Tonio Schachinger in der Endrunde für den Deutschen Buchpreis

Tonio Schachinger hat Chancen auf den Deutschen Buchpreis

Dienstag, 19. September 2023 | 11:54 Uhr

Der junge Wiener Tonio Schachinger ist mit seinem Schulroman “Echtzeitalter” im Finale für den Deutschen Buchpreis. Von sechs Österreicherinnen und Österreichern hat nur er den Sprung auf die heute veröffentlichte Shortlist geschafft. Neben ihm sind Terézia Mora (“Muna oder Die Hälfte des Lebens”), Necati Öziri (“Vatermal”), Anne Rabe (“Die Möglichkeit von Glück”), Sylvie Schenk (“Maman”) und Ulrike Sterblich (“Drifter”) nominiert. Die Siegerkür findet am 16. Oktober statt.

Der 31-jährige Schachinger, als Sohn eines österreichischen Diplomaten und einer mexikanisch-ecuadorianischen Künstlerin in Neu-Delhi geboren, verarbeitet in “Echtzeitalter” seine eigene Schulzeit im Wiener Theresianum und liefert mit seinem Roman quasi eine Weiterführung von Friedrich Torbergs “Der Schüler Gerber” aus dem Jahr 1930. Protagonist Till Kokorda ist der neue Kurt Gerber und sein Klassenvorstand, der Deutschprofessor Dolinar, der neue “Gott Kupfer”: gefürchtet, ungerecht, fordernd, auf Pünktlichkeit und Disziplin höchsten Wert legend, seine Schüler immer wieder beschimpfend und mit umfangreichen Strafen ihre karge Freizeit minimierend. Die braucht Till aber dringend, denn im Internet-Gaming arbeitet er sich gerade in die Weltspitze vor. Auch Schachinger selbst hat eine erstaunliche Karriere hingelegt: Schon sein Debütroman “Nicht wie ihr”, der die Innensicht auf das Leben eines jungen österreichischen Topfußballprofis bot, schaffte es 2019 in die Endauswahl für den Deutschen Buchpreis.

Auf der diesjährigen Shortlist befänden sich “sechs Romane, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Sie spielen zu unterschiedlichen Zeiten, beschreiben unterschiedliche Milieus in unterschiedlichen Ländern und finden dafür die je überzeugendsten Ausdrucksmittel”, wurde Jurysprecherin Katharina Teutsch am Dienstag in einer Aussendung zitiert. “Legt man diese Sechs aber nebeneinander, kommen sie unweigerlich miteinander ins Gespräch. Dieses Gespräch handelt von unseren Prägungen: von Erziehung und sozialer Herkunft, von politischen Ideologien, von dramatischen Systemwechseln und den Härten der Migration – von all dem also, was unsere Gegenwart ausmacht und herausfordert. Darüber wird mit so viel Scharfsinn, aber auch Witz und Wärme geschrieben, dass wir uns nach der Lektüre dieser Shortlist nicht nur die Frage stellen, wo wir herkommen, sondern auch wo wir hinwollen.”

In diesem Jahr waren insgesamt 196 Romane von 113 deutschsprachigen Verlagen im Rennen. Von den teilnehmenden Verlagen stammten 83 aus Deutschland, 20 aus Österreich und zehn der Schweiz. Auf die Longlist schafften es elf Autorinnen und neun Autoren, darunter mit Clemens J. Setz, Raphaela Edelbauer, Thomas Oláh, Teresa Präauer, Kathrin Röggla und Tonio Schachinger sechs aus Österreich.

Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wird seit 2005 verliehen. Der Preis ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert: Der Sieger oder die Siegerin erhält 25.000 Euro, die übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2.500 Euro. Der Deutsche Buchpreis wird von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vergeben. Im vergangenen Jahr ging der Preis an Kim de l’Horizon für den Roman “Blutbuch”.

(S E R V I C E – https://www.deutscher-buchpreis.de/)

Von: apa