Ein magischer Ort: Das Chillida Leku Museum

Spanien feiert den 100. Geburtstag von Eduardo Chillida

Mittwoch, 10. Januar 2024 | 08:52 Uhr

“Mein Vater setzte sich gerne unter diese Eiche, um seine Werke zu beobachten und nachzudenken”, sagt Luis Chillida. Der Ort hat etwas Friedliches, Beruhigendes. Ein wenig nostalgisch schweift sein Blick über die hügelige Grünfläche, auf der Dutzende imposanter Eisenskulpturen von Eduardo Chillida (1924-2002) verteilt sind. Am heutigen 10. Jänner vor 100 Jahren wurde er geboren.

Eigentlich passen die abstrakt-minimalistischen Werke gar nicht in diese Naturlandschaft. Doch sie treten auf geheimnisvolle und gleichzeitig natürliche Weise mit der Natur und den uralten Bäumen in einen Dialog. Die Skulpturen geben dem Ort etwas Magisches, nahezu Mystisches. Und genau das machte Chillida zu einem der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts.

Wie kein anderer Künstler stellte er eine ganz spezielle Verbindung zwischen seinem Werk und dem Ort her, an dem es ausgestellt ist, meint sein Sohn Luis. Und an kaum einem Ort wird man sich dem so sehr bewusst wie hier im “Chillida Leku”, einem zwölf Hektar großen Freilichtmuseum in Hernani an der nordspanischen Atlantikküste bei San Sebastián, mit dem sich Chillida im Jahr 2000 seinen eigenen Lebenstraum verwirklichte.

Mittelpunkt des Skulpturenparks ist ein alten Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert, das für Ausstellungen benutzt wird. Bis Mitte April läuft hier noch die Exposition “Universo Maeght”, welche Dialoge zwischen Chillidas Werken und denen seiner Künstlerfreunde wie Alexander Calder, Alberto Giacometti oder Joan Miró herstellt. Doch die Ausstellung ist nur der Anfang einer ganzen Reihe von Sonderausstellungen, mit denen Spanien bis weit ins Jahr 2025 Chillida feiert. Von San Sebastián über Bilbao und Valladolid bis nach Menorca finden das ganze Jahr über die Expositionen und Jubiläumsveranstaltungen statt.

Aber auch im Ausland feiert man Chillida. Das Würth Museum Künzelsau zeigt in Deutschland noch bis Oktober “Anthony Caro und Eduardo Chillida”. Ab März beleuchtet die Galería de Arte der Universität von Santiago de Chile sein Werk, während das San Diego Museum of Art in den USA “Eduardo Chillida: Covergence” seine Skulptur- und Papierarbeiten zeigt, von denen einige bereits auch bis September 2023 in der Kunsthalle Krems in der Schau “Gravitation” zu sehen waren.

In den Jubiläumsausstellungen soll es dabei vor allem auch darum gehen, Chillidas Sensibilität, seinen kreativen Prozess, seine Lebens- und Kunstphilosophie und seine Werte zu vermitteln, erklärt Luis Chillida, Präsident der Chillida-Stiftung, im Gespräch mit der APA. Es gehe auch darum, seine moralischen Werte und seinen Glauben an Gleichheit, Toleranz, Freiheit zu zeigen, die in all seinen Werken zum Ausdruck kommen.

“Er war ein ehrlicher, tiefgründiger, nachdenklicher und reflektierender Mensch. Das sieht man auch in jedem seiner Werke”, meint Luis Chillida. Er selber bezeichnete sich einst als “Architekt der Leere”, der in seinen monumentalen und gleichzeitig minimalistisch-abstrakten Werken mit Raum und Volumen, Hell und Dunkel, Fülle und Leere spielte.

Für die Schaffung seiner Skulpturen verwendete er häufig Materialien wie Stahl, Stein und Beton, die einen starken Bezug zur natürlichen Landschaft haben. Er arbeitete oft mit Grundformen wie Kreisen, Kugeln, Würfeln und Zylindern. “Für meinen Vater war aber vor allem die Ausstellung seiner Werke im öffentliche Raum wichtig, um die Kunst zu demokratisieren und für alle sichtbar und erlebbar zu machen”, erklärt Luis Chillida.

So sind Chillidas tonnenschweren Stahlskulpturen heuer überall auf der Welt auf öffentlichen Plätzen und in Naturlandschaften zu sehen. Von seinen berühmten “Windkämmen” an der felsigen Küste San Sebastián über den Olympiapark im Schweizerischen Lausanne bis hin zur 90 Tonnen schweren “Berlin”-Stahlskulptur vor dem Berliner Kanzleramt, die gleichzeitig Trennung und Wiedervereinigung symbolisiert.

Chillidas minimalistischer Ansatz und seine Verbindung zur Naturlandschaft gelten noch heute als Inspirationsquelle für viele zeitgenössische Künstler.

(Von Manuel Meyer/APA)

(S E R V I C E – www.museochillidaleku.com)

Von: apa