensibilisierung stattfinden und proaktiv mit dem Thema Diskriminierung umgegangen werden“, unterstreicht die Forscherin.
Betroffene können sich – auch anonym – an die Antidiskriminierungsstelle des Landes wenden unter: T 0471 946020, info@antidiskriminierungsstelle.bz.it
Die Studienergebnisse können unter diesem Link abgerufen werden.
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16 Kommentare auf "Lehrlinge und Diskriminierung: Es wird zu wenig darüber geredet"
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Es kommt immer drauf an, wie, und welche Diskriminierung das ist…heintzitoge terfsch zi an Lehrbui jo sogn a nix ma, sebm droht er dir no mit a Anzeige… De Biablan fa haint, tian jo hebm a nix ma… sebm hettn mir fria nochn erschtn Tog in Hondtuich geworfn… a Mensch muss a awin Abgehärtet werden für sein zukünftiges Leben… aber das versteht nur meine Generation!!
Das deine Methoden aus dem letzten Jahrhundert sind ist hinlänglich bekannt.
Man muß Lehrlinge nicht drangsalieren, abhärten wie du es nennst. Wogegen abhärten? Sie sind zum lernen und Arbeiten da …
NG@ du checkst gar nix…
Lehrjahre sind keine Herrenjahre.
Sind sich dessen oft nicht bewusst?? A studie va leit wos no nia afa baustelle worn. A die Einheimischen tickn sich gegnseitig lei gleich
Integration ist keine Einbahnstraße, wir werden auch daran gemessen, wie weit wir unsere europäischen Werte im Alltag leben
Die werden nicht gelebt. Typisches Beispiel war als die Albaner kamen. Niemand wollte sie einstellen, egal was sie konnten. Dann, langsam als Putzpersonal und jetzt ne Stufe darüber. Der Rest hat sich aus der Not ohnehin selbstständig gemacht und verdient mehr als so mancher Einheimischer.
Den Afrikanern ergeht es jetzt genauso!
Als Mitbürger werden heute nicht mal die Albaner gesehen obwohl sie seit Jahrzehnten hier sind.
Und dann wird dauernd davon gesprochen sie sollten sich integrieren? Das ist blanker Hohn!
33% der Lehrlinge haben Migrationshintergrund und es werden mehr werden. Anstatt froh zu sein das wir gut ausgebildete Fachkräfte bekommen werden sie stattdessen teilweise gemobbt. Ist den Südtirolern immer nich nicht klar das wir sie in Zukunft dringendst brauchen? Wie jeden der neu dazu kommt.
Eigentlich müsste man jedes Kind von Flüchtlingen sofort unterstützen und absolut jede Hilfe zuteil kommen lassen. Wir müssen die Leute selbst ausbilden, nicht aus dem Ausland fertig holen denn dazu fehlt uns das Geld.
@N.G. Wozu fehlt uns das Geld? „Um sie aus dem ausland zu holen“ – weil wir nicht ihre lohnanforderungen erfüllen? Glaubst du nicht auch so werden viele ins ausland abwandern?
mir san fria a awien gipflanzt giwordn und hot ins a nicht gitun. wor oft sogor lustig… heint seinse olla sofl empfindlich dassman gor nichtma sogn derfat.
Man muss dumme “Traditionen” nicht wiederholen.
Hat auserdem mit Ausgrenzung und Mobbing gar nichts zu tun.
Wer sich durch Arbeit integriert und sich sonst nix zu Schulden kommen lässt, sollte willkommen sein!
Integration bedeutet VIEL MEHR! Das klingt bei dir eher nach Duldung!
anstatt respekt vor diesen leuten zu haben, kriegen sie hass zu spüren. zum schämen
Wenn es nur noch Rechte und keine Pflichten mehr gibt wird alles den Bach runtergehen. Die Jugendlichen sind nicht blöd und kriegen das gut unter sich geregelt. Ich streite das Problem nicht ab aber da müssen die Jugendlichen auch Bock haben bei einer Gewerkschaft mitzumachen und für die Lehrlinge zu kämpfen. Da sehe ich bei uns wenig Bereitschaft. Es hat sich schon sehr viel getan im Vergleich von vor 40 Jahren als ich Stift war und es noch Prügel gab.
Sauerei, ich hab was gegen Menschen die sich schlecht benehmen, aber die Arbeiten und sich integrieren sind herzlich willkommen und brauchen Unterstützung, tut mir sehr leid