Von: mk
Franzensfeste – Zur Wiedereröffnung der Festung nach der Winterpause liest der österreichische Autor Raoul Schrott im Rahmen der Ausstellung „Grenzgänge: Julia Bornefeld & Michael Fliri“ aus seinem 800 Seiten umfassenden Werk „Erste Erde. Epos“.
Grenzen und Grenzerfahrungen sind das große Thema, das die beiden Künstler Julia Bornefeld und Michael Fliri in der Franzensfeste mit Arbeiten auf Leinwand, Fotografien, Videoinstallationen und Skulpturen, untersuchen.
Für Julia Bornefeld wurde die Festung für eine Zeit lang zu ihrem Atelier. Vor Ort hat sie sich mit der Theorie morphischer Felder des Biologen Rupert Sheldrake auseinandergesetzt, die sich zwischen Entwicklungsbiologie und Parapsychologie bewegt. In den dabei entstandenen Werkserien haben sich Naturerscheinungen, der Schnee sowie die Dunkelheit, eingeschrieben. In einer anderen Installation aus schwebenden und klingenden Schwämmen, lässt die Künstlerin die Grenze zwischen belebter und unbelebter Materie verschwimmen.
Auch Michael Fliri nutzt die Festung als Habitat für seine chimären Schöpfungen. Masken und ihre unterschiedlichen Funktionen und Bedeutungen sind ein wiederkehrendes Thema in seinen Arbeiten. Der Hohlraum, die Leerstelle zwischen Maske und Mensch steht dabei im Mittelpunkt: Wo höre ich auf und wo beginnt die Welt? Für dieses Übergleiten in unterschiedliche Zustände entwickelt der Künstler magische Szenerien.
Mit der Lesung Raoul Schrotts aus seinem „Erste Erde. Epos“ will die Festung Franzensfeste an diese Narrative und Phänomene anknüpfen, sie vertiefen und künstlerische Erkenntnismöglichkeiten mit naturwissenschaftlichen verweben. „Erste Erde. Epos“ ist der Versuch eines zeitgenössischen Epos über die humane Tragweite des Wissens über die Welt. In wechselnden poetischen Formen versammelt der Autor wissenschaftliche Erkenntnisse und erkundet die epische Dimension der Naturgeschichte – vom Urknall, über die Entstehung der Erde, hin zur biologischen Evolution.
Physik, Geologie und Biologie, das Wissen über die Entstehung der Alpen, oder das Leben der Schwämme ist in die Erzählungen einzelner Figuren und ihrer Lebensgeschichten eingebettet und wird dadurch anschaulich. Mit Poesie macht Raoul Schrott erfahrbar, wovon die Wissenschaft in abstrakter Terminologie redet. Wissen über die Welt verwandelt sich in Ethik. „Erste Erde. Epos“ ist eine 800 Seiten starke enzyklopädische Annäherung an den Menschen und seinen Platz in der Welt.
Raoul Schrott, geboren 1964, ist Reisender, Forschender und Dichter. Viele Leser kennen seine Romane und Gedichte, seine großen Übersetzungen des Gilgamesch-Epos und der Ilias, seine Essays und Debatten mit anderen Dichtern und Wissenschaftlern. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Peter-Huchel- und den Joseph-Breitbach-Preis. Neben Erste Erde. Epos (2016) erschien zuletzt der Gedichtband Die Kunst an nichts zu glauben (2015), der Essayband Politiken & Ideen (2018) und eine Übersetzung aus dem Französischen: Martin Schneitewind, An den Mauern des Paradieses. Roman (2019). Raoul Schrott lebt in Vorarlberg.
Die Lesung mit Raoul Schrott findet am Donnerstag, 14.3., um 19.30 im Pulvermagazin der Festung Franzensfeste statt. Der Eintritt ist frei.
Beginn der Lesung: 19.30Uhr
Anlässlich der Veranstaltung bleibt die Ausstellung „Grenzgänge. Julia Bornefeld & Michael Fliri“ ab 19.00 Uhr geöffnet.