Wie Frauen kämpfen - Kämpfen wie Frauen

Teilnahmerekord bei Summer School Südtirol: Mehr als 600 Teilnehmende

Mittwoch, 30. August 2023 | 11:38 Uhr

Von: luk

Feldthurns – Es wurde diskutiert, referiert, dialogisiert, Bewusstheit geschaffen: Zum neunten Mal fand vom 20. bis 25. August 2023 auf Schloss Velthurns die Summer School Südtirol statt. Sie stand unter dem Motto „Wie Frauen kämpfen, denken, reden, handeln, lieben“. Afghanistan, Belarus, Iran, Polen und Südtirol waren die Schauplätze. An sechs Summer-School-Abenden kamen mehr als 600 Menschen nach Feldthurns, um Autorinnen, Filmemacherinnen und Aktivistinnen aus Krisen- und Kriegsgebieten zuzuhören. Sämtliche Protestbewegungen in diesen Ländern werden von Frauen angeführt. Ihre Strategien sind unterschiedlich, doch eines lässt sich erkennen: Sie kämpfen kollektiv, sind progressiv, inklusiv und ohne Waffengewalt.

Schriftstellerin und Theaterautorin Maxi Obexer (Feldthurns/Berlin) hat die Summer School Südtirol 2015 mit dem Ziel gegründet, wichtige Fragen der Gegenwart mit der Öffentlichkeit zu teilen, und dabei die Erfahrungen von Expert:innen aus verschiedenen Bereichen zusammenzuführen.An der diesjährigen Summer School war unter anderen Nahid Shahalimi zu Gast, eine afghanisch-kanadische Autorin und Filmemacherin. „Alle, die sie kennenlernen durften, waren hingerissen von ihrer Strahlkraft, von ihrem Engagement, von den Geschichten, die sie uns mitbrachte“, so Obexer. „Es war kein Opfermythos, der beschworen wurde, sondern der aufrechte Kampf um die Rechte, die allen gleichermaßen zustehen.“

Nahid Shahalimi: „Nein, wir werden nicht schweigen und wir verharren nicht in Schockstarre – wir sind noch da! Wir müssen gehört werden! Darum ist mein Appell: Hört diesen Frauen zu, seht, wer sie sind, seht ihren Einsatz für die Freiheit und für ihre Rechte. Seht sie in einem neuen Licht, sie sind keine Opfer, sie brauchen kein Bedauern, sondern eine Plattform, Unterstützung und Solidarität.“

So war es auch mit den anderen Gästen der diesjährigen Summer School, darunter Sylwia Urbanska aus Polen oder Razieh Aghajari, die aus dem Iran berichtet hat, und viele andere mehr.

„Es ist das Geheimnis der Summer School: Wir bieten die Plattform und mit uns verbindet sich eine ganze Welt. Wir sorgen dafür, dass die Frauen gehört, dass sie nicht zum Verstummen gebracht werden.“ Denn das sei es, was autoritäre Regime und alle Formen des Frauenhasses am heftigsten wünschen: unsichtbare Frauen.

Stattdessen sind es starke Persönlichkeiten, die bei der Summer School in Feldthurns auf Schloss Velthurns tiefe und berührende Einblicke gegeben haben, die Analysen und Erkenntnisse vermittelt haben und die Teilnehmenden mit ihrer Literatur und Poesie in eine gemeinsame Welt geholt haben. „Im kämpferischen Geist verbirgt sich eine Schönheit, die alle inspirierte – auch im Kampf gegen den Frauenhass vor der eigenen Tür, sagt Maxi Obexer.“ Eine Frau aus dem Publikum vermittelte es kurz und prägnant: “Diese Frauen öffnen Türen”.

Gekämpft wird auch für einen würdevolleren Umgang mit Natur und Menschen. Landwirtinnen aus Südtirol, Julia Fischer und Anita Kuppelwieser Gasser waren zu Gast an der Summer School, und berichteten von den Möglichkeiten, ebenso wie die Expertin für den European Grean Deal, Verena Ringler.

Maxi Obexer und das Summer-School-Team Anna Heiss, Judith Waldboth und Maria Lobis freuen sich: „Wir konnten ein tolles und begeistertes Publikum gewinnen für unser vielseitiges Programm aus Lesungen, Vorträgen, Diskussionsrunden – und einem Konzert mit dem ,Archiv seltener Arten‘“: Zum Auftakt am 20. August hatten Elisabeth R. Hager und Martin Mallaun gemeinsam mit dem Klangkünstler Richard Eigner bedrohten Pflanzenarten mit schrägen Minihörspielen Stimme und Musik gegeben. In witzigen und tiefgründigen Dramoletten erzählten sie vom Alltag in der Schwundstufe verschwindender Arten und reflektierten aus deren marginalisierten Position heraus.

Seit 2015 sind im Zuge der Summer School Südtirol mehr als 4.500 Menschen nach Feldthurns gekommen. Die öffentlichen Veranstaltungen im Forum, die Eröffnungsfeste sowie die Abschluss-Veranstaltungen haben ein ständig wachsendes Publikum angezogen.

 

Bezirk: Eisacktal